31. Dezember 2007

Leben

Liebe Freunde und Leser,

das Blog ist 1 Jahr alt geworden, ich setze meine Tradition aus dem letzten Jahr fort und wünsche Euch allen nur schönste Emotionen, wundervolle Erlebnisse für das Jahr 2008! Seid zufrieden und nehmt vom Leben alles, was Euch glücklich macht!

Ballett-Stück, choreographiert von Maurice Béjart zum Lied von Jacques Brel "Quand on a que l'amour"

P.S. Für all diejenigen von Euch, die sich als Vorsatz für das nächste Jahr das Erlernen von Französisch oder Italienisch vorgenommen haben, ist hier ein kleiner sinnlicher und lyrisher Einblick in beide Sprachen:

- Französisch zwischen den Hügeln der Venus (die einzelnen Kapitel anklicken)
- Italienisch zwischen den Hügeln der Venus

20. Dezember 2007

My foolish heart

Bill Evans Trio - My Foolish Heart
(Bill Evans, Chuck Israels, Larry Bunker in Stockholm, 1964)

18. Dezember 2007

Pfirsichzweig

Ungarische Lyrik, in deutscher Übersetzung. Etwas, was mir früher völlig unbekannt war und mich auf einmal sehr berührte.

Sándor Rákos (1921-1999)
PFIRSICHZWEIG

Wie du dich fliehend an mich schmiegst mit offnem Haar und unbedeckt,
so schwankend wie ein Pfirsichzweig, der zitternd sich
im Sturme streckt.

Die Schulter bebt, das Hügelpaar der kleinen Brüste ängstigt sich,
drängt zueinander, und erstickend legt
dein Atem sich auf mich.

Perlmutterfarben wogt und hat in meinen Fingern Strom entfacht
dein Lendenspiel, und Funkenregen sprühn
durch diese Sommernacht.

Dein Rock fällt, wie ein Vorhang fällt, verschwunden ist die Welt und schweigt,
Dich biegt der Wind, und wimmernd bricht dein Halt -
mein Pfirsichzweig.
(Übersetzt von Heinz Kahlau)


Endre Ady (1877-1919)
GIB MIR DEINE AUGEN

Du sollst mir deine Augen geben,
Ich will sie ins Gesicht mir setzen
Und mich an meiner Pracht ergötzen.

Du sollst mir deine Augen geben,
Den blauen Blick, der immer baut
Und mild verschönert, was er schaut.

Du sollst mir deine Augen geben,
Die brennen, töten, und begehren,
Die mich in ihrer Sicht verklären.

Du sollst mir deine Augen geben.
Wenn ich dich liebe, lieb ich mich,
Um deinen Blick beneid ich dich.
(Übersetzt von Geza Engl)



Zoltán Nadányi (1892-1955)
MARIANNE IM BADE

Was hat aus frommem Traume
mich aufgeschreckt heut früh?
Kreischend im Nebenraume
die Wasserleitung schrie!

Ach, in der Badewanne
- dämmerte es mir schwach –
lärmt wieder mal Marianne!
Und schon war ich ganz wach.

Ein Bad macht sich die Schöne
da hinter meiner Tür,
mit möglichst viel Gedröhne
verkündet sie es mir.

Jetzt schließt sie ab die Türe,
jetzt sperrt sie zu den Hahn...
Das Weib will mich verführen!
Kein Zweifel ist daran.

Mit Badetuchgewedel
versucht sie's weiter dann.
Ganz wirr wird mir im Schädel.
Sie fängt zu plätschern an.

Jetzt steigt sie in die Wanne
und denkt sich zweifellos:
Ich hört's und weiß, Marianne
ist jetzt ganz nackt und bloß.

Sie taucht noch nicht gleich unter,
reizt meine Phantasie,
mir vorzustell'n wie munter
Schaum spielt um ihre Knie,

wie sie den hübschen, drallen
Körper nun unverwandt
beschaut mit Wohlgefallen
im Spiegel an der Wand.

Jetzt mag sie mich belauschen,
herüber dringt kein Laut,
nur ein ganz zartes Rauschen:
sie streichelt ihre Haut

Zu gerne möcht sie wissen,
ob schon geglückt ihr Plan.
Ich wälz mich in den Kissen
und reiß ein Streichholz an.

Schon hör ich's wieder rauschen,
gleichwie zur Antwort mir.
Geheime Zeichen tauschen
wir derart durch die Tür.

Und weiter treibt's der Racker,
dreht an den Hähnen rum,
planscht in der Wanne wacker
und rührt das Wasser um.

Seltsam wird mir zumute!
Heißt liebe dies Gefühl?
Treibt sie mit kaltem Blute
nicht nur mit mir ihr Spiel?

Jetzt, jetzt, jetzt wirft Marianne
ins Wasser sich! Ich hör,
das Wasser in der Wanne
wallt wie im Sturm ein Meer!

Ich hör die Wanne dröhnen.
Plötzlich tritt Stille ein.
Es klicksen von den Hähnen
nur Tröpfchen noch hinein.

Ich seh sie schweigend liegen
mit angezognen Knien,
der Muschel gleich sich wiegen
im Wasser her und hin.

Jetzt, ohne sich zu regen,
mag sie zur Tür wohl sehn
und listig überlegen,
was weiter könnt geschehn.

Sie weiß, daß diese Türe
ganz Ohr und Auge ist.
Ob ich mich auch nicht rühre,
sie sinnt auf neue List.

Jetzt tröpfelt's in die Wanne,
Musik scheint's wie Stakkat.
Das sagt mir, daß Marianne
sich aufgerichtet hat.

Die Seife aus der Schale
nimmt sie und seift sich ein.
Das schmatzt, als gäb Signale
sie mir mit Arm und Bein,

als flüsterten die Hände
geheimnisvoll mir zu:
Wer mich jetzt sieht, der fände
mich wunderbar wie du!

All ihre Reize flüstern:
Na, komm, na, komm doch her!
Mein Gott, mein Gott, so lüstern
war ich schon lang nicht mehr!

Verlockend ruft mich leise
ein jedes rosige Glied,
und stets auf andre Weise.
Weiß nicht, wohin mich's zieht!

Mein Herz pocht wie im Fieber.
Hört sie es durch die Tür?
Sie lacht gewiß darüber,
spielt Blindekuh mit mir.

Nein, nein, ich hör sie stöhnen,
sie gibt sich einen Kuß!
Was tu ich mit der Schönen?
Werd ich verrückt zum Schluß!

Ich halt mir zu die Ohren!
Was hilft's? Ich hör, ich hör!
Mein Gott, ich bin verloren,
kann's nicht ertragen mehr!

Jetzt braust die Dusche nieder,
hüllt ein das süße Weib,
umschmeichelt Brust und Glieder,
den ganzen rosigen Leib!

Ich hör, ich hör ihn singen,
mit keckem Überschwang
empor zum Himmel klingen
seinen Triumphgesang.
(Übersetzt von Martin Remané)


Einige interessante Links:

- Junge ungarische Literatur: http://www.literatur.hu
- http://www.hungarianquarterly.com
- Ungarisch - ein goldener Käfig?