Eine Frau, verschenkt in die blauen Träume.
Der graue Himmel, der lichtgraue Schnee, zu viel des Untröstlichen und kein Ende vom Regen, der die Löcher in das Schneemeer bohrt. Die Schneeperlen auf ihren Haaren werden bald zu Diamanten, verloren von einer Halskette der Nacht. Träumt sie vom Frühling, denkt sie an seine Augen, die zu den nie welkenden Feldblumen werden. Denkt sie an seine Arme, die ihr Herz hören würden, wenn sie sie fest umgarnen, wie Zweige eines Baumes den anderen Baum umarmen. Das laute, unruhige Herz. Das Entzünden des Gasherdes lässt blaue Flammen aus ihren Löchern auf einmal vorkriechen, täuscht aber blaue Wärme bloß vor. Die in der Waschmaschine gewaschenen Jeans haben sich auf der zarten cremefarbenden Bluse verewigt. Meereswellen. Sie zieht sie an.
Drei Farben: Blau (Regie: Krzysztof Kieslowski)
Ulla Hahn
Frau in Blau
Fernes Beben der Erde der Hand der ganze
Körper bebt in feinen Pinselstrichen
Beben gebahnt durch Sehnen
und Muskeln Gewebe
Samtmieder Halsband Spitzenhäubchen
schwer wie der Weg
den sich das Wasser aus den Steinsgeschichten
bahnt ins Blau aus reinem weißen
Schweigen leinenblassem Schweigen
in blaue Erscheinung blaue Fluchten
aus Kindertagen ins dreißigste Jahr
innerlich von Weinen geschüttelt müde
von so viel Form und Befreiung
Er sieht sie an und ihre blauen Lippen bringen ihn zum Lachen. Sie sieht wie jemand aus, der reife, trunkene Kirschen gerade gestohlen hätte. Vom Wein gefärbt sind sie in Wirklichkeit. Er verlor sich in Überlegungen, ob wenn er ihre Lippen berühren würde, sie sich ebenfalls abfärben würden. Er stand da und merkte nichts von seiner eigenen Bläue.
YSL "Opium" zur Musik von Mozart
Ein wenig Simone de Beauvoir "Das andere Geschlecht" am Abend:
"... Durch sie, durch das Beste und Schlechteste in ihr, macht der Mann die Erfahrung, von Glück, Leiden, Laster, Tugend, Lüsternheit, Verzicht, Aufopferung, Tyrannei und lernt sich selbst kennen. Sie ist Spiel und Abenteuer, aber auch Prüfung. Sie ist das triumphierende Gefühl des Sieges, aber auch das eher bittere Gefühl der gemeisterten Niederlage. Sie ist der Sog des Untergangs, die Faszination der Verdammnis und des Todes. Es gibt eine ganze Welt von Bedeutungen, die nur durch die Frau existieren. Sie ist die Substanz der Handlungen und Gefühle des Mannes, die Verkörperung aller Werte, die seine Freiheit beanspruchen. So wird verständlich, weshalb der Mann, selbst wenn er zu den grausamsten Enttäuschungen verurteilt wäre, nicht auf einen Traum verzichen möchte, der alle seine Träume umschließt...."
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