18. April 2011

Die schwersten Wege

Hilde Domin

Die schwersten Wege

Die schwersten Wege
werden alleine gegangen,
die Enttäuschung, der Verlust,
das Opfer,
sind einsam.
Selbst der Tote der jedem Ruf antwortet
und sich keiner Bitte versagt
steht uns nicht bei
und sieht zu
ob wir es vermögen.

Die Hände der Lebenden die sich ausstrecken
ohne uns zu erreichen
sind wie die Äste der Bäume im Winter.
Alle Vögel schweigen.
Man hört nur den eigenen Schritt
und den Schritt den der Fuß
noch nicht gegangen ist aber gehen wird.
Stehenbleiben und sich Umdrehn
hilft nicht. Es muss
gegangen sein.
Nimm eine Kerze in die Hand
wie in den Katakomben,
das kleine Licht atmet kaum.
Und doch, wenn du lange gegangen bist,
bleibt das Wunder nicht aus,
weil das Wunder immer geschieht,
und weil wir ohne die Gnade
nicht leben können:
die Kerze wird hell vom freien Atem des Tags,
du bläst sie lächelnd aus
wenn du in die Sonne trittst
und unter den blühenden Gärten
die Stadt vor dir liegt,
und in deinem Hause
dir der Tisch weiß gedeckt ist.
Und die verlierbaren Lebenden
und die unverlierbaren Toten
dir das Brot brechen und den Wein reichen -
und du ihre Stimmen wieder hörst
ganz nahe
bei deinem Herzen.

14. April 2011

Aus fernem Tel Aviv

Aus der Ferne, nass von den stürmischen Wellen, erreichte mich ein Gedicht... Es wäre schade, dass es hier nur in den Kommentaren unterkommt...

Schlaflied
von F.

Mein liebes Kind, so schlaf doch ein
Schließ kraftlos deine Lider
Lass gleiten deinen jungen Geist
Erst am Morgen kommst du wieder

Dein Köpfchen ruht auf zarter Seide
Im Traume findest keinen Halt
Rutschst ab von höchsten aller Berge
Treibst fort im allerlängsten Fluss

Ein dunkles Feuer leuchtet leise
Ein Teufelchen tanzt seinen Tanz
Und irgendwo aus dunklem Walde
Kräht eine Katz‘ ein Lied heraus

Nimmst deinen ganzen Mut zusammen
Läufst langsam in den Wald hinein
Die Neugier treibt dich immer weiter
Und Angst verwirrt dir gar noch mehr

Spürst du bald Furcht, lauf bloß nicht weiter
Denk fest an etwas Gutes
Mach langsam deine Augen auf
Du liegst in meinen Armen

28. März 2011




Antwort
von Ann

Dein Schlaflied hat mich heute Nacht begleitet,
Als ob man einem lichten Wege folgte, in den Wald.
Du hattest einem Mädchen fast befohlen,
Der Neugierde zu folgen, ohne Angst.
Dein Lied und deine leise Stimme -
Sie flossen in die Träume zärtlich klar.
Du wurdest aus dem Jungen zu dem Manne,
Der Böses eines Kauzliedes einfing.
Der einem unsichtbaren Zauberer ähnlich
Die Riesensterne an den Himmel aufgebracht.
Das Mädchen träumte wundersame Wesen -
Sie spielte mit den Füchsen in das Fang'n.
Als sie ganz müde gegen Morgen endlich einschlief,
Waren es deine zarten Arme, die sie hielten und auffingen.
Es waren deine Augen, die sie als Erstes sah.

29. März 2011


Feist "Gatekeeper"

9. April 2011

Mein erstes Mal

Was soll man dazu viel erzählen. Hört es euch doch selbst an. Die allererste Lesung. So ringt die Stimme mit der Luft, vor allem auch mit sich selbst, zittert... und in dem Augenblick, in dem man zu zerbrechen glaubt, erstarken die Worte und steigen auf.
Ganz allein war ich da, bei dieser Premiere. Niemand von den eingeladenen mir Nahen war erschienen. Doch betrübte es mich nicht, da ich bereits wusste, wie fern ihnen die Lyrik lag, ... wie fern auch ich ihnen lag. Ich stand allein, da - am Pranger des Herzens und habe unerwartet die Seelen des Publikums und der Dichter berührt.

In unendlich herzlicher Dankbarkeit an Heide R., Michael St., Kalle G., Vanessa R. und ... Philip F.

Bild: A

2. April 2011

Samstag, Blade Runner, Glück



Dylan Thomas

You Shall not Despair


You shall not despair
Because I have forsaken you
Or cast your love aside;
There is a greater love than mine
Which can comfort you
And touch you with softer hands.
I am no longer
Friendly and beautiful to you;
Your body cannot gladden me,
Nor the splendor of your dark hair,
But I do not humiliate you;
You shall be taken sweetly again
And soothed with slow tears;
You shall be loved enough.