30. Dezember 2006

Billers Welt

"Berlin (ddp). Der Schriftsteller Maxim Biller wird Deutschland doch noch nicht gleich den Rücken kehren und nach Israel auswandern. Der Gedanke sei eine Sehnsucht, ein Aufschrei, eine Möglichkeit, sagte Biller der «Welt» (Samstagausgabe). Es könne sein, dass er in fünf Jahren dort tatsächlich lebe. Auch sei möglich, dass er zwischen Israel und Deutschland pendele. «Kann aber auch sein, dass ich in fünf Jahren weiter hier in Berlin-Mitte sitze und weiter mit der Gesellschaft, in der ich lebe, und deren Sprache ich spreche, ringe, auf die eine oder andere Art», sagte er.

Biller hatte für die Jubiläumsausgabe der Zeitschrift «Tempo» eine Kolumne verfasst, in der er 2006 als «schwarzes Jahr» bezeichnete. Er kritisierte unter anderem, dass die Deutschen mit der Fußballweltmeisterschaft ihre Bescheidenheit verloren hätten. «Und wegen dieser Rüpelhaftigkeit, dieser Arroganz, dieser Selbstgewissheit, die leider auch noch meistens einhergeht mit Stillosigkeit, mit schlechtem Geschmack, mit der Angst vor dem Individualismus, habe ich beschlossen, in diesem Sommer zu sagen: Jetzt ist Schluss mit euch, ich geh lieber dahin, wo Katjuschas fliegen und Busse explodieren, und da fühl ich mich viel besser», sagte Biller der Zeitung." Quelle

Hier ist auch ein Werk von ihm:

Fellatio

„Noch nie hatte Soskin einer Frau erlaubt, ihn mit dem Mund zu liebkosen. So sehr er sich danach sehnte, so groß war seine Angst, er könnte es mit einer Verrückten zu tun bekommen, die dazu imstande wäre, seinen Schmendrik abzubeißen und – Gott behüte! – ihn auch noch zu verschlingen.

Aber als Soskin mit vierundvierzig Jahren endlich heiratete, hielt er es nicht länger aus. Wenn ich ihr nicht trauen kann, wem sonst? Dachte er in der Hochzeitsnacht und drückte Ilanits Kopf, der auf seiner Brust lag, sanft in die Tiefe. Seine Braut verstand den Wink sofort. Nachdem Soskin sehr schön und sehr laut gekommen war, küsste sie ihn ein paar Mal zärtlich auf den Mund, drehte sich glücklich auf die Seite und schlief ein.

Soskin lag aber noch bis zum Morgengrauen wach da, wütend auf sich selbst, sein halbes Leben vergeudet zu haben."

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