28. September 2009

Jüdischer Witz

"Ein Jude begeht Selbstmord und wird daraufhin von Gott zur Rede gestellt:

"Warum hast du das getan? Weißt du nicht, dass ein Jude sich nicht töten darf?"

"Ja", sagt der Jude, "aber mein Sohn hat sich taufen lassen." Darauf der liebe Gott: "Na und, meiner hat sich auch taufen lassen." "Und was hast du darauf gemacht?", will der Jude wissen. "Ein neues Testament."

(...)

Nach dem Krieg bekam das deutschen Publikum meistens in Talkshows, wenn etwa der Soziologe Alphons Silbermann zu Gast war, moderne jüdische Witze zu hören, wie etwa den: "Ein Jude möchte seinen neuen Ferrari segnen lassen. Er geht zum orthodoxen Rabbiner und trägt sein Anliegen vor. Der sagt, 'ja gerne, aber was ist ein Ferrari?' Ähnlich ergeht es ihm bei dem konservativen Rabbiner, dann geht er zu einem liberalen Rabbiner, der fragt: 'Was ist ein Segen?'"

(...)

Doch zu Beginn der jüdischen Geschichte verhinderte zunächst noch eine starke religiöse Bindung, dass die eigene religiöse Tradition zum Gegenstand von Witzen wurde. Schließlich war die Mehrheit der Juden damals noch fest davon überzeugt, dass alles gottgewollt sei, selbst das Leiden. Der jüdische Witz konnte sich erst voll entfalten, als sich mit der Neuzeit den Juden in Mitteleuropa die Chance zur Emanzipation und Assimilation bot, als die mittelalterliche Gläubigkeit und Gottergebenheit ihre Kraft verlor und damit das Leiden seinen metaphysisch religiösen Sinn. Wer allerdings den Ausstieg aus dem Judentum nur positiv beurteilte, hatte keinen Anlass, diesen Schritt witzig zu beleuchten. Seine volle Tiefe und Schärfe erreicht der Täuflingswitz nur dort, wo der Abtrünnige sich der Fragwürdigkeit seines Schrittes bewusst wurde, wie etwa Heinrich Heine, der die eigene Situation im beißenden Witz vortrefflich parodiert hat. Heine war ein Zyniker ersten Ranges wie das Gedicht "Zum Lazarus" beweist:

Lass die heiligen Parabolen,

lass die frommen Hypothesen -

Suche die verdammten Fragen

Ohne Umschweife uns zu lösen,

Warum schleppt sich blutend, elend,

Unter Kreuzlast der Gerechte,

Während glücklich als ein Sieger

Trabt auf hohem Ross der Schlechte?

Woran liegt die Schuld? Ist etwa

Unser Herr nicht ganz allmächtig?

Oder treibt er selbst den Unfug?

Ach, das wäre niederträchtig.

Also fragen wir beständig,

Bis man uns mit einer Handvoll

Erde endlich stopft die Mäuler -

Aber ist das eine Antwort?

Als Heine im Sterben lag, kniete seine Geliebte an seinem Bett und betete zu Gott, dass er ihm alle seine Sünden verzeihe. Da sagte Heine mit schwacher Stimme: "Meine Liebe, sorge dich nicht - er wird mir schon verzeihen, denn Sünden vergeben gehört zu seinem Beruf."(...)"

Weiter lesen in "Witz als Waffe".

Keine Kommentare: