24. Mai 2011

Nasenbluten

Als der kalte Dezember noch wehte...


* * *
Ich reiß dich aus, aus mir, aus meinem Körper.
Die Fäden, die mein Herz vergiften, sind zu lang.
Ich ziehe sie aus mir, sie fliegen umher, bleiben hängen.
Fest hast du mich an dich genäht, du hältst den Arm
In deinen Klauen des Schmerzes und der Unschuld.
Nie wieder will ich dich in deiner Nähe sehen
.
Nie wieder will ich dein Gesicht vermissen und dein Blau.
Nie wieder werde ich zur Sklavin, gar nie mehr.

Du liebst mich und vernichtest mich im Gleichen.
Sieh zu, dass du auch ohne mich auskommst.
Ich nehme meine Seele und Verwandtschaft,
Das Licht geht mit der Kerze morgens aus.
Mit jener Kerze aus dem Schmerz der Magengrube - 
Mit jener Kerze aus dem Nasenbluten aufs Papier - 
Mit jener brennenden und folternden Unruhe - 
Es waren ich und Rhein, der sich an mir verging.

22. Dezember 2010


Pink Floyd "Hey You" 


23. Mai 2011

Michail Barishnikov

Michail Barishnikov...

Das Lied im Video ist die Vertonung eines Gedichts von Joseph Brodsky "Neuzheli ne ya" mit einigen Bildern aus Sankt Petersburg, gesungen von Svetlana Surganova (sollte ich eine Übersetzung ausfindig machen, wird sie nachgereicht)

20. Mai 2011

Seine Küsse

Für F. P.
 
* * *
Mit erstem Kuss wird Wind mich sanft umarmen.
Mit zweitem Kuss wird Gras sich um die Füße klammern.
Mit drittem werden Knie weich und rote Wangen.
Mit viertem Kuss reißt er mein Herz heraus im Wahnsinn.

Er wird mich halten, treu umklammern,
Denn er ist Wind mein und ist Gras mein.
Nur er bringt in mich Feuer - Flammen.
Ich sehne mich nach seinen Blicken,
Ich sehne mich nach trocknen Lippen,
Ich sehne mich nach teuren Worten,
Ich sehne mich nach unsrer Torheit.

19. Mai 2011

19. Mai 2011

Antisemiten als Koalitionspartner?

Die Frankfurter Rundschau hat gestern eine Studie zu den Antisemiten in der Linkspartei zum Download angeboten.

Ein kleiner Auszug aus dem Artikel:

"In der Partei Die Linke äußern sich regelmäßig Antisemiten. Das Spitzenduo Gesine Lötzsch und Klaus Ernst schweigt dazu bisher. FR-online.de bietet die bisher unveröffentlichte Studie nun zum Download an.
Diese Frage könnte Grünen und Sozialdemokraten in den Ohren klingen: „Antisemiten als Koalitionspartner?“ So haben der Gießener Sozialwissenschaftler und Antisemitismusexperte Samuel Salzborn und Sebastian Voigt von der Universität Leipzig eine Studie überschrieben, die sich mit der Linkspartei beschäftigt. In der noch unveröffentlichten Arbeit heißt es, „linke Selbstimprägnierungsstrategien“ täuschten darüber hinweg, „dass sich sogar im parlamentarischen Spektrum der bundesdeutschen Linken inzwischen eine Kraft etabliert hat, die antisemitische Positionen in ihren Reihen toleriert“.
Seit März liegt die Arbeit zur Begutachtung bei einer politikwissenschaftlichen Fachzeitschrift. Darum tauchen die jüngsten antisemitischen Skandale darin noch gar nicht auf: Vor wenigen Wochen fand sich auf der Internetseite des Duisburger Kreisverbandes ein Flugblatt, in dem vom „sogenannten Holocaust“ die Rede war. Im Kopf: ein in ein Hakenkreuz changierender Davidstern.
(...)
Sogar Bundestagsfraktionschef und Partei-Ikone Gregor Gysi hielt 2008 eine Grundsatzrede, in der er „Solidarität mit Israel“ anmahnte. Mittlerweile ist Gysi in der Frage jedoch abgetaucht. Studienautor Salzborn sieht gar „diejenigen, die auf den Antisemitismus hinweisen, zunehmend isoliert“. Im Fazit sind die Autoren skeptisch, ob die Partei das Problem in den Griff bekommt.
Dabei könnte ein offensiver Umgang ein dunkles Kapitel schließen helfen. Die Anfälligkeit der Linken, die sich in weiten Teilen als immun gegen Antisemitismus wahrnimmt, leiten die beiden Forscher aus der Geschichte ab. So habe die DDR unter der Staatspartei SED die NS-Geschichte und die Komplizenschaft großer Teile der Bevölkerung nie richtig aufgearbeitet. Der Nationalsozialismus sei als „Verschwörung einer kleinen Gruppe von Finanzkapitalisten“ dargestellt worden. „In dieser Hinsicht war das antifaschistische Selbstverständnis der DDR eine staatliche Legitimationsideologie, die zur Feindschaft gegen Israel und zur Unterstützung arabischer Diktaturen als Verbündete im antiimperialistischen Kampf diente“: Hier das kapitalistische Israel, da unsere Brüder im Geiste. Auch im Westen habe die Linke eine unselige Traditionslinie übernommen: „Die Judenfrage, die nach dem Massenmord tabuisiert war, wurde bald durch die Frage nach dem Verhältnis zum jüdischen Staat Israel abgelöst, das bis heute für ständige Kontroversen sorgt.“ den Artikel weiter lesen


16. Mai 2011

Yerushalayim Shel Zahav

Ofra Haza "Yerushalayim Shel Zahav"



""Jerusalem aus Gold" mit seiner einprägsamen Melodie beschreibt die in Gold getauchte Stadt mit einer "Luft so klar wie Wein". Obgleich ein poetisches Lied, wurde es 1967, kurz vor der Eroberung des Ostteils Jerusalems mit allen Heiligen Stätten zu einem sinnlichen Schlachtlied…." weiter lesen (Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 29. April 2008)


Verse 1

Avir harim tsalul k'yayin
Vereiyach oranim
Nissah beru'ach ha'arbayim
Im kol pa'amonim.

The mountain air is clear as water
The scent of pines around
Is carried on the breeze of twilight,
And tinkling bells resound.

U'vtardemat ilan va'even
Shvuyah bachalomah
Ha'ir asher badad yoshevet
Uvelibah - chomah.

The trees and stones there softly slumber,
A dream enfolds them all.
So solitary lies the city,
And at its heart -- a wall.

Chorus:

Yerushalayim shel zahav
Veshel nechoshet veshel or
Halo lechol shirayich Ani kinor.
x2

Oh, Jerusalem of gold,
and of light and of bronze,
I am the lute for all your songs.
x2

Verse 2

Chazarnu el borot hamayim
Lashuk velakikar
Shofar koreh behar habayit
ba'ir ha'atikah.

The wells are filled again with water,
The square with joyous crowd,
On the Temple Mount within the City,
The shofar rings out loud.

Uvme'arot asher baselah
Alfei shmashot zorchot
Nashuv nered el Yam Hemalach
B'derech Yericho

Within the caverns in the mountains
A thousand suns will glow,
We'll take the Dead Sea road together,
That runs through Jericho.

Chorus:

Yerushalayim shel zahav
Veshel nechoshet veshel or
Halo lechol shirayich Ani kinor.
x2

Oh, Jerusalem of gold,
and of light and of bronze,
I am the lute for all your songs.
x2

Verse 3

Ach bevo'i hayom lashir lach
Velach likshor k'tarim
Katonti mitse'ir bana'ich
Ume achron ham'shorerim.

But as I sing to you, my city,
And you with crowns adorn,
I am the least of all your children,
Of all the poets born.

Ki shmech tsorev et hasfatayim
Keneshikat saraf
Im eshkachech Yerushalayim
Asher kulah zahav.

Your name will scorch my lips for ever,
Like a seraph's kiss, I'm told,
If I forget thee, golden city,
Jerusalem of gold.

Chorus:

Yerushalayim shel zahav
Veshel nechoshet veshel or
Halo lechol shirayich Ani kinor.
x2

Oh, Jerusalem of gold,
and of light and of bronze,
I am the lute for all your songs.
x2

10. Mai 2011

Wieder

Wenn man erschöpft von der Wärme, von der Arbeit, bepackt mit dem Verheilten sich einfach vor sich hin in einer fremden Stadt verirrt, höre ich in mir immer wieder dieses Lied... spüre kurz Melancholie und wende mich lachend dem Leben zu, dem schönen Leben.

Eva Cassidy "Autumn leaves"



Siegfried Lenz "Schweigeminute" (ein kleiner Auszug)

"Ich setzte mich ans Fenster und blickte hinaus in die Dämmerung, während sie sich im Badezimmer umzog und dabei das Radio einschaltete, summend begleitete sie Ray Charles. Sie trug einen leichten blauen Rollkragenpullover, als sie wieder erschien, sie kam gleich zu mir und wischte mir übers Haar und beugte sich dann zu mir und versuchte, meinen Blick aufzunehmen. Unsere Katarina war nicht mehr zu sehen. Du sagtest: "Das Schiff ist wohl auf dem Heimweg"; und ich: "Es ist nicht sehr weit bis zu uns." "Und zu Hause", fragte sie besorgt, "wird man Sie nicht vermissen zu Hause?" "Frederik wird ihnen erzählen, was sie wissen wollte", sagte ich, "Frederik arbeitet für meinen Vater." Sie lächelte, vermutlich empfand sie ihre Besorgnis als unangebracht oder sogar als verletzend, weil sie mich an mein Alter erinnerte, sie streife einen Kuß an meiner Wange ab und bot mir eine Zigarette an. Ich lobte ihr Zimmer, und sie stimmte in mein Lob ein, lediglich das Bettzudeck schien ihr zu schwer zu sein, sie glaubte, nachts Atemschwierigkeiten zu bekommen. Sie hob das Zudeck einmal kurz an, und dabei fiel ein glühendes Klümpchen auf das Laken, worauf sie einen kleinen Schreckenslaut ausstieß und die Brandstelle mit der flachen Hand zudeckte. "My God", flüsterte sie, "oh my God." Sie deutete auf den kleinen schwarzgeränderten Brandfleck, und da sie ihren Selbstvorwurf wiederholte, umarmte ich sie und zog sie an mich. Sie war nicht erstaunt, sie versteifte sich nicht, in ihren sehr hellen Augen lag ein träumerischer Ausdruck, vielleicht war es auch nur Müdigkeit, du neigtest mir dein Gesicht zu, Stella, ich küsste dich. Ich spürte ihren Atem, den leicht beschleunigten Atem, ich spürte die Berührung ihrer Brust, ich küsste sie noch einmal, und jetzt löste sie sich aus meiner Umarmung und bewegte sich ohne ein Wort zum Bett. Sie wollte nicht, daß ihr Kopf in der Mitte des Kopfkissens lag, es war ein breites, geblümtes Kopfkissen, das Platz für zwei bot, mit einer beherrschten Bewegung warf sie sich auf und gab die Hälfte des Kopfkissens frei oder trat sie mir ab, ohne ein Zeichen, ohne ein Wort, dennoch bewies mir das Kopfkissen eine unübersehbare Erwartung. (...)

Es war kein doppelter Abdruck, den das Kopfkissen bewahrte, einmal wandten sich unsere Gesichter einander zu, kamen einander so nahe, daß nur ein einziger großer Abdruck zurückblieb.(....)"

8. Mai 2011

Poison

Neues von der poetischen Front

Alice Cooper "Poison"



Für F. P.

Warten

Mein Geist rebelliert, meine Glieder am Zittern.
Das Warten auf Wortpaare - solch eine Qual.
Mit jedem Vokal umarmst nah meine Silben.
Die Liebe bringt Trauer gleich zum Zerfall.

Um ein Wort nur sterben bei diesem Verlangen.
Vermischen sich Augen, Arme und Schrei...
Es werden gleich Meere aus unserer Lyrik -
Wir werden die Laken beschriften im Schweiß.

Wir werden bewandern all Flecken der Erde -
Ich werde dir folgen, wohin du verlangst.
Halt mich heute Nacht und liebkos meine Hügel,
Nimm mich eng umschlungen in dein zart-holdes Reich.

Öffne leise das Fenster und komm zu mir im Dunkeln.
Du wolltest gleich sterben - das wird auch bald sein.
Dein erster Petite mort im ersten Begehren.
Wir beide erhellen mit uns gleich die Nacht.

05. Mai 2011





Antwort

Du wirres Glück hast mich gefangen
In einer völlig unbeschreiblichen Natur.
Ich kann keine Gedichte in dem Glücke schreiben -
Endloses Nichtgelingen und Nichtschreibenwollen.
Doch zwingt mich Sonne und ihr Glühen jeden Abend
Das Lyrische den Briefen einzusingen,
Die deine Nähe mir substituieren,
Die deine Augen mir einverleiben.
Der Spiegel schaut mich mit deinen Blicken an -
Mit deinen Seen aus den Tiefen eines jungen Waldes,
In welchem jeder Ast und jeder Baum
Mir mal die Decke aus den frisch geschlüpften Blättern,
Mal auch ein hartes Bett der Nächte webt.

Wie fühlt es sich denn an, von dir derart umgarnt zu werden,
Dass jeder Ast von dir in mich durchdringt, in mich einpflanzt,
Um in dem wild verwachsenen Gebüsch der Seelen jeden Morgen,
Den zu zerreißen nicht mal einer Axt ist in Gewalt,
Hier aufzuwachen, ohne dich an meiner Seite,
Und Schmerz der Trennung auszuhalten. Unerträglich!

Was bist du mir - das bin ich dir.
Eine entfernte, traute und doch um alles angestrebte Nähe:
Ich will sie spüren, in meinem Zittern und in deinem Beben
Von unserer Gedankenwucht, ob es um Stalin gehen würde oder eben Lenin.
Nimm mich zu dir, ich nehme dich in mich mit aller Kraft und werfe gegen Wände,
Die nicht mehr existieren, seit Arme deine um mich blind begeben.
Seit dem der Frühling dieses Jahres mich geboren
Bin ich dir Frau mehr, als ich es je empfinden konnte.
Mit unverbrannten Händen berührst du mich im hohen Feuer
Und gibst das Wasser - Dich und restlos mir - ohne dich je zu schonen.

26. April 2011





* * *
Mein Gesang jeden Abend mit deinem -
Was erfüllt mich noch mehr als der Durst,
Dich beim Atmen, beim Träumen zu rühren -
Dir die Nächte zu stehlen im Kuss.

Du hast Herz mein, es wohnt bei dem deinen.
Du hast Mund meinen deinem geschenkt.
An den trocknen und kahlen Gemäuern
Schwebt dein Wort und taucht uns in das Meer.

In die See, die den Durstigen Stille,
In die Feder, die den Liebenden Scham,
In den Sturm, der den Lüsten den Frieden
Und die Kraft dir für Nächte vergab.

01. Mai 2011