15. November 2009

Wenn eine Frau ein Telegramm "Ich liebe dich" sendet

Lange gab es keine Beiträge zu der Kinokunst. Einen Film mag ich besonders. Es ist "Ein Mann und eine Frau" ("Un homme et une femme") von Claude Lelouch aus dem Jahre 1966 mit Anouk Aimée und Jean-Louis Trintignant in den Hauptrollen.

Zwei nachdenkliche Augenblicke daraus.

Der Auto-Monolog von Jean-Louis:

und diese Szene mit der wunderschönen melancholischen Musik:


"(...) „Ein Mann und eine Frau“ reduziert die romantische Beziehung zwischen zwei Menschen auf das wesentliche, abstrahiert völlig von den „Zutaten“ und Beigaben, den Unterfütterungen der romantischen Komödie respektive der romantischen Tragödie, wie wir sie alle zur Genüge kennen. Anne (Anouk Aimée) ist irgendeine Frau, Jean-Louis (Jean-Louis Trintignant) irgendein Mann, beide haben ein Kind, (...) Bei einem Besuch der Kinder verpasst Anne den Zug zurück nach Paris, und die Rektorin bittet Jean-Louis, Anne in seinem Auto mitzunehmen. (...)

Lelouch ist im wahrsten Sinn des Wortes anti-modern, wenn man dies auf den gängigen Liebesfilm und die damit verbreiteten Klischees bezieht. „Un homme et une femme“ enthält keine Klischees und ist doch romantischer als jede Hollywood-Romanze. Den Film beherrscht eine unproblematische Schwerelosigkeit, ein gut 100 Minuten dauerndes angenehmes Gefühl, und trotzdem ist er nicht problemlos. Lelouch schafft sozusagen Urformen von Mann und Frau, Archetypen, in denen jeder Betrachter ein bisschen sich selbst wiederfinden kann, ohne nicht zugleich zwei konkrete Menschen, eben Anne und Jean-Louis, zu zeigen, die sich einem konkreten Augenblick in einer konkreten Umgebung hingeben. (...)

Wir haben uns mehr oder weniger alle an eine bestimmte Form der romantischen Komödie oder Tragödie gewöhnt, das heißt vor allem an ihre unrealistischen, verträumten und zum Teil albernen Zutaten, und vor allem an ihre immer wieder reproduzierten Handlungsstränge. Aus diesem Grund ist ein in dieser Hinsicht schnörkelloser Film wie „Ein Mann und eine Frau“ ungewohnt, gewöhnungsbedürftig. Man muss sich auf ihn einlassen können, in ihn eintauchen können, um seine Widersprüche und Kontraste, seine Zartheit und seine Romantik empfinden, um den Augenblick genießen zu können." weiter lesen

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