10. Februar 2010

P. Eluard: Wir werden uns auf der Straße ... masturbieren und in den Kinos, am offenen Fenster

Als ich heute durch einen dummen Zufall dieses wundervolle Porträt des großen französischen Dichters des Surrealismus Paul Éluard entdeckt hatte, erinnerte ich mich an einen Brief von ihm an seine Frau Gala (geborene Jelena Dmitrijewna Djakonowa). Mit ihr war er seit 1917 verheiratet, sie hatten auch eine Tochter gemeinsam. Zu dem Zeitpunkt des Verfassens dieses sehr privaten Liebesbeweises war sie bereits nicht mehr seine Frau... Gala wurde zur Geliebten, Begleiterin und Muse von Salvador Dali, der ohne sie nicht mehr malen konnte und sie auf vielen Bildern verewigt hatte... Der Poet Éluard liebte sie immer noch unsterblich und schrieb bis zum Ende seines Lebens an sie... Ich bin mir nicht sicher, ob er es gewollt hätte, das wir - die Nachkommenden seine intimsten Worte an sie je lesen... Aber leider hat er keine Wahl mehr, denn er ist tot und es wurde publik. Ich zitiere daher...

Paul Éluard


"Wir werden uns auf der Straße masturbieren und in den Kinos, am offenen Fenster

Paul Éluard an Gala Éluard

[Paris, 16. Januar 1930]
Donnerstag, 1 Uhr



Meine funkelnde Gala,

Ich bin zurück. Ich erwarte um halb drei Kellers Besuch. Ich hoffe, daß alles klappt, damit ich dann auch zu Dir fahren kann. Ich bin schrecklich aufgeregt. Ich habe eine solche Lust auf Dich. Es ist fast zum verrückt werden. Ich vergehe bei dem Gedanken, Dich wiederzusehen, zu haben, zu küssen. Ich will, daß Deine Hand, Dein Mund, Dein Geschlecht mein Glied nicht mehr loslassen. Wir werden uns auf der Straße masturbieren und in den Kinos, am offenen Fenster. Heute früh habe ich mir mächtig einen runtergeholt und dabei an Dich gedacht. Und meine Phantasie ist unermüdlich. Ich sehe Dein Bild überall, in allem, auf allem. Ich bin zum Sterben in Dich verliebt. Dein Geschlecht bedeckt mein Gesicht, nimmt mein Glied in sich auf, es bedeckt mich mit deiner ganzen Schönheit, Deinem Genie. An Dir ist alles schön: Deine Augen, Dein Mund, Deine Haare, Deine Brüste, Deine Härchen, Dein Hintern, Dein Geschlecht, Deine Beine, Dein Geschlecht, Deine Hände, die das, was sie kneten, nicht mehr loslassen, und dieser Zwischenraum zwischen Deinen Schenkeln, nahe bei Deinem Geschlecht, Deine Schultern. Ich bin ganz besoffen beim Gedanken an jeden einzelnen Teil Deines Körpers. Und alles, was Du tust, berauscht mich, erschreckt mich, quält mich, bezaubert mich, alles, was Du tust, ist vollkommen. Wenn dieses Geschäft zustande kommt, steige ich morgen in den Zug und werde am Samstag vormittag in Marseille sein. Ich werde zum Hotel Bristol fahren und hoffe, daß du sofort zu mir kommen wirst. Char hält sich in Marseille auf. Ich hoffe, ihn zu sehen.

Ich warte auf Keller.
Es hat geklappt: 29 800
Sehr schön. Ich fahre morgen abend.
Grüße an Dali.
Ich liebe Dich über alles.
Paul"

[Quelle: Liebesbriefe großer Männer, Band I)

4 Kommentare:

la. hat gesagt…

War schon so lange nicht mehr hier.
Éluard hat geschrieben:
La terre est bleue comme une orange.
Die Erde ist blau wie eine Apfelsine.
Ich war 11-12 wo meine Lehrerin diesen Satz zitierte, als Beispiel für eine Stilfigur, die wir lieber nicht benützen sollten (weil wir 11 sind, und es nur grosse Dichter können). Der Satz ist mir geblieben, so schön, wie ein Bild aus einem Traum.

Ann hat gesagt…

Meine Liebe, bereits mit 11 warst du Poetin in deinem Herzen, ob mit orangenem oder grünem Himmel über der Erde. Deine Lehrerin hatte keine Ahnung...

Cupcakes and Strawberries hat gesagt…

Dem stimme ich vollkommen zu. :)
Mmmmh, ich glaube, dass gerade das richtig Spaß machen würde im Unterricht. Solche fabelhaften Bilder zu erfinden...

la. hat gesagt…

ich hab sie dann eben heimlich in mein Tagebuch gekrtizelt. :)