Gestern war mein letzter Tag in der Redaktion. Das große Warten hat angefangen. Was tun?
Schlafen, lesen, atmen lernen, wieder. Schlafen, lesen, träumen lernen, wieder, mit Musik im Ohr spazieren, bis ans Ende der Welt - des unsichtbaren Mondes und man die Füße nicht mehr spüren kann. Schlafen im Gras unter den Sternen, lesen bis der Morgenfrüh mich weckt, leben lernen, wieder. Nicht leise sein. Mich mit den Blumen einreiben. Mit dem Sommer in den Gerüchen einhergehen! Lachen.
Zu den Büchern, die gelesen werden, zählen unter anderem diese hier: Ludwig von Mises "Wom Wert der besseren Ideen. Sechs Vorlesungen über Wirtschaft und Politik", Milton Friedman "Kapitalismus und Freiheit", Andre Gorz "Brief an D.", wieder Mascha Kaleko "Die paar leuchtenden Jahre", Sandor Marai "Die Glut".
Bevor der Zug mich heimfährt, lasse ich hier einige Gaben, die mir zuteil wurden und die mich in der nächsten Zeit begleiten werden.
Zunächst möchte ich den wunderbaren amerikanischen Historiker und Strategiker Edward Luttwak empfehlen, dessen brillanter Humor und Verstand mich beeindrucken.
"Edward Luttwak is a rare bird whose peripatetic life and work are the envy of academics and spies alike. A well-built man who looks like he is in his mid-50s (he turns 70 next year), Luttwak—who was born in 1942 to a wealthy Jewish family in Arad, Romania, and educated in Italy and England—speaks with a resonant European accent that conveys equal measures of authority, curiosity, egomania, bluster, impatience, and good humor. He is a senior associate at the Center for Strategic and International Studies at Georgetown University, and he published his first book, Coup d’État: A Practical Handbook, at the age of 26. Over the past 40 years, he has made provocative and often deeply original contributions to multiple academic fields, including military strategy, Roman history, Byzantine history, and economics. He owns a large eco-friendly ranch in Bolivia and can recite poetry and talk politics in eight languages, a skill that he displayed during a recent four-hour conversation at his house, located on a quiet street in Chevy Chase, Md., by taking phone calls in Italian, Spanish, Korean, and Chinese, during which I wandered off to the porch, where I sat and talked with his lovely Israeli-born wife, Dalya Luttwak, a sculptor."
Fragen an ihn:Lest unbedingt weiter seine Unterhaltung zum Arabischen Frühling, Russland, Osama bin Laden und Israel: Q&A: Edward Luttwak
"There have been many different explanations given over the past 10 years for the strength of the American-Israeli relationship, ranging from the idea that Israel has the best and most immediately deployable army in the Middle East, to the idea that a small cabal of wealthy and influential Jews has hijacked American foreign policy.
You mean the Z.O.G.? The Zionist Occupied Government?
Yes.
Personally, from an emotional point of view, myself, as me, I prefer the Z.O.G. explanation above all others. I love the idea that the Zionists have sufficient power to actually occupy America, and through America to basically run the world. I love the idea of being a member of a secretive and powerful cabal. If you put my name Luttwak together with Perle and Wolfowitz and you search the Internet, you will get this little list of people who run the American government and the world, and I’m on it. I love that."
Poesie
Was war mit Poesie? Sie hören, sie mit dem Herzen eins schlagen lassen, lesen und schreiben.
Bei der Verleihung des Ludwig-Börne-Preises 2007 an Henryk
M. Broder hat er Folgendes in seiner
Dankesrede in der Paulskirche vorgetragen:
"Die Frage, ob ich verrückt bin oder die anderen, werden wir heute nicht klären können, sie muss offen bleiben, vorläufig. Ich weiß nur, dass ich nicht der Einzige bin, der sie sich stellt. Jemand, dem ich viel verdanke, bei dem ich viel gelernt und einiges geklaut habe, hat sie sich immer wieder gestellt: der Geschichtenerzähler und Kabarettist Hanns Dieter Hüsch, das Schwarze Schaf vom Niederrhein. Hüsch war, ohne selbst den Anspruch zu erheben, ein Philosoph oder, wie man auf Jiddisch sagen würde: a Mensch. Er hat von der “Solidarität der Einzelidioten” gesprochen und viele wunderbare Texte geschrieben, darunter einen, der in meinem Kopf rumort, seit ich ihn das erste Mal gehört habe. Erlauben Sie mir, als Verbeugung vor einem großen Meister der Sprache Ihnen diesen Text vorzulesen:
Ich sing für die Verrückten
Die seitlich Umgeknickten
Die eines Tags nach vorne fallen
Und unbemerkt von allen
An ihrem Tisch in Küchen sitzen
Und keiner Weltanschauung nützen
Die tagelang durch Städte streifen
Und die Geschichte nicht begreifenDie sich vom Kirchturm stürzen
Die Welt noch mit Gelächter würzen
Und für den Tod beizeiten
Sich selbst die Glocken läuten
Die mit den Zügen sich beeilen
Um nirgendwo zu lang zu weilen
Die jeden Abschied aus der Nähe kennen
Weil sie das Leben Abschied nennen
Die auf den Schiffen sich verdingen
Und mit den Kindern Lieder singen
Die suchen und die niemals finden
Und nachts vom Erdboden verschwindenDie Wärter stehen schon bereit mit Jacken
Um werkgerecht die Irrenden zu packen
Die freundlich auf den Dächern springen
Für diese Leute will ich singen
Die in den großen Wüsten sterbenDen Schädel längst schon voller Scherben
Der Sand verwischt bald alle Spuren
Das Nichts läuft schon auf vollen Touren
Die sich durchs rohe Dickicht schieben
Vom Wahnsinn wund und krank gerieben
Die durch den Urwald aller Seelen blicken
Den ganzen Schwindel auf dem Rücken
Ich sing für die Verrückten
Die seitlich Umgeknickten
Die eines Tags nach vorne fallen
Und unbemerkt von allen
Sich aus der Schöpfung schleichen
Weil Trost und Kraft nicht reichen
Und einfach die Geschichte überspringen
Für diese Leute will ich singen.
Hanns Dieter, ich danke dir. Und ich danke Ihnen, dass Sie mir zugehört haben." Quelle
Ohne Musik sein? Nein!
Danke an jemanden für viele dieser wunderbaren Dinge.
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