29. Oktober 2007

Frau sein

Ab dem 08. November läuft im Kino ein Film, den ich mir sehr gerne anschauen würde. Ich habe auf ihn gewartet. Die Grundlage dazu - ein berühmtes Buch der israelischen Autorin, das mir vor einigen Jahren im gewissen Sinne gezeigt hat, wozu eine Frau fähig ist, was sie empfinden kann und was es bedeutet, leidenschaftlich, grenzenlos, weiblich zu sein, zu leiden und zu lieben.

Liebesleben (IL/D, Regie: Maria Schrader, Buch: Zeruya Shalev)

"Die Liebe macht uns nicht blind, sondern sehend."

Film-Trailer
"Eigentlich hat Jara (NETTA GARTI) alles: Sie ist glücklich verheiratet, hat beste Aussichten auf eine Karriere an der Universität, lebt in einer schönen Wohnung und kann sich auf ihre Familie verlassen, die trotz einiger Schwierigkeiten zusammenhält. Doch als sie dem viele Jahre älteren Arie (RADE SHERBEDGIA) begegnet, einem Freund ihres Vaters, gerät ihre heile Welt vollkommen aus den Fugen: Sie verfällt seiner faszinierenden erotischen und widersprüchlichen Anziehungskraft. Neugierig und lebenshungrig wirft sie sich in den Strudel einer amour fou, die alle Dämme ihrer bisherigen Existenz niederreißt. Dabei erkennt sie nicht nur, dass ihre Eltern (TOVAH FELDSHUH und STEPHEN SINGER) ein Geheimnis hüten, zu dem Arie der Schlüssel ist. Sondern auch, dass keine Liebe, kein Mann allein ihr Leben bestimmen dürfen..."Link
Ich bin eine Frau.

Mohnblumen

Der Sommer ist nie vorbei. Man muss nur an die Wärme, an die Blumen denken und er ist wieder da, in meinem Kopf, im Herzen und in mir.



Alfonso Reyes
Mohnblume, rotes Mohngesicht,
täusche mich, aber lieb mich nicht.
Wie du übertreibst mit deinem Duft,
wie du das Rot deiner Schminke strahlst
und dir die Augen blau untermalst
und Seele aushauchst in die Luft!
Mohnblume, rotes Mohngesicht!
Es gab eine, die sah aus wie du,
wenn sie rot wurde, so wie du dich stellst,
und dann, weshalb du mir auch gefällst,
sie hatte schwarze Wimpern wie du.
Mohnblume, rotes Mohngesicht!
Es gab eine, die sah aus wie du ...
und ich zittre heimlich bei der Idee,
daß ich deine Hand noch in meiner seh.
Mir wird Angst, wenn das so weitergeht,
daß auf einmal ein Mädchen vor mir steht.

Bilder sind im Urlaub in Dänemark entstanden.

Mein Nichts Bedeutendes

***
Ich bin für dich nicht frei,
Mein lieber Jüngling.
Denn bin vergeben bis ans End.
Du kannst mich nehmen, aber wisse:
Ich hab Geliebte, die mit mir hier leben,
Die zu verjagen du nie schaffst,
Auch wenn du hart drum kämpfst.
Die eine heißt Musik, die andere - die Sonne.
Die dritte – Lyrik und die vierte - Malerei.
Die letzte ist mir ganz die aller Liebste –
Sie heißt Freiheit…
In ihr erlebe ich die Ruhe und Unruhe.
Ich bin für immer ihre und sie - mein.


***
Mit einer Anderen verbringst den Alltag,
Mit zweiter Anderen gehst du zu Bett.
Ich bleibe für die Stunden in den Träumen
In einem ungesprochenen Gebet.


***

Besetzt, beschäftigt, zu,

Vergeben und nicht mein,Tabu.

***
Du liebst eine Andre,
Du triffst sie heut Nacht.
Ich schweig immer weiter,
Wie lange noch, sag…


Was bedeutet es für dich
Was bedeutet es für dich,
Wenn ich dich berühre.
Denkst du dann an sie?
Denkst du auch an mich,
Wenn du sie in Händen hieltest.
War es gut für dich?
Drängt dein Puls nicht an die Grenzen,
Wenn ich dich dann kost'.
War es für dich deutlich besser,
Dass du mit mir schweigen konntest?
Dann vergiss es schnell und liebe sie.

September-Oktober 2007

28. Oktober 2007

Tel Aviv - Bauhaus und mehr

Einige Bilder der Tel Aviv’er Architektur aus den 30-er Jahren: http://www.interart.co.il/bauhaus/
“(…)Tel Aviv has the largest collection of buildings built in the International Style, anywhere in the world. Bauhaus architecture flourished in Tel Aviv (as elsewhere in the country) in the 1930’s due in great part to the fact that 17 former Bauhaus students, worked locally as architects.


Arieh Sharon, Dov Carmi, Zeev Rechter, Pinchas Hueth, Josef Neufeld, Genia Averbuch Richard Kauffmann and Erich Mendelsohn are just some of the architects, who contributed to the local abundance of Bauhaus architecture. Sharon, (no relation to the current prime minister)was known for his cooperative workers’ dwellings in Tel Aviv, work on many of the country’s hospitals and his early beginnings in kibbutz Gan Shmuel. Averbuch is best known because in 1934, at 25, she won second prize (no first prize was given), in the competition to design Dizengoff Circle, in memory of Zina Dizengoff, Meir Dizengoff’s wife. While Mendelsohn designed the private residence of the country’s first president, Dr. Chaim Weizmann.(…)” mehr

„Eine Gartenstadt mit europäischem Chic sollte Tel Aviv werden, als 1909 mit dem Bau begonnen wurde, ein billigerer Vorort für die arabische Hafenstadt Jaffa, deren Bevölkerung im 19. Jahrhundert rasant anstieg. Nach wiederholten Angriffen arabischer Mobs zogen grosse Teile der jüdischen Bewohner nach Tel Aviv, ab 1930 kamen auch Tausende europäische Immigranten dazu, viele von ihnen Architekten der Bauhaus-Schule Dessau und Berlin. So entwickelte sich ab 1930 Tel Aviv zu einer eigenständigen Stadt, rasend schnell wachsend, ohne städtebauliche Traditionen, die hätten berücksichtigt werden müssen – und so kommt es, dass sich hier die vielleicht weltweit grösste Konzentration an Bauhaus-Gebäuden findet und die Stadt generell einem gigantischen Architektur-Spielplatz gleicht. Da wurden alle Teile aus dem Bauhaus-Baukasten verwendet. Natürlich: Die Häuser muten gewohnt funktional, rational, technisch, sogar politisch an – man spürt die Idee einer sozialistisch-egalitären Demokratie dahinter –, und doch ist der Effekt, verbunden mit dem ebenso unleugbaren Einfluss orientalischer Spielfreude, auch einfach sehr amüsant.
http://www.dasmagazin.ch/index.php/Gelobte_Stadt
(Aus achgut.com: „Dieses Jahr in Tel Aviv“)

“(…) Obwohl architekturgeschichtlich falsch, wurden die Bauten mittlerweile auch von cleveren Tourismusmanagern entdeckt, die nun den "Bauhaus"-Stil als Touristenattraktion bewerben. In eine einheitliche Schublade passen die Entwerfer und ihre Bauten hingegen nicht: Vom Berliner Expressionismus über die Weimarer-Schule bis zur Dessauer Bauhaus-Strenge reichen die Einflüsse: Mendelsohns Eleganz wurde ebenso kopiert wie Bruno Tauts Ideen des Neuen Bauens, De Stijls kubistische Schachtelräume oder Le Corbusiers freie Erdgeschosse und die auf Säulen stehenden Häuser.
Hinter "Bauhaus"-Fassaden zu wohnen, ist heute wieder schick in Tel Aviv, obwohl die meisten Häuser in erbärmlichem Zustand sind. Um den Wohnraum zu vergrößern, haben viele Mieter ihre Terrassen leider zugebaut und somit vor allem die Fassaden verschandelt. Aber abgerissen werden die Bauten der Moderne in Tel Aviv kaum noch. Erste Gebäude sind inzwischen wieder topsaniert – mit städtischen oder privaten Geldern.“ mehr

„Bauen für eine bessere Welt
Tel Aviv ist die Bauhaus-Stadt. Lange blühte dieser Schatz nur im Verborgenen. Das Bauhaus Center hat geholfen ihn zu heben. Jetzt ist die Architektur der Moderne mit ihrer sozialen Botschaft wieder in.(…)weiter lesen

Ein schönes Video einer Sendung auf arte: „Sommer, Sonne, Strand. Tel Aviv“

10. Oktober 2007

Give me the words

Wieder kehre ich zu Nouvelle Vague zurück, über die ich bereits im Januar schrieb. Die Musik ist viel zu schön und mich ergreifend, um dazu gar nichts zu sagen. Ich glaube, mittlerweile weiß ich, was ich doch beim Aufwachen am Morgen zu dieser Musik gerne tun würde, werde es aber immer noch nicht verraten... Ich würde mein Leben neu beginnen...

2007 kam eine neue CD raus, doch diese zwei Lieder entstammen ihrem Erstlingswerk.

Nouvelle Vague - In a manner of speaking...
In a Manner of speaking
I just want to say
That I could never forget the way
You told me everything
By saying nothing

In a manner of speaking
I don't understand
How love in silence becomes reprimand
But the way that i feel about you
Is beyond words

Oh give me the words
Give me the words
That tell me nothing
Ohohohoh give me the words
Give me the words
That tell me everything

In a manner of speaking
Semantics won't do
In this life that we live we only make do
And the way that we feel
Might have to be sacrified

So in a manner of speaking
I just want to say
That just like you I should find a way
To tell you everything
By saying nothing.

Oh give me the words
Give me the words
That tell me nothing
Ohohohoh give me the words
Give me the words
That tell me everything

Oh give me the words
Give me the words
That tell me nothing
Ohohohoh give me the words
Give me the words
That tell me everything

Inkognito in Berlin (Teil 2)


Noch einige Momente meiner Restzeit in Berlin im Spätsommer.

Bild: Berlin, Fernsehturm

Berlin hinterließ auf mich zu meinem begeisterten Eindruck, den ich als Touristin empfand, auch ein Gefühl der Ratlosigkeit, wenn die Gebäude im Regierungsviertel überhaupt nicht größenmäßig zu der Stadt gepasst hatten. Das waren gigantische Bauten, die so aussahen, als ob sie in der Wüste stehen würden. Besonders der Hauptbahnhof. Er steht tatsächlich, wie in der Wüste, denn um ihn herum ist alles leer, auch wenn es modern und schön ist. Leere Moderne... Spontan kam aus mir die Phrase: „Wo sind denn diese schönen kleinen deutschen putzigen Häuschen?“ Mein Begleiter antwortete mit Sarkasmus, dass als es kleine putzige Häuschen gab, benahmen sich die Deutschen in Europa, wie Giganten der Todesmaschinerie. Vielleicht würde es jetzt ihnen psychologisch helfen, wenn sie in diesen von Größenwahnsinn getriebenen Gebäuden regiert werden, als Ausgleich, und sie würden nie zu ihrer Vergangenheit neigen… Interessante Überlegungen…

Obwohl der Größenwahnsinn hatte auch zu der Zeit des 3. Reiches eine Rolle in der Architektur gespielt. Ich lasse jetzt dies jedoch beiseite und widme mich einfach der Stadt.

Bild: Blick zum Brandenburger Tor

Bild: Die Parlamentsbibliothek

Ja, ich habe es getan, ich ging zum Berliner Zoo. Meine Freundin nahm mir das Wort ab, dass ich nicht zurück kommen dürfte, wenn ich ihr nicht das Bild von Knut mitbringe. Gut, ich gebe es zu, ich mochte die Braunbären noch bevor es Knut gab, und so lernte ich auch andere Artgenossen kennen. Das Traurigste waren die Affen. Es gab da manche, die mit sehr ähnlich dem menschlichen Ausdruck eine unglaubliche Traurigkeit hinter der Glasscheibe in ihren Augen hatten. Ich konnte sie nicht länger anschauen, ohne dass mein Herz sich zusammen knotete.

Später am selben Tage ging ich endlich dahin, was eins der Hauptziele meiner Reise war. Ich wollte die französischen Impressionisten erleben, in der Neuen Galerie. Es war wunderschön. Minutenlang stand ich mit dem angehaltenen Atem vor den Bildnissen von Monet und sah das Wasser bei ihm tatsächlich schimmern und sich bewegend; ich war fasziniert von einem "Stillleben mit Äpfeln und Primeln" von Cezanne und auch von den blauen „Schwertlilien“ Van Goghs. Als ich durch die ganze Ausstellung bereits geschlendert war, kehrte ich nochmals um, um vor diesen auserwählten Bildern nochmals zu stehen und sie in mein Gedächtnis einzuprägen. Dies war unbeschreiblich.

Bild: Die Philarmonie

An einem der Tage ging ich zum Treptower Park zum Sowjetischen Ehrenmal. Da liegen die Überreste von 7.000 sowjetischen Soldaten, die in den Kämpfen um Berlin gefallen waren. Als ich zwischen zwei Monumenten der knienden Soldaten durchkam, schaute ich direkt zum Denkmal des sowjetischen Soldaten mit dem kleinen geretteten deutschen Mädchen auf dem Arm. Man sah es bereits im Gehen dahin, erst jetzt aber eröffnete sich die ganze erdrückende Größe. Es gab da auch andere Besucher. Ich erkannte russische, auch jüdische Gesichter, die russische Sprache. Natürlich war es ein zweispuriges Gefühl, als ich die Steintreppe nach unten kam und an den Denkmal-Sarkophagen vorbeiging: Die letzten beinhalteten zusammen mit den im Stein abgebildeten Motiven des Großen Vaterländischen Krieges Zitate von Stalin. Ich war ganz still, ging weiter, an jedem vorbei, bis ich zu dem Denkmal-Koloss kam. Ich empfand aber trotz Stalin Traurigkeit und meine innere Nähe zu diesem Ort. Vielleicht wegen meines Vaters, vielleicht wegen aller Opfer, wegen des Landes, aus dem ich stamme. Ich suchte nach dem Friedhof und fand keins. Erst später, als ich bereits fort war, habe ich gelesen, dass ich doch die ganze Zeit am Friedhof war. Denn die Überreste fanden ihre Ruhe in sieben Massengräbern, die heute mit grünem Gras oben bewohnt sind und oben drauf die Lorbeer-Kränze sie schmücken.

Bild: Die Besucher schauen sich die Denkmal-Sarkophage an

Ein anderes Denkmal, das ich zum ersten Mal betrachtete, war das Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Es geschah ganz unerwartet für mich, als es vor mir erschien. Es war bereits ein später Abend und ich wusste nicht so genau, wo ich mich in der Finsternis befand. Auf einmal sah ich es vor mir und blieb einfach stehen. Tagsüber macht es bestimmt auch einen nicht so düsteren Eindruck, aber nachts befand ich mich auf einem Friedhof. Es ist auch nichts anderes als Friedhof. Ich könnte keines der Steine berühren, könnte auch nicht dazwischen gehen, denn ich empfand auf einmal einen rasenden Schmerz in der Brust und musste weg, um genug Luft zu bekommen, obwohl ich unter freiem Himmel war. Ich weiß, ich bin anders, was es angeht.

Im Gedächtnis ist mir noch natürlich der Besuch im Museum für Naturkunde geblieben mit dem größten in der Welt Dinosaurier-Skelett eines Brachiosaurus brancai. Es gab sehr viele Kinder, die mit den offenen Mündern da herumstanden. Mir haben die Computeranimationen und Erklärungen sehr gut gefallen, da sie das Leben zu den Zeiten der lebenden Dinosaurier beschrieben und sie dadurch zum Leben erweckten. Man konnte z. B. sehen, wie schnell sich die Saurier im Vergleich zu einem Menschen bewegt und was sie gefressen hatten. Es war unerwartet süß und überraschend, dass kleine Jungs, die noch nicht richtig sprechen konnten, das Wort "Brachiosaurus" ohne Probleme ausspuckten.

Das letzte und das schönste Ereignis, das bei mir immer noch eine schöne Erinnerung hervorruft, war das unerwartete Tanzen unter freiem Himmel an der Spree. Ich ging durch die Straße und hörte auf einmal Tangoklänge, kam näher, und mir eröffnete sich etwas Fabelhaftes. Ich schaute nach unten, zum Ufer; in einer Freiluft-Bar, zugänglich den Augen aller Vorbeigehenden, aller Passanten, bewegten sich die Paare zum Tango… Ich stand wie verzaubert da. Am nächsten Tag nahm ich Abschied von Berlin.
Bild: Tango in Berlin
Bilder: W.L.