À une passante - Für eine Passantin
[Übersetzt von Eric Boerner]
Mir fiel ein Schluchzen in der dumpfen Straße auf.
Groß, schlank, in tiefer Trauer, in erhabnem Schmerz
Geht ein Weib vorbei. Ihr feines Händchen fährt
Zum geknöpften Rock, der Saum hebt sich hinauf;
Zeigt edel und gelenkig, ein Statuettenbein.
Aus ihren Augen saug' ich, wie ein kranker Wurm,
Den fahlen Himmel und den Keim des Sturms,
Infektiöse Süße und Lust, die tötet, ein.
Ein Blitzstrahl … in der Nacht! – Du fliehnde Schöne,
Ich habe mein Geschick in deinem Blick erkannt.
Ob wir uns vor dem Jenseits wiedersehn?
Woanders, weit von hier! viel später! nur dich sehn!
Weiß nicht, wohin du fliehst, ich bin dir unbekannt.
O du, die ich geliebt! O du, die mich verstand!
So bete ich dich an
So bete ich dich an, wie nächtiger Wölbung Neigen,
Urne der Traurigkeit, o grosses, dunkles Schweigen,
Und liebe, Schöne, dich gleich heiss, ob du mich fliehst,
Ob du, Zierat der Nacht, durch meine Träume ziehst,
Um lächelnd und voll Spott endlose Kluft zu breiten,
Die meine Arme trennt von blauen Ewigkeiten.
Zum Angriff stürme ich, berenne, dringe vor
Wie an dem Leichnam klimmt der Würmer Schar empor,
Liebkos dich, grausam Tier. – Du höhnst mein Liebesmühen,
Doch deine Kälte lässt nur heisser mich erglühen.
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