25. Februar 2009

Nous deux encore: Wo dein Puls den Gegentakt wagte

Die Sehnsucht nach dem Frühling klingt unterschiedlich. Mal erobert sie meine Ruhe durch die Bruchstücke der Klänge, durch die Abrisse der nichtgesagten Worte, mal durch die Stille, die in den Hörgang des Herzens dringt.

Gary Moore "Still Got the Blues"

Seit diesem Buch gehöre ich dem Paul Celan:

Allerseelen

Was hab ich getan?
Die Nacht besamt, als könnt es
noch andere geben, nächtiger als
diese.

Vogelflug, Steinflug, tausend
beschriebene Bahnen. Blicke,
geraubt und gepflückt. Das Meer,
gekostet, vertrunken, verträumt. Eine Stunde,
seelenverfinstert. Die nächste, ein Herbstlicht,
dargebracht einem blinden
Gefühl, das des Wegs kam. Andere, viele,
ortlos und schwer aus sich selbst: erblickt und umgangen.
Findlinge, Sterne, schwarz und voll Sprache: benannt
nach zerschwiegenem Schwur.

Und einmal (wann? auch dies ist vergessen);
den Widerhaken gefühlt,
wo der Puls den Gegentakt wagte.





Weiß und Leicht

Sicheldünen, ungezählt.

Im Windschatten, tausendfach: du.
Du und der Arm,
mit dem ich nackt zu dir hinwuchs,
Verlorne.

Die Strahlen. Sie wehn uns zuhauf.
Wir tragen den Schein, den Schmerz und den Namen.

Weiß,
was sich uns regt,
ohne Gewicht, was wir tauschen.
Weiß und Leicht: Laß es wandern.

Die Fernen, mondnah, wie wir. Sie bauen.
Sie bauen die Klippe,
an der sich das Wandernde bricht,
sie sammeln
Lichtschaum und stäubende Welle.

Das Wandernde, klippender winkend.
Die Stirnen
winkt es heran,
die man uns lieh,
um der Spiegelung willen.

Die Stirnen.
Wir rollen mit ihnen dorthin.
Stirnengestade.

Schläfst du jetzt?
Schlaf.
Meermühle geht,
eishell und ungehört,
in unsern Augen.





Ein Tag und noch einer

Föhniges Du. Die Stille
ging mit uns mit wie ein zweites,
deutliches Leben.

Ich gewann, ich verlor, wir glaubten
an düstere Wunder, der Ast
groß an den Himmel geschrieben, trug uns, wuchs
an die Mondbahn, ein Morgen
stieg ins Gestern hinauf, wir holten
den Leuchter, ich weinte
in deine Hand.

(1957)

Aus: "Herzzeit: Ingeborg Bachmann - Paul Celan. Der Briefwechsel" (1. Auflage, 2008)

19. Februar 2009

Vor dem Bild

Der Samstag kam schnell und verflüchtigte sich in den schönen Erinnerungen.

Auf dem Weg zur Galerie sah ich die ersten Schneeglöckchen. Auf den Hügeln der Villa, zu der ich mich eilte, befand sich noch Schnee. Im Schatten der Bäume sprossen die kleinen Blumen. Es war immer noch kalt, aber die Wärme kroch in das Herz hinein. So stand ich da und lächelte vor mich hin die ersten Freiwilligen des Frühlings an. Man wollte sie fast begrüßen. In meinem Kopf klangen Millionen von Melodien, abwechselnd zwischen Tschaijkowski, ClickClickDecker, "Manha de Carnaval" von Joan Baez, ... und Brahms.

Nun stand ich unerwartet vor Kandinsky, folgte dem Fluss der Besucher, und auf einmal sah ich die lebensgroße Rodins Skulptur "Eva" vor mir. Sie war beschämt, aber lebendig für mich... Es folgten der obligatorische "Seerosenteich" von Monet, danach Picasso, Dali, Cezanne, Matisse und Klee... Die Ausstellung war klein, aber die Bilder überfüllten mich. So hatte ich Zeit für jedes und keine Eile. Courbet, Van Gogh, Renoir... Türme, Frauen mit Schirmen, Punkte, Stillleben. Aber plötzlich stand ich da und konnte nicht weiter... Gauguin. Vielleicht erinnert sich jemand von den Lesern daran, was eine junge Frau mit dem Bild von Gauguin verband. ["Vielleicht"] Ich bestaunte einige Minuten lang völlig stumm und nicht atmend mehrere seiner Bilder, als ob ich in meinen Gedanken vor mir selbst stehen würde und mich von der Seite betrachtend. Nein, die Hand von jemandem Bestimmten berührte meine Schulter nicht. Es fand kein Treffen mit der vertrauten, verrauchten Stimme statt... Wartete ich in jenem Augenblick unbewusst trotzdem darauf? Ich weiß es nicht, war aber aufgewühlt, zeigte es aber nicht... Atmete nur schwer und versuchte es zu vergessen...

Als ich die Galerie bereits verlassen wollte, lenkte eine ältere Frau die Aufmerksamkeit ihrer wahrscheinlich Enkelinnen auf das Bild von Ferdinand Hodler und sprach begeistert davon. Ich ging bereits früher an diesem nicht so kleinen Bild vorbei, erst jetzt aber sah ich es mir an und entdeckte die Schönheit auf den zweiten Blick. Sieht so auch mein Frühling aus?

Stilles und weiteres Chaos

Am Abend wartete ein sehr kleines, aber gemütliches Kino mit vielleicht nur 45 Plätzen. Die Karten bezahlte man bei dem Kassierer, der zu jedem Sitzplatz kam. Die rote Eingangstür von der Straße führte direkt in den kleinen Saal, der bereits fast gefüllt war. Wir erhaschten die Plätze neben dem Klavier für die Stummfilmaufführungen, fühlten uns wie in eine kleine Boheme-Welt eingetaucht und widmeten uns der Geschichte eines Italieners, der nach dem Tod seiner Frau über sein Leben nachdenkt. Er verändert es schließlich auch, während er auf der Bank vor der Schule seiner Tochter Tag für Tag sitzt, die geflogenen Airlines und Wohnungsadressen aufzählt und nach dem Sinn sucht.... Eine berührende Tragikomödie, ein richtiges Vergnügen. Hier geht es zum deutschen Film-Trailer: "Stilles Chaos" von Nanni Moretti.

"Moretti: Großartig in seiner lakonischen Melancholie" (dpa)


Die "Heartcore"-Autorin schaffte es schneller als ich noch einen großartigen Kinostreifen zu erwähnen. "Vicky Cristina Barcelona" von Woody Allen. Johanna zeigt in dem Beitrag ihre Sicht der Dinge beim Abend mit den Freunden, auch wenn sie den Film nur "ganz nett" fand:
"(...) Plötzlich wurde es interessant. Man stritt sich, wurde lauter, hier ging es plötzlich nicht mehr bloß um Meinungen, sondern um die Verteidigung von Lebenshaltungen, das Schützen des eigenen Ungemachs und das Verstecken eigener Ängste. Alles startete mit dem jüngsten Streich des Brillenträgers und Großstadtneurotikers Nummer Eins, der sich wahrscheinlich diebisch gefreut hätte und Wochen später schon an einem Streifen mit dem Arbeitstitel „Neukölln oder Kunst frisst Seelen auf“ gearbeitet hätte.
Falls Sie den Woody Allen Film "Vicky, Christina, Barcelona“ bereits gesehen haben, werden Sie wissen: Darin machen unfassbar schöne Menschen schöne Dinge wie Essen, Dunkelkammerküssen, mit freier Liebe kokettieren, und aus Leidenschaft mit Revolvern in der Gegend rumfuchteln. Es gibt Menschen, die diesen Film für eine wunderbar ironische Sommerkomödie halten, für einen leichten Reigen romantischer Wirrungen.
Scarlett Johansson, Penélope Cruz, Javier Bardem. Mehr, sagen die Fans, bräuchte es ja gar nicht, außer einem Woody, der die Fäden in der Hand hält. Schönheit, Humor und Intelligenz in einem Film und als Sahnehäubchen Barcelona – wer das nicht liebt, soll doch in Regensburg versauern.
Dann gibt es die andere Fraktion, die sagt: Dieser Film sei doch bloß eine Versuchsanordnung, mit einer irritierend scheußlichen Erzählerstimme und einer zynischen Grundhaltung, im Mantel einer blond-brünetten Altherrenphantasien. Denn am Ende bleiben alle in ihren gewohnten Gefängnissen leben, keiner ist wirklich verändert. Die Sonne scheint weiter, Barcelona und die Ladies sehen toll aus und der todlangweilige Ehegatte in Amerika bekommt doch die kurzeitig anderweitig entflammte Vicky.(...)" weiter lesen
Musik aus dem Film von Giulia & Los Tellarini "Barcelona"

Zum Schluß noch etwas Interessantes über die Suche nach Liebe:
Wunschlos unglücklich
"(...) Es ist absurd: Unser großes Ideal in Liebesdingen, Romeo und Julia aus Verona - die zwei haben nur eine Nacht miteinander gehabt. Ihre Geschichte verrät uns nichts darüber, wie man es schafft, schwierige Lagen des Alltags zu durchschiffen oder auch nach der tausendundersten Nacht ein aufregendes Intimleben zu führen. Wer aber soll einem als Vorbild dienen? Fragen Sie sich einmal, mit wem Sie wirklich würden tauschen wollen in Sachen Liebe. Nicht nur für eine Stunde, sondern für ein halbes oder ganzes Leben. Mancher mag sich für die sogenannte freie Liebe entscheiden und in den Texten Sartres und Simone de Beauvoirs den Schlüssel suchen, wie eine solche Verbindung ohne Eifersuchtsdramen zu realisieren wäre. Andere lesen den "Brief an D.", die Liebeserklärung von André Gorz an seine Frau Dorine, verfasst nach 58 gemeinsam verbrachten Lebensjahren. So schön der Text ist - er liefert einem keine Anhaltspunkte, wie man eine solche Beziehung mit einem Partner umsetzen kann. Bleibt die Frage, wie die Liebe im Alltag überlebt.
Die Antwort kann übrigens jeder nachlesen. Sie steht in Douglas Adams' "Per Anhalter durch die Galaxis". Dort errechnet ein Riesencomputer die Lösung für "das Leben, das Universum und für alles", mithin also auch für alle Beziehungsprobleme. Es ist die Zahl 42. Es bleibt nun jedem überlassen, wie er diese Botschaft auslegt. Sie könnte bedeuten: 42 Unterschiede zwischen sich und dem Partner finden und diese akzeptieren. Oder mit 42 Jahren anfangen zu meditieren, um selbst beim anstrengendsten Partner die Ruhe zu bewahren. (...)
Was sagt die Liebe zu uns? Vielleicht flüstert sie uns ja, frei nach Erich Fried, dies ins Ohr: Es scheint unsinnig, sich um mich zu bemühen. Ich bin aber nach wie vor das weitaus schönste Gefühl, das ihr Menschen empfinden könnt." den Artikel weiter lesen

12. Februar 2009

Ozeanum


Für ...

* * *
Er sprach von meiner Eleganz
Und dass wir uns gut reimen.
Ich flog mit ihm im Wolkentanz
Und ließ Gefühle keimen.

Es trieben Mohn, Vergissmeinnicht,
Es roch nach wilden Rosen.
Beim Mond verschwanden Schnee und Wind.
Der Sommer war gekommen...



* * *
In ferner Stadt, entfernter Straße
Lebt Junge, lebt ein junger Herr.
Für ihn schwieg Mund mein,
Tränen floßen.
Für ihn war ich im Traum Meer.

Für mich war er das Ozeanum,
Das kalte, dunkle und im Sturm.
Mein leises Schiff geht schwankend unter.
Wann kommt denn sein ersehnter Brief?



* * *
Wie viel kostet heute Reinheit...
Reinheit der Gefühligkeit.
Wofür lohnt es sich zu warten,
Zeigen die Gefügigkeit.

Will nicht warten, lebe weiter,
Baue mein Heim.
Und doch wartet Herz im Schatten
Auf des Vogels Schrei.




* * *
Du schenktest mir nie Blumen und nie Bücher.
Wir saßen nie am Sonntag im Cafe.
Doch kennen wir uns besser,
Als mit meiner / deiner Hälfte.
Begehren darf ich nicht, du auch nicht, schweige.
Ich kämpfe wortlos gegen eigen's Herz.




Prüfung

Du bist doch nur die Prüfung für die Treue.
Ob ich es schaffen werde oder nicht.
Ich werde es, auch wenn nachts Träume kommen.
In Träumen bin ich nicht mehr Kopfes Wirt.

Verführe andere, lass Herz mein ruhig.
Schenke den Anderen den Liebeswein.
Betrunken bin ich doch bereits von deinen Worten.
Ach schweig, ich flehe, bitte, schweig...



* * *
Bade nicht mit mir im Monde,
Bade nicht mit mir im Schnee.
Komme einfach zu mir, Liebster.
Komme mit dem Frühling,
Leb.

(07. Februar 2009, nachts)

Musik für die Schlaflosigkeit: M-83 "Teen Angst" (anhören)

[Bilder aus Venedig von und mit Ann]

Sex ist sentimental

Aus dem Gespräch der SZ mit Michel Houellebecq zu der Verfilmung seines Romans "Die Möglichkeit einer Insel", wobei er auch Regie führte:

Sex ist senimental

"(...)SZ: Monsieur Houellebecq, immerzu werden Sie als der große Romantiker gesehen, der seine Sehnsucht mit Zynismus kaschiert. Ihr Film spart Romantik völlig aus, es gibt viele kühle Totalen und nur einen sehr langen Close-up-Blick, der so etwas wie Verliebtsein andeutet. Warum?

Michel Houellebecq: Ich wollte alle Sentimentalität vermeiden.

SZ: Ist Sex auch sentimental?

Houellebecq (schaut zu seiner Ehefrau hinüber): Oh, das denke ich schon. Es ist zumindest eine gute Möglichkeit, Sentimentalität zu leben.

SZ: Zeigen Sie deswegen keine Sexszenen?

Houellebecq: Wenn man Sex zeigt, gibt es immer ein Problem mit den Männern; die männlichen Genitalien sind einfach nicht schön. Ich habe schon einmal einen erotischen Kurzfilm gemacht, darin waren aber nur Frauen beim Sex zu sehen. Doch bei einem längeren Film nur vögelnde Frauen zu zeigen, ist ja langweilig. Sex lässt sich nicht verfilmen, darüber kann man höchstens schreiben. (...)" weiter lesen


Zum Thema

Z
wei Liebende, die in allem übereinstimmen, sind schon tot. Sie sterben vor Langeweile. 
Simone de Beauvoir

Ich sah sie an, und sie gab mir den Blick zurück : wir faßten uns mit den Augen bei den Händen. Kurt Tucholsky

Der Mensch, das sonderbare Wesen mit den Füßen im Schlamm, mit dem Kopf in den Sternen. Else Lasker-Schüler

Die Ehe ist eine lebenslange Doppelhaft ohne Bewährung.
Jean-Paul Sartre 

Eine Frau ist nur eine Frau, aber eine Zigarre kann man rauchen. 
Rudyard Kipling
Mehr findet man unter: Zitate zum Thema Liebe

10. Februar 2009

Zur Bedeutung des L-Wortes

Wieso fällt es so schwer, das gewisse Trio mit dem L-Wort auszusprechen? Ich tue es mit den Liedern, mit den Gedichten, allem, was ich bin, aber laut aussprechen kann ich es nicht... Ich atme Gefühle ein, atme Empfindungen aus, aber deutlich artikulierend aussprechen kann ich es nicht. Hat man mir dieses Wort gestohlen, die Bedeutung missbraucht, hat man mich um Gefühle gebracht oder ich mich?.. Bin ich dazu verdammt, es nie empfinden zu können? - solche wahrscheinlich unnötige Gedanken besuchen mich mit meiner mich treu begleitenden Schlaflosigkeit, wenn draußen schwere Regentropfen die Kälte aufmischen und frierend in die Fensterscheiben klopfen. Oder sind es einsame Vögel, die in die Wärme meines Zimmers eindringen möchten?

Das sehr gefühlvoll vorgetragene traurige Lied von Habanot Nechama "I love You" hat sich seit gestern in meinem Kopf eingenistet und ist durch nichts mehr vom erkorenen Platz zu verscheuchen.



Auch dieses Gedicht hat sich in mein Gehirn eingeschachtelt (vor allem zwei seiner letzten Strophen):

THE DEFINITION OF LOVE.
by Andrew Marvell


I.
MY Love is of a birth as rare
As 'tis, for object, strange and high ;
It was begotten by Despair,
Upon Impossibility.


II.
Magnanimous Despair alone
Could show me so divine a thing,
Where feeble hope could ne'er have flown,
But vainly flapped its tinsel wing.


III.
And yet I quickly might arrive
Where my extended soul is fixed ;
But Fate does iron wedges drive,
And always crowds itself betwixt.


IV.
For Fate with jealous eye does see
Two perfect loves, nor lets them close ;
Their union would her ruin be,
And her tyrannic power depose.


V.
And therefore her decrees of steel
Us as the distant poles have placed,
(Though Love's whole world on us doth wheel),
Not by themselves to be embraced,


VI.
Unless the giddy heaven fall,
And earth some new convulsion tear.
And, us to join, the world should all
Be cramp'd into a planisphere.


VII.
As lines, so love's oblique, may well
Themselves in every angle greet :
But ours, so truly parallel,
Though infinite, can never meet.


VIII.
Therefore the love which us doth bind,
But Fate so enviously debars,
Is the conjunction of the mind,
And opposition of the stars.

Quelle: Marvell, Andrew. The Poems of Andrew Marvell.
G. A. Aitken, Ed. London: Lawrence & Bullen, 1892. 73-74
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5. Februar 2009

Her Morning Elegance

Wunderschön... Guten Morgen!

Oren Lavie "Her Morning Elegance" (Aus dem Album "The Opposite Side of the Sea")

[Lyrik]

"Eine weite Landschaft eingeschlossen in einem kleinen Zimmer...

"Life is not always deep, mostly it's just random. But it's different in art. In art you can choose to show some things and hide others. And suddenly there's meaning to find in the chaos." (Oren Lavie)
Oren Lavies Weg zur Aufnahme seines ersten Albums war chaotisch und oft zufällig. Die Reise dorthin erstreckte sich über drei Jahre, drei Kontinente und durch die Städte Tel-Aviv, London, New York und Berlin. Wenn man sich das fertige Album anhört, stellt sich heraus, dass die Zufälle Sinn machen und dass das Chaos zu einer perfekten Ordnung zusammen spielt.(...)" weiter lesen

""Ein gutes Lied ist aus meiner Sicht eine gute Melodie, die dich überrascht, aber auch erfreut, verknüpft mit einer guten, in Reimen erzählte Geschichte", beschreibt Oren Lavie seine Auffassung von Musik bei der Veröffentlichung seines Debüts "The Opposite Side Of The Sea" (2007). Eine Beschreibung, die auch auf chartbetonte Popmusik passen würde, wäre da nicht die Ergänzung: "Ich bin kein modischer Mensch. Meine Musik ist demnach unmodisch".

1976 in Tel Aviv geboren, bringt sich Lavie das Klavierspielen bei, interessiert sich aber zunächst fürs Theater. Als Autor gewinnt er in Israel einen Bühnenpreis und beschließt, ein Studium aufzunehmen. (...)" weiter lesen

Spektakuläres Konzert

Am 02. März 2009 wird es in Hamburg das ungewöhnlichste und verrückteste Konzert geben. Aufgeführt wird die 2. Symphonie von Johannes Brahms von 100 Musikern, verteilt über 50 Plätze der Stadt.

100 Musiker, 50 Plätze, 1 Konzert


"Die Hamburger Philharmoniker und ihre Generalmusikdirektorin Simone Young wollen die Stadt am Montag in den “größten Konzertsaal der Welt” verwandeln. Für das einmalige Ereignis sollen 100 Musiker an 50 Orten ein Konzert spielen, wie eine Sprecherin des Orchesters am Donnerstag mitteilte. Gespielt werde die 2. Symphonie von Johannes Brahms.Für die Aufführung, die voraussichtlich um 18.30 Uhr beginnt, stellt Young ihr Dirigentenpult in 108 Meter Höhe auf dem Turm der St.-Michaelis-Kirche, des berühmten Hamburger “Michel”, auf. Die Musiker befinden sich an 50 verschiedenen Stellen in der Innenstadt in Geschäftsräumen, Privatwohnungen und auf öffentlichen Plätzen. Für die Hamburger werde dies eine ganz neue Konzertform sein, kündigte die Sprecherin an. Man könne entweder den einzelnen Stimmgruppen zuhören oder die ganze Symphonie später im Internet unter philharmoniker-event.de verfolgen.

Die technische Umsetzung des Projekts erfordert den Angaben zufolge eine aufwendige Logistik. Alle Musiker könnten Youngs Anweisungen über den lokalen TV-Sender Hamburg 1 per Fernseher verfolgen. Mit Hilfe einer sogenannten Tonsumme werde das Zusammenspiel außerdem akustisch koordiniert. Für die Internetseite sollen dann Aufnahmen von den einzelnen Standorten zusammengemischt werden." Quelle

Non-Anständig °2


Kurt Marti (geb. 1921)

69

kopf

über hals

über bauch

und wie du
mir
so ich dich
auch

Erich Fried (1921-1988)

 
Bei Dir sein wollen
Mitten aus dem was man tut
weg sein wollen
bei Dir verschwunden sein
Nichts als bei Dir
näher als Hand an Hand
enger als Mund an Mund
bei Dir sein wollen
In Dir zärtlich zu Dir sein
Dich küssen von außen
und Dich streicheln von innen
so und so und auch anders
Und Dich einatmen wollen
immer nur einatmen wollen
tiefer und tiefer
und ohne Ausatmen trinken
Aber zwischendurch Abstand suchen
um Dich sehen zu können
aus ein, zwei Handbreit Entfernung
und dann Dich weiterküssen




Ursula Haas (geb. 1943)


Männerfleisch

Dich lieb ich

mir schön

das breite Kreuz

der kleine Hintern

die Schenkel
ein Gaulritt

lang

der Becherovka ist grün

in meinem Hals

schluck ich

deine weichen Knie

zwischen Himmel und Hölleleg ich eins drauf
daß mir das
Männerfleisch

von oben
schmeckt