17. Januar 2010

Geschrien wirst du sein

Frühling im Winter.

Für FhP


* * *
Ich springe in die Herrlichkeit des Lebens,
schwimme.
Das Atmen lernen fällt dabei so leicht,
Wenn Worte-Krümel mich zerschlagen
fallend
Und Lippen unter Regen frösteln arg.

Wenn Sonne blendend mich austrocknet
Und Wolken ihre Netze spinnen grau,
Bleibt nur der letzte Atemzug drin hängen
flatternd.
Mein letztes Wort wird ewig leben -
Kein leises "Du", geschrien wirst du sein.



Die Flucht

Ich flüchte vor dir weg über die Grenzen,
Du ziehst von mir ins Herz des Landes hin.
Wann wird die Brust den Schmerz vergessen, lachen.
Wann lässt es mich von Qual befreiend sing'n.

In den Cafes suche ich deine blauen Augen.
Nein, nicht diejenigen von meinem *ihm*.
Deine sind Himmel helle, seine - Seen tiefe.
Nicht er, du sprichst und schläfst bei mir.

In jedem deinem Wort, in jeder Silbe deiner
Nimmst mich ihm weg, berührst du mich.
Entreiß mich jedem, halt mich fest. Ich lebe.
Ich liebe dich, nur dich und gar nicht ihn.



* * *
Was ist mir Leben ohne dich, Geliebter?
Was ist mir Himmel ohne dich tief nachts.
Wenn Sonne schlafen zu dir kommt, umarm sie.
Das ist ein Teil von mir, der fliegen wollte.
Das ist ein Teil von dir, in dem ich war.

14.-16. Januar 2010, nachts

(Bild von S.)


16. Januar 2010

So Bright and Delicate

Durch einen wirklich glücklichen Zufall musste ich gestern Nachmittag beim Warten auf ein Treffen in einen extravaganten Buchladen ausweichen. Ich suchte nach der englischen Literatur und nach dem Durchsehen der Dutzend Pflichtlektüre-Exemplaren, die man zum Hinterlassen des eventuell besseren Eindrucks beim Mir-Gegenüber kauft, fiel mir endlich die englische Lyrik in die Hände. Als ich das kleine Buch von John Keats "So bright and Delicate - Love Letters and Poems of John Keats to Fanny Brawne" sichtete, wurde mir schnell klar, dass ich kein Geld für Kaffee und Sandwich, dafür aber für dieses einzigartige Zeugnis der kurzen und unerfüllten Liebe des nur mit 25 Jahren verstorbenen grossartigen englischen Dichters ausgeben werde. Seine Gedichte an sie gelten als die schönsten Liebesgedichte. Heute Nacht werde ich alles lesen, um erst gegen Morgen einzuschlafen. Bestimmt wird die Nacht nicht tränenlos bleiben.

Das Originalmanuskript des Gedichtes "Bright Star", Quelle: wikipedia


John Keats "Bright Star"
Bright star, would I were stedfast as thou art—
Not in lone splendour hung aloft the night
And watching, with eternal lids apart,
Like nature's patient, sleepless Eremite,
The moving waters at their priestlike task
Of pure ablution round earth's human shores,
Or gazing on the new soft-fallen mask
Of snow upon the mountains and the moors
No—yet still stedfast, still unchangeable,
Pillow'd upon my fair love's ripening breast,
To feel for ever its soft fall and swell,
Awake for ever in a sweet unrest,
Still, still to hear her tender-taken breath,
And so live ever—or else swoon to death.
Version transcribed by Keats on 28 September 1820 and published in 1838.

Die Biographie des Dichters ist sehr gut hier beschrieben. Wer möchte, kann alle Briefe auch im Internet lesen: http://englishhistory.net/keats/letters.html

Überrascht wurde ich aber noch mehr, dass bereits seit dem 24. Dezember in den deutschen Kinos der Film "Bright Star - Meine Liebe. Ewig" von der neuseeländischen Regisseurin des von mir so geliebten Filmes "Das Piano" Jane Campion läuft. Dieses leise und überragende Meisterwerk erzählt die Geschichte von zwei Liebenden: John Keats und Fanny Brawne.



Hier sind ein paar Auschnitte aus dem Interview mit der Regisseurin:

Film "Bright Star"
Im Licht der Liebe

"(...) Ich wollte unbedingt die Entstehung dieses Gedichtes zeigen«, sagt Campion. »Keats hat es in zwei, drei Stunden geschrieben, eines der wichtigsten Werke der englischen Romantik, vielleicht der Weltliteratur. Aber die Szene durfte nicht pathetisch wirken.« Entpathetisierung, sagt sie, sei das große Stichwort ihres Films gewesen. Auch bei der Schilderung einer Liebe, die eigentlich nach romantischer Überhöhung ruft: der bitterarme Poet, das gutbürgerliche Mädchen, die Liebe ohne Zukunft, ein Dichtergenie, das mit 23 Jahren von der Schwindsucht hingerafft wird. Eine literarische Friedhofsskulptur, erstarrt in Unsterblichkeit! Doch Campion gibt ihrem Paar in langen, ruhigen Einstellungen alle Zeit und damit alle Lebendigkeit zurück. John Keats und Fanny Brawne sprechen, lieben und atmen im Hier und Jetzt der reinen Gegenwart. Sie haben keine Idee von der romantischen Semantik, die sie fühlend, leidend, Briefe schreibend mit erfinden. Sie lieben, über ihre Zeit und über unsere Vorstellung von ihrer Zeit hinaus.(...)

Eine der schönsten Sequenzen des Films zeigt das Paar an einem grillenzirpenden Sommertag. Sie sitzt stickend am Fenster, er mit Papier und Feder unter einem Baum. Die beiden sehen sich nicht, doch hin und wieder ahnt der Blick die Gegenwart des anderen. Es ist ein zeitloser, völlig gegenwärtiger Moment. Und ein Akt der Gleichbehandlung durch Schnitt und Bild. Zwei Liebende, die in einem ewigen, lichtdurchfluteten Moment auf ganz unterschiedliche Weise bei sich, bei ihrer Kunst und miteinander sind." den Artikel vollständig lesen

10. Januar 2010

Auf der Suche nach dem Kommunismus

Die Einblicke in eine interessante und amüsante Reise auf der Suche nach...
Transnistrien:
Ein Land wie ein Freilichtmuseum der Sowjetunion

(Von Felix Hasler)

"Man hatte uns gewarnt. Transnistrien sei ein politisch undurchsichtiger Separatistenstaat. Ein Freilichtmuseum der Sowjetunion. Leninstatuen, überall! Hammer und Sichel, an jeder Ecke! Zudem paranoid und verängstigt durch die jahrzehntelange Isolation sei der international nicht anerkannte Staat im Osten der Moldau. Auch das Auswärtige Amt will bewaffnete Konflikte um den selbst ernannten Kleinstaat am Dnjestr nicht ausschließen. Die Pridnestrowische Moldauische Republik, so die offizielle Bezeichnung von Dauerpräsident Igor Smirnows De-facto-Regime, hat wirklich eine lausige Presse. Hartnäckig halten sich Gerüchte um Waffenschiebereien und Menschenhandel. Schon die Einreiseformalitäten seien eine einzige Geduldsprobe, wurde uns in Aussicht gestellt. Unsere Erwartungshaltung wurde stimmig abgerundet durch das Bekenntnis einer Freundin, sie sei am Grenzposten vor lauter Schikane gar ohnmächtig geworden.(...)" weiter lesen

1. Januar 2010

Lay your head where my heart used to be

Mit dem wunderschönen Cover des Tom Waits - Liedes fing das neue Jahr an. Ich kann überhaupt nicht aufhören es zu hören.

Cibelle "Green Grass"

Green Grass


Lay your head where my heart used to be
Hold the earth above me
Lay down in the green grass
Remember when you loved me

Come closer don't be shy
Stand beneath a rainy sky
The moon is over the rise
Think of me as a train goes by

Clear the thistles and brambles
Whistle 'Didn't He Ramble'
Now there's a bubble of me
And it's floating in thee

Stand in the shade of me
Things are now made of me
The weather vane will say...
It smells like rain today

God took the stars and he tossed 'em
Can't tell the birds from the blossoms
You'll never be free of me
He'll make a tree from me

Don't say good bye to me
Describe the sky to me
And if the sky falls, mark my words
We'll catch mocking birds

Lay your head where my heart used to be
Hold the earth above me
Lay down in the green grass
Remember when you loved me
Danke für den Lied-Tipp an das Blog "Cupcakes and Strawberries"

Schubert und Haendel bei Kubrick

Musique de "Barry Lyndon"

Der amerikanische Filmmusik-Komponist Leonard Rosenman (1924-2008), der unter anderem auch bei Arnold Schönberg studiert hatte, erhielt für die Musikadaption zu dem Film von Stanley Kubrick "Barry Lyndon" im Jahre 1976 den Oscar.
Der Film basiert auf dem Roman von
William Makepeace Thackeray und erzählt die "Geschichte des irischen Landjunkers Barry Lyndon im 18. Jahrhundert. Wegen eines Duells von zu Hause vertrieben, wird er Soldat und steigt als Protege eines Falschspielers in den englischen Adel auf. Seine Versuche dort zu weiterem Ruhm und Ansehen zu kommen scheitern an seiner Unfähigkeit, sich in der neuen Gesellschaftsschicht einzufügen." weiter lesen hier und hier.

Zwei ziemlich bekannte klassische Musikstücke aus dem Film-Soundtrack.

Sarabande aus der Suite Nr. 11 von Georg Friedrich Händel

"
Die Sarabande ist seit etwa 1650 als höfische Tanzform der Barockmusik ein häufiger, ursprünglich fester Kernsatz der barocken Suite:

Die Sarabande soll sich aus einem andalusischen Fruchtbarkeitstanz entwickelt haben, dessen Herkunft entweder aus der arabischen Refrainform oder aus mexikanischen Quellen abzuleiten ist. Die Bezeichnung tritt 1569 in Spanien auf im Zusammenhang mit einer Sarabande von Pedro de Trejo, die zum Fronleichnamsfest gesungen wurde. Noch ältere Quellen deuten auf einen lateinamerikanischen Ursprung hin: Ein Gedicht aus Panama von Fernando Guzmán Mexía von 1539 erwähnt einen Tanz namens Zarabanda.[1]

In Spanien 1583 wurde die Sarabande durch König Phillipp II. zeitweise verboten, weil es sich bei der damaligen Form um einen exotischen, wilden und lasziven Paartanz gehandelt hat, zu dem unschickliche Texte gesungen wurden. " weiter lesen

Klaviertrio in Es-Dur op. 100 (2. Andante con moto) von Franz Schubert

[Filmadaptation. Gespielt von Ralph Holmes (Violine), Moray Welsh (Cello), Anthony Goldstone (Klavier)]