25. Oktober 2008

The Wild Iris

"...poems are autobiography... and comment, the metronomic alternation of anecdote and response." (Louise Glück)




Weitere Video/Audio-Beiträge:
- Poet Vision: Louise Glück Reads Her Poetry (January 29, 1988)
- The Evening Star (Rezitation ihres Gedichtes)


Averno Gedichte

Im Buch lesen: Glück, Louise - Averno (Gedichte auf Englisch und Deutsch)
"Averno ist der Name eines vulkanischen Kratersees in der Nähe von Neapel. Für die alten Römer war hier der Eingang zur Unterwelt. Die Mythologie, die Natur, der Mensch zwischen Liebe, Leben und Tod – das sind die Themen der mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten amerikanischen Dichterin Louise Glück. Ihre Gedichte erscheinen zum ersten Mal auf deutsch, übersetzt von der Lyrikerin und Schriftstellerin Ulrike Draesner, in einer zweisprachigen Ausgabe.
Prisma
20.
Eine Nacht im Sommer. Geräusche eines Sommersturms.
Die großen Platten verschieben und unsichtbar verwandeln sich –
Und in dem dunklen Zimmer die Liebenden, schlafen einander im Arm.
Wir sind, jeder von uns, der eine, der als erster erwacht,
als erster sich bewegt und da im ersten Morgenrot
den Fremden sieht.

Louise Glück zählt mit ihren inzwischen zehn Gedichtbänden zu den bedeutendsten amerikanischen Lyrikerinnen. Sie gehört zu jenen Poeten, die wie Vergil die Unterwelt erforschen, um die Essenz des Menschen zu finden. Averno, der Eingang zur Unterwelt, ist zugleich die Verbindung zwischen den Welten, ermöglicht einen Austausch, aber keine Versöhnung. Ob in kollektiven oder individuellen Mythen, Louise Glück spürt unsere ältesten, tiefsten und unergründlichsten Ängste auf: Einsamkeit, Vergessen, Liebesverlust, Nicht-Sein.
Sich ihnen zu stellen, bedeutet Klarheit, was wichtiger sein kann als Trost: »Stimmt, es gibt nicht genug Schönheit in der Welt./Und stimmt, ich bin nicht berufen, sie wieder herzustellen./Auch Offenheit gibt es nicht, hier kann ich vielleicht von Nutzen sein.« Quelle


Natur als Spiegel der Seele

"In der Lyrik von Louise Glück ist die Grenze zwischen Mensch und Natur durchlässig geworden; die Natur wird zum Ausdruck der menschlichen Stimmungen und Bedürfnisse. So kann die Autorin im Gedicht „Omens“ ohne historische Distanz auf Alexander Puschkin zurückgreifen: „To such endless impressions / we poets give ourselves absolutely, / making, in silence, omen of mere event, / until the world reflects the deepest needs of the soul.“ In diesem Bestreben, Bilder in der Natur zu finden, die ihre individuellen Empfindungen widerspiegeln, verknüpft Louise Glück Gedanken- mit Stimmungslyrik, Intellekt mit Gefühl und ergänzt durch Averno die poetische Tradition, wo nicht um ein neuartiges, so doch um ein vielschichtiges Meisterwerk."weiter lesen

Poem
In the early evening, as now, a man is bending
over his writing table.
Slowly he lifts his head; a woman
appears, carrying roses.
Her face floats to the surface of the mirror,
marked with the green spokes of rose stems.
It is a form
of suffering: then always the transparent page
raised to the window until its veins emerge
as words finally filled with ink.
And I am meant to understand
what binds them together
or to the gray house held firmly in place by dusk
because I must enter their lives:
it is spring, the pear tree
filming with weak, white blossoms.
From House on the Marshland
(Ecco Press, 1975)



A man and a woman lie on a white bed.
It is morning. I think
Soon they will waken.
On the bedside table is a vase
of lilies; sunlight
pools in their throats.
I watch him turn to her
as though to speak her name
but silently, deep in her mouth--
At the window ledge,
once, twice,
a bird calls.
And then she stirs; her body
fills with his breath.
I open my eyes; you are watching me.
Almost over this room
the sun is gliding.
Look at your face, you say,
holding your own close to me
to make a mirror.
How calm you are. And the burning wheel
passes gently over us.
From Descending Figure
(Ecco Press, 1980)



First Memory
Long ago, I was wounded. I lived
to revenge myself
against my father, not
for what he was—
for what I was: from the beginning of time,
in childhood, I thought
that pain meant
I was not loved.
It meant I loved.
From Ararat
(Ecco Press, 1990)


The Wild Iris
At the end of my suffering
there was a door.
Hear me out: that which you call death
I remember.
Overhead, noises, branches of the pine shifting.
Then nothing.  The weak sun
flickered over the dry surface.
It is terrible to survive
as consciousness
buried in the dark earth.
Then it was over: that which you fear, being
a soul and unable
to speak, ending abruptly, the stiff earth
bending a little.  And what I took to be
birds darting in low shrubs.
You who do not remember
passage from the other world
I tell you I could speak again: whatever
returns from oblivion returns
to find a voice:
from the center of my life came
a great fountain, deep blue
shadows on azure sea water. 
From Wild Iris (Ecco Press, 1990)
Wilde Iris Gedichte
Ausgezeichnet mit dem Pulitzerpreis
Im Buch lesen: Glück, Louise - Wilde Iris (Gedichte auf Englisch und Deutsch)
"Was ist die "Wilde Iris" doch für ein erstaunliches Buch, geschrieben in der Sprache der Blumen. Es ist ein Liederzyklus mit all den entsprechenden Trauerklängen, setzt ganz auf die poetische Kraft und bewahrt doch das Bild des alten Troubadours – mit Frühling, den biblischen Lilien auf dem Felde, dem ewigen Kreislauf der Natur." The New Republic
Mehr Gedichte von Louise Glück sind hier und hier zu finden.
Mehr Informationen über sie sind
hier.

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