In einem altertümlichen und nach dem Vergangenen der letzten Jahre riechenden Antiquariatsgeschäft entdeckte ich eine mich sehr ansprechende Dichterin, die sich von Nacktheit, wie auch ich, kleiden ließ. Ich erstickte fast in dem Geruch der alten Bücher, aber Lisa Grotz in ihrem Band "Bald sagst du bluten alle Felder" gab mir den fehlenden Atem:
Die SehnsuchtEin wenig Blues vom Feinsten:
ist ein großes,
wundes Tier.
Ich teile sie
mit den Verrückten,
mit den Kindern
und mit dir.
Sie ist die Sucht,
zu der ich mich bekennen will:
im Zittern,
im Verlangen.
Drum halt mich,
halt mich,
und ich werde still.
Ich werde ruhig
und deinen Namen flüstern
ohne Bangen.
November 1994
Ich trage dein Begehren
als einen Schmerz -
als eine Lust, an der
die Furcht sich bricht.
Ich sehe dein Gesicht:
ganz Hunger, Angst
und Sehnsucht,
die nicht fassbar ist.
Versprich mir nichts.
Dein Körper fühlt,
dein Glied erfindet mich.
Und ich vertrau' dir ganz:
ich sehe dein Gesicht.
Oktober 1994
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