31. Dezember 2015

Russische Küche und Kultur

Ein interessanter Sammelband ist an der Uni Potsdam von Norbert Franz herausgebracht worden: "Russische Küche und kulturelle Identität" (2013).
Aus der Buchbeschreibung:
"Nach sieben Jahrzehnten Sowjetunion sind die Russen in vielen ihrer Essgewohnheiten wieder zu den Traditionen der vorrevolutionären Zeit zurückgekehrt. Die Esskultur, die private wie die der Restaurants, hat wieder einen hohen Stellenwert, Kochbücher und Ratgeber in Fernsehen und Internet haben Konjunktur. Die wissenschaftliche Erforschung dieser Sparte der Kultur hält mit dieser Entwicklung nicht Schritt. Im Frühjahr 2010 fand an der Universität Potsdam die erste internationale und interdisziplinäre Tagung zum Thema „Russische Küche und kulturelle Identität“ statt. Der vorliegende Sammelband enthält viele der dort vorgestellten Beiträge in Aufsatzform. Es sind kultur- und literaturwissenschaftliche Untersuchungen zu Essen und Trinken in Russland. Untersucht werden nicht nur die Bedeutung einzelner Speisen und Zubereitungsarten und die Mahlzeit als soziales Geschehen, sondern auch der Verzicht auf Nahrung, sei es freiwillig als Fasten, sei es erzwungen als Hunger. Eine andere Gruppe von Beiträgen geht der Rolle des Essens als literarischem Motiv nach, eine weitere bildlichen Darstellungen. Auch das Trinken wird bedacht. In der Kultur durchweg klar kodiert, eignen sich Essen und Trinken ganz besonders als literarische Zeichen, die in den Werken unterschiedlichste Funktionen übernehmen können. Als Ganzes eröffnen die Beiträge erste Durchblicke in ein großes und bislang oft vernachlässigtes Forschungsgebiet." Quelle
Aus dem Kapitel "Rituale des Trinkens in der Literatur" im Literarischen Trinken von Anne Hultsch:
"Die Ukrainer essen zu jedem Glas Schnaps etwas Nahrhaftes und Intensives, Speck zum Beispiel. Die Russen essen nichts dazu, riechen nur manchmal am Brot – ihrer Ansicht nach ist es hinausgeworfenes Geld, zum Wodka etwas zu essen. Er soll nicht schmecken, sondern wirken. Und die Chance darauf ist um so größer, je weniger gegessen wird. (Andruchowytsch 2005)
Американцы наивные, черствые, бессердечные. Дружить с американцами невозможно. Водку пьют микроскопическими дозами. Все равно что из крышек от зубной пасты… (Dovlatov 2000, 104)"*
*Die Übersetzung von Anne Hultsch: „Die Amerikaner sind naiv, gefühllos, herzlos. Mit Amerikanern befreundet zu sein, ist unmöglich. Sie trinken den Vodka in mikroskopischen Dosen. Soviel wie aus dem Verschluß einer Zahnpastatube…“Quelle
Hier kann man das Buch runterladen.  
Bild-Quelle: amazon  

Die besten Trinkszenen oder besser gesagt die Betrunkenen-Szenen im Kino am Silvester kenne ich aus meiner Kindheit, und zwar zwei Fragmente aus dem sowjetischen Film "Die Ironie des Schicksals oder ... " ("Ирония судьбы, или с легким паром!"):




Mehr über die russische Küche, Rezepte und Literatur, sogar Poesie gibt es hier nachzulesen.

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