17. Februar 2006

Ode an den Frühling...


Marc Chagall "The Woman and Roses", 1929 - Bild


Ich muss lernen, Sätze, die ich erschaffen habe, länger als eine Nacht hier stehen zu lassen und sie nicht nach dem Aufstehen für immer zu löschen...
Daher liegt die Unschuld eines leeren Blattes wieder vor mir... Was bereitet mir die heutige Nacht vor? Lernen bis zum Erschöpfen? Schlaflosigkeit? Oder einfach nur einen sanften Schlaf, in dem ich schon von meinem geliebten Frühling träume? Wo ist der Wind, die Blumen, die unvergleichbaren Gerüche? Ich höre mir wie immer in den Kopfhörern Musik an, der Laptop ist auf meinen Knien... Madonnas "Sorry" erklingt bei mir und wie Recht sie hat, indem sie dieses Wort nie mehr hören will... Ich habe keine Ahnung, was sich jetzt in meinen Gedanken abspielen wird...
Nein, oh du, mein Frühling, mein Geliebter! Ich wartete heute vergeblich auf dich, ich verbrachte diesen Abend allein. Du hast mich mit dem hungrigen Blick nach etwas mehr nicht angesehen und mich dabei nicht fast entkleidet... bis auf meine Seele, die hast du mir gelassen... und stehe ich heute also nicht nackt vor dir... keine Regentropfen lassen meine Wimperntusche verschwinden und die Blässe meiner Unberührtheit langsam erhitzen... die Wärme deiner Finger hat die Konturen meines von dir so begehrten Körpers, den langen Schatten meiner Beine in der Kälte der Luft nicht umarmt... dein Atem hat mit der Empfindlichkeit meines Halses nicht gespielt, die Süsse meiner Lippen nicht gekostet... Die Begierde meines Ichs blieb unherausgefordert nur mir überlassen... Mein Kissen wird heute nach dir nicht riechen... Auf meinen unschuldigen Laken wird die Spur unserer Lust nicht hinterlassen sein... Deinen Geschmack an meinen Lippen werde ich nicht spüren...
Heute Nacht schlafe ich allein... Und morgen ist ein neuer Tag... Bald ist es aber soweit, der Frühling wird kommen... Und dann kann ich sagen: Ich war es, ich war diejenige, die nur mit der Macht der Worte meines Glaubens, oh mein geliebter Frühling, dich dazu aufgefordert hatte, den kalten Winter abzulösen, wieder aufzuerstehen, die Bitterkeit hinter dir zu lassen und den Anderen Wärme zu bringen, nachdem du mich in deiner Erschöpfung erst im Morgengrauen an deiner Brust einschlafen lässt... Dann sollst du nach der Enthaltsamkeit des Winters endlich kommen... Komm... Und wenn du aus dem Schlaf erwachst, wird nur ein schwacher Duft von meiner Zärtlichkeit dich an mich erinnern, mit der du Andere danach erfreust...

17.02.2006

1. Februar 2006

Für Micky

Gustav Klimt "Der Kuss"
  • „…die Liebe ist eine Sucht, die keine Grenzen kennt, ein Segen und ein Fluch, eine Gnade und ein Verhängnis. Sie ist ein Glück, das Leiden bereitet und ein Leiden, das den Menschen beglückt.“ (Marcel Reich-Ranicki über den Roman von Goethe „Leiden des jungen Werthers“)
  • „…ich hasste dieses Gerede vom Einswerden in der Liebe, denn ich fand, man konnte gar nicht genug zwei sein und sich gar nicht oft genug voneinander entfernen, um sich wieder zu begegnen. Nur wer immer wieder allein war, kannte das Glück des Beieinanderseins. Alles andere zerstörte das Geheimnis der Spannung. Und was riß stärker in die magischen Bezirke der Einsamkeit als der Aufruhr des Gefühls, die Hingabe an eine Erschütterung, die Gewalt der Elemente, der Sturm, die Nacht, die Musik? Und die Liebe…„ (E M Remarque, „3 Kameraden“, 1936)
  • „… ich liebte sie, und wenn ich ihr sagte: Komm, so kam sie, nichts stand zwischen uns, wir konnten uns so nahe sein, wie es Menschen nur können – aber dennoch war alles manchmal auf eine rätselhafte weise verschattet und qualvoll, ich konnte sie nicht lösen aus dem Ring der Dinge, nicht herausreißen aus dem Kreise des Daseins, der über uns und in uns war und uns seine Gesetze aufzwang, den Atem und das Vergehen, den fragwürdigen Glanz der immerfort ins nichts abstürzenden Gegenwart, die schimmernde Illusion des Gefühls, dass im Besitzen schon wieder Verlieren war…“ (E M Remarque, „3 Kameraden“, 1936)
  • Love means never having to say you’re sorry… (Film “Love story”, 1969)