27. Mai 2009

Miteinander schlafen

* * *
Seit wann dreht sich die Uhr um meine Kissen.
Bin ich nicht wach oder in Träume eingehaucht.
Dreh' den verletzten Finger in das Licht, betrachte.
Ist er wie linke Hälfte meines Herzens.
Lädiert, verbrannt und fliegt. Zur Sonne brach.



* * *
Am Nachmittag in Hitze miteinander schlafen.
Das geht nie gut, das drückt dir aufs Gemüt.
Du trinkst von mir und bringst der Venus und dem Mars die Opfer.
Ich liege da, Schweiß trinkt sich von der Stirn mit Lippen.
Blut fließt in dir, deine Pupillen sind betrunken.
Du fließt mit Schweiß und Anderem in mich.

27. Mai 2009, Abend

Schöne Musik und vor allem Bilder, die in den weiblichen Körper übergehen und mit ihm verschmelzen:

M83 "Skin of the Night"


"She digs her nails into her naked chest
Miles of veins fan out like a road map
She pulls back the skin to show her ribs
That twinkle like shooting stars."
Lyrics

25. Mai 2009

Modigliani



Die Bundeskunst- und Ausstellungshalle in Bonn zeigt bis zum 30. August*09 Amedeo Modigliani.
Seit 17 Jahren gab es seine Werke nicht in solcher Größe in einer Kunstsammlung in Deutschland zu bestaunen.


"(...) Seine Aktgemälde wurden als obszön angesehen, die Polizei schloss seine Ausstellung. Das Leben des Italieners in Paris galt als das eines klassischen, verarm­ten Bohemiens, ein Leben voller Liebe, Suff und romantischer Tragik. Und dann, mit 35, stirbt dieses verkannte Genie an Tuberkulose, seine wunderschöne, hochschwangere Geliebte Jeanne Hébuterne stürzt sich aus dem fünften Stock zu Tode – angeblich, weil er ihr vom Sterbebett aus hatte ausrichten lassen, er wolle sie im Jenseits als Modell wiedersehen. Die Legenden um Leben und Sterben Modiglia­nis wucherten. "Ein bisschen zu viele letzte Worte für einen einzigen Mann", schrieb die Modigliani-Tochter Jeanne in ihrer Biografie des Vaters, in der sie versuchte, Legende und Wirklichkeit zu trennen.(...)" weiter lesen

Bildstrecke

"(...) Die Ausstellung unternimmt den Versuch, die große Kraft der – sich auf den ersten Blick scheinbar stark ähnelnden – Bilder Modiglianis zu offenbaren. Sie will darlegen, wie er mit der formalen Einheitlichkeit seines Schaffens, oft verbunden durch den roten Faden der Melancholie, zu einer Individualität in der Darstellung gelangt, der man sich nicht entziehen kann. Zunächst orientiert an damaligen Kunstströmungen findet er bald seinen eigenen Stil, hält sich treu an den ihm vertrauten Gegenstand und zollt ihm mit seinen tiefen Empfindungen liebevollen Respekt. Seine Werke belegen alle die lustvolle, unruhige Lebensweise eines Künstlers, der sich mit tiefer Traurigkeit seiner Verletzbarkeit und Endlichkeit von Kindesbeinen an bewusst ist und der die Euphorie des Rausches braucht, um zu leben und zu arbeiten." weiter lesen

"(...) Modiglianis Porträts entstanden zu einer Zeit, in der sich die Kunst einem neuem Konkurrenzmedium ausgesetzt sah, dem Film. Die Art, wie er und auch Picasso Körper zeigen, ist auf unterschiedliche Weise cineastisch, dem bewegten Bild verwandt. Aber während Picasso harte Schwenks vornimmt, einen Schenkel an den Arm, ein Auge ans Ohr schneidet, lässt Modigliani das malerische Kameraauge sanfter über die Körper gleiten, zoomt sich unmerklich an einen Hals, an einen Schenkel heran, verlangsamt an einer Elle. Deswegen wirken manche Figuren merkwürdig verschoben und gedehnt, Köpfe zu klein, Beine, Hälse viel zu mächtig; sie zeigen keine korrekt aneinandergeführten Körperteile, sondern eine Anatomie der Aufmerksamkeit. Vielleicht entsteht durch diesen unmerklichen Zoom das, was immer als „Sog“ von Modiglianis Bildern beschrieben wird." weiter lesen

2004 kam bereits der Film (mit Andy Garcia und Elsa Zylberstein) über den begnadeten Maler in die Kinos - "Modigliani". ( Französischer Trailer ist hier, englische Version ist hier zu finden.)


Seine Biographie und Bilder auf
wikipedia.

Robert Frost and Love

Robert Frost (1874-1963)
"Love and a Question"


A stranger came to the door at eve,
And he spoke the bridegroom fair.
He bore a green-white stick in his hand,
And, for all burden, care.
He asked with the eyes more than the lips
For a shelter for the night,
And he turned and looked at the road afar
Without a window light.

The bridegroom came forth into the porch
With, 'Let us look at the sky,
And question what of the night to be,
Stranger, you and I.'
The woodbine leaves littered the yard,
The woodbine berries were blue,
Autumn, yes, winter was in the wind;
'Stranger, I wish I knew.'

Within, the bride in the dusk alone
Bent over the open fire,
Her face rose-red with the glowing coal
And the thought of the heart's desire.

The bridegroom looked at the weary road,
Yet saw but her within,
And wished her heart in a case of gold
And pinned with a silver pin.

The bridegroom thought it little to give
A dole of bread, a purse,
A heartfelt prayer for the poor of God,
Or for the rich a curse;

But whether or not a man was asked
To mar the love of two
By harboring woe in the bridal house,
The bridegroom wished he knew.





"The Telephone
"

'When I was just as far as I could walk
From here today,
There was an hour
All still
When leaning with my head again a flower
I heard you talk.
Don't say I didn't, for I heard you say--
You spoke from that flower on the window sill-
Do you remember what it was you said?'

'First tell me what it was you thought you heard.'

'Having found the flower and driven a bee away,
I leaned on my head
And holding by the stalk,
I listened and I thought I caught the word--
What was it? Did you call me by my name?
Or did you say--
Someone said "Come" -- I heard it as I bowed.'

'I may have thought as much, but not aloud.'

"Well, so I came.'

Inspiration

Einige Web-Adressen für die Inspiration.

Design: Inspire me, now! http://szymon.tumblr.com/
http://laissezfairedesign.blogspot.com/
Mädchenhaft schöne und leichte Bilder, Mode, Musik: http://www.thecherryblossomgirl.com/
Fashion: http://fashiontography.blogspot.com/

7. Mai 2009

"L'adorer"

Mein Lieblingswort ist "Du", nicht "ich". Auch wenn letztes mit "Nein" zusammen viel zu oft meine Lippen verlassen... Auch wenn die Nächte das Fieber auftreiben lassen und man einsam und stumm mittendrin in der Menschenmenge ist... Das ändert nichts.

Etienne Daho "L'adorer"

6. Mai 2009

Halt mich fest

Am 27. Juli ist der 100. Geburtstag von Hilde Domin.

Bau mir ein Haus

Der Wind kommt.
Der Wind, der die Blumen kämmt
und die Blüten zu Schmetterlingen macht,
der Tauben steigen läßt aus altem Papier
in den Schluchten Manhattans
himmelwärts, bis in den zehnten Stock,
und die Zugvögel an den Türmen
der Wolkenkratzer zerschellt.

Der Wind kommt, der salzige Wind,
der uns übers Meer treibt
und uns an einen Strand wirft
wie Quallen,
die wieder hinausgeschwemmt werden.
Der Wind kommt.
Halte mich fest.


Ach, mein heller Körper aus Sand,
nach dem ewigen Bilde geformt, nur
aus Sand.
Der Wind kommt
und nimmt einen Finger mit,
das Wasser kommt
und macht Rillen auf mir.
Aber der Wind
legt das Herz frei
- den zwitschernden roten Vogel
hinter den Rippen -
und brennt mir die Herzhaut
mit seinem Salpeteratem.
Ach, mein Körper aus Sand!
Halte mich fest,
halte
meinen Körper aus Sand.


Laß uns landeinwärts gehn,
wo die kleinen Kräuter die Erde verankern.
Ich will einen festen Boden,
grün, aus Wurzeln geknotet
wie eine Matte.
Zersäge den Baum,
nimm Steine
und bau mir ein Haus.


Ein kleines Haus
mit einer weißen Wand
für die Abendsonne
und einem Brunnen für den Mond
zum Spiegeln,
damit er sich nicht,
wie auf dem Meere,
verliert.
Ein Haus
neben einem Apfelbaum
oder einem Ölbaum,
an dem der Wind
vorbeigeht
wie ein Jäger, dessen Jagd
uns
nicht gilt.




Rückzug

Meine Rechte (wer glaubt es ihr heut?)
war erstmals eine offene Rose
voller Schmetterlinge.
Plötzlich, fast ohne Vorbereitung,
wie einer gestoßen wird und fällt,
hat sie ihre Blätter verloren
und war blaß und nackt:
eine Menschenhand
wie alle andern.
Du erinnerst dich.
Die Schale meiner Linken,
die deine Vögel tränkte,
zerbrach.
Du weißt, wie lange die Scherben
in unserem Garten lagen.
Es ist wahr, ich konnte mich damals
in eine Wand von blühendem Wein verwandeln
für deine Bienen.
Die Jahreszeit war
kaum von Bedeutung -
vor diesem Tag, an dem ich meine Hände
auf den Tisch legte,
und sie leer waren.

Seither bin ich bescheiden geworden,
ich gehe mit einem Netz auf den Markt,
wo gewogen und abgeschnitten wird,
und habe dir Tassen und Teller gekauft
wie eine richtige Hausfrau.

Aber wenn du weinst
und dich hilflos im Schlafen beklagst,
dann wachsen meinem Herzen
kleine schmerzende Flügel,
und ich fühle seine Ungeduld
in meinem Hals,
daß mir der Atem vergeht.

[Aus: Hilde Domin "Nur eine Rose als Stütze"]