13. Juni 2008

Einstein privat

Interessante Überlegungen Albert Einsteins zur Religion:

"Bucky: Also halten Sie sich für einen religiösen Menschen?

Einstein: Ich glaube an das Rätselhafte, und, offen gesagt, ich begegne diesem Rätselhaften manchmal mit großer Furcht. Mit anderen Worten, ich glaube, es gibt im Universum viele Dinge, die wir nicht wahrnehmen oder durchschauen können, und wir erleben einige der schönsten Dinge im Leben nur in einer sehr primitiven Form. Nur in bezug auf diese Rätsel halte ich mich für einen religiösen Menschen. Ich spüre aber diese Dinge zutiefst. Was ich nicht verstehen kann, ist, wie es über­haupt einen Gott geben kann, der seine Subjekte belohnen oder (160) bestrafen will und der uns dazu bringen kann, unseren eigenen Willen in unserem täglichen Leben zu entwickeln.

Bucky: Demnach glauben Sie nicht an Gott?

Einstein: Ah, das ist, was ich meine mit: Religion und Wissen­schaft gehen Hand in Hand. Jedes hat seinen Platz, muß aber jeweils seiner eigenen Sphäre zugeschrieben werden. Nehmen wir an, wir hätten es mit einem theoretischen Physiker oder Wissenschaftler zu tun, der sehr vertraut ist mit den verschiede­nen Gesetzen des Universums, beispielsweise wie die Planeten die Sonne umkreisen und die Satelliten ihre jeweiligen Plane­ten. Nun, dieser Mann, der diese verschiedenen Gesetze stu­diert hat und sie versteht - wie sollte der an einen Gott glauben können, der in der Lage wäre, die Bahnen dieser großen krei­senden Massen zu stören? Nein, die natürlichen Gesetze der Wissenschaft sind nicht nur theoretisch ausgearbeitet, sondern auch in der Praxis bewiesen worden. Ich kann also nicht an die­se Vorstellung von einem menschenähnlichen Gott glauben, der die Macht besitzt, die Naturgesetze zu durchbrechen. Wie ich schon sagte, die schönste und tiefste religiöse Empfindung, die wir erleben können, ist das Gefühl des Mystischen.

Und diese Mystik ist die Stärke aller wahren Wissenschaft.
Wenn es überhaupt einen solchen Begriff >Gott<
gibt, dann ist es ein sub­tiler Geist, nicht das Abbild eines Menschen, das so viele in ihrem Verstand fixiert haben. Im wesentlichen besteht meine Religion aus einer demütigen Bewunderung für diesen uner­meßlichen erhabenen Geist, der sich in den geringen Einzelhei­ten offenbart, die wahrzunehmen wir mit unserem hinfälligen und schwachen Verstand in der Lage sind.

Bucky: Glauben Sie vielleicht, die meisten Menschen brauch­ten Religion, um sozusagen unter Kontrolle zu bleiben?

Einstein: Nein, ganz klar nein. Ich glaube nicht, daß ein Mensch in seinen täglichen Aktionen beschränkt sein sollte durch die Furcht vor Strafe nach seinem Tode oder daß er Dinge tun sollte, nur weil er dann belohnt würde, wenn er gestorben ist. Die richtige Leitschnur im Leben des Menschen sollte der (161) Rang sein, den er der Ethik beimißt, und der Grad der Rück­sichtnahme, die er anderen gegenüber walten läßt. In dieser Hinsicht spielt Erziehung eine große Rolle. Religion sollte nichts mit Angst vor dem Leben oder Angst vor dem Tode zu tun haben, sondern sollte vielmehr ein Streben nach rationaler Erkenntnis sein.
(...)

Bucky: Finden Sie aber nicht einen Widerspruch zwischen Ihren früheren, etwas antireligiösen Aussagen und Ihrer Bereit­schaft, öffentlich mit den Judentum identifiziert zu werden?

Einstein: Nicht unbedingt. Eigentlich ist es eine sehr schwieri­ge Sache, einen Juden zu definieren. Am besten kann ich es beschreiben, indem ich Sie auffordere, sich eine Schnecke vor­zustellen. Eine Schnecke, die Sie im Meer sehen, besteht aus dem Körper, der sich in dem Haus befindet, das sie immer mit sich herumträgt. Jetzt stellen Sie sich vor, was geschehen wür­de, wenn wir der Schnecke das Haus wegnähmen. Würden Sie nicht auch den ungeschützten Körper noch als Schnecke bezeichnen? Genauso bleibt ein Jude, der seinen Glauben auf­gibt oder sogar einen anderen annimmt, immer noch ein Jude.(...)" Weiter lesen

[Quelle: Peter A. Bucky "Der private Albert Einstein" Gespräche über Gott, die Menschen und die Bombe]

Wie es um das Privatleben des Wissenschaftlers bestellt war, erfährt man im Überblick hier.
Zu seinen Worten gehörten unter anderem:

"Die Ehe ist der erfolglose Versuch, einem Zufall etwas Dauerhaftes zu geben, sie ist eine Sklaverei in einem kulturellen Gewande"

"Wahr ist, dass mir stets die Seelenverwandtschaft mehr bedeutet hat als die leibliche"

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