23. Februar 2013

Fragil: Fünf Fragen

1. Wie geht es dir?

Leser, mein Leser, du liest mich, saugst mich auf, schmunzelst oder genießt hier Lyrik, Gedanken und Träume. Ich breche zu den neuen Zielen, neuen Gerüchen auf. Im Radio läuft währenddessen ein schönes Lied und begleitet mich durch den Tag voller Kartons, weggeworfener Entwürfe, sommerlicher Kleidung und Nylonstrümpfe. Bin allein in einer bald nicht mehr meinen Wohnung, habe etwas Muskelschmerzen von Tragen und Schleppen. Paris ist nur 2 Stunden entfernt, stehe barfuß da, die Heizung ist aufgedreht auf Maximum, hier herrscht der pure Frühling, packe Gläser, sogar zwei Flaschen Rotwein, Bücher, unter welchen sich paar Muscheln finden, und träume vom Meer. Seit langem war ich nicht so sehr inspiriert zu schreiben, ja zwischen den Kartons, wie jetzt. 15 davon sind zu befüllen - alles, was darüber hinaus sein wird, wird weggeworfen. Es wäre an der Zeit, zu interagieren. Ich stelle dir diesmal fünf Fragen, und ob kenntlich, ob anonym, beantworte du sie mir hier in den Kommentaren. Ob ich dich erkennen werde oder du ein Fremder bist. Wage es.

 Bild: Ann
 
2. Was siehst du?

Schließ deine Augen und sag, was du siehst. Wie fühlt es sich an, zu fliegen, ohne in ein Flugzeug gestiegen zu sein. Siehst du den Fluss, die Spitzen der Wolkentürme, Menschenmengen auf der Zeil, die Straße zu deinem Haus? Kannst du den Weg zu deiner wahren Heimat erkennen? Spüre das Rütteln der Wände des kleinen Flugzeuges, sie sind aus Papier. Folge deinem Körper, spring furchtlos in deine Wünsche, zerreiß das Papier, durchbrech deine Fassung, fühle jede Erschütterung und Regung deiner Glieder, jede Berührung, das Wilde. Tauch ein und habe keine Angst ... Sei frei und gib gleichzeitig die Freiheit des Fallens auf. Sieh dem Leben zu.

Da neulich die zweite Fortsetzung eines meiner Lieblingsfilme "Before Sunrise" erschienen ist ("Before Midnight", Kinostart: 06. Juni 2013), erinnerte ich mich an die folgende Szene des Erstlingswerkes am Flußufer. Der Film erzählt unglaublich intim und atemraubend die Geschichte zweier Menschen, die während einer Zugfahrt zufällig an einander geraten und nur einen Tag in Wien gemeinsam erleben können.

  
"Fast anderthalb Stunden reden, reden und reden... In „Before Sunset" setzten Ethan Hawke und Julie Delpy 2004 das fort, was sie neun Jahre zuvor in „Before Sunrise" begonnen hatten. Am Ende dieses Sequels reichte ein Halbsatz von Hawkes Figur Jesse, um den kompletten Film aus den Angeln zu heben: ein Cliffhanger wie er im Buche steht, denn nach diesem offenen Schluss war es weitere neun lange Jahre der Phantasie der Zuschauer überlassen, sich vorzustellen, wie es mit den beiden gesprächigen Protagonisten weitergeht. Nun geben Hawke, Delpy und ihr Regisseur Richard Linklater mit dem Romantik-Drama „Before Midnight", das die Saga von Celine und Jesse vorerst vollendet, eine clevere und berührende Antwort auf die so lange offene Frage. Was wie ein beschwingt-wortgewandter Woody-Allen-Film beginnt, steigert sich in ein markerschütterndes Dialogdrama über die universellen Wahrheiten romantischer (Zweier-)Beziehungen: „Before Midnight" ist brillant-scharfzüngig, lustig, tieftraurig und brutal ehrlich."  weiter lesen

Der Nebel über der Großstadt durchstrich alle Pläne, von jenen zwei Wandernden lediglich keinesfalls. Neben den Erzählungen zum Schicksal der Dritten Welt während des 2. Weltkrieges und einer kleinen Globen- wie auch einer verlockenden Waffensammlung gab es im Labyrinth des Historischen Museums der Stadt Frankfurt eine Anreihung an engen, steilen Treppen. Merkwürdiger Weise fühlte sie sich von ihnen bedroht und tappte vorsichtig ihm hinterher. Vor dem Fenster glänzte wiederum das tiefe blaue Wasser, das sie an das alte versinkende Venedig erinnerte. Auf Knopfdruck ließ sich die Uhr des Mittelalters für jeden läuten und auch die Stimme des Stadtwächters um zwei Uhr nachts laut erklingen, um die anderen Besucher völlig unerwartet erschrecken zu können
Über die weiteren Entdeckungen hält das feine Museumsblog auf dem Laufenden.

3. Was fühlst du?

Zum ersten Mal hat der Wein ihren Kopf schweben lassen. In Leichtigkeit vergraben, empfand sie ihre Umgebung plötzlich mehr, reichlich intensiver, während die Uhrzeit einer Mikrowelle  verschwommen blinkte, bis sie völlig verschwand. Das Gelbe des in Dunst verkleideten, vernebelt, doch sehr effektvoll leuchtenden Hochhauses gegenüber erschien edel. Sie wollte eine Menge empfinden, viel mehr als sonst, konnte es aber immer noch unterdrücken. Noch nicht bis zur Grenze auskosten, noch nicht richtig betrunken sein...

Verbind ihr die Augen, berühr sie durch den seidenen Schal und frag sie, was sie spürt. Neige deinen Kopf zu ihren Haaren und rieche an ihnen. Sag ihr, sich selbst zu vergessen. 

Sie spürt dabei den stechenden Schmerz der Nadel eines Tätowierers. Ihr Begleiter schaut zu, wie das Kunstwerk auf ihrem sensiblen Schulterblatt entsteht, sie selbst wird es erst später sehen können. Was wird es sein? Sie darf es vorher nicht erfahren. In Wirklichkeit ist es er selbst, der mit einem Pinsel und Farbe den ganzen Körper bemalt, beschriftet, und sie zu einem Kunstwerk verwandelt, zu einem Buch, einem Bild. Fast wie in dem überaus begehrenswerten Film von Peter Greenaway "The Pillow Book".


Im Winter floh sie mit den offenen Haaren und ihrer offenen Kleidung durch die Nacht. Sie haben sich nicht verloren, folgten einem Wege durch die Dunkelheit, sie schenkte ihm die Freiheit ihrer Gedanken und Wünsche, er gab ihr seine.

4. Was hörst du?

Dieser Text wäre heute nicht möglich gewesen, wenn sie abends nicht einen Schwächeanfall beim erwähnten Packen erlitten hätte. Woher bekommen nur zerbrechliche Frauen auf einmal Kraft. Nein, sie ist  keine der sowjetische Frauen, die ein Pferd im Reitflug mit den bloßen Händen stoppen könnte; sie kann mit ihren Worten und Phantasien allerdings die Welt der Anderen verändern und dessen ist sie sich bewusst... 

I forget who I am when ...

Musik, die verschluckt, ist unbestritten auch diejenige von "Django Unchained", z.B. "Ancora Qui". Der Film war ein Genuss in den "E-Kinos", auch wenn manch Szene den Kopf zur Seite drehen liess, um Brutales nicht sehen zu müssen.

Aber auch eine Neuentdeckung, eine starke Sängerin mit solch zerbrechlicher Stimme...



5. Was willst du?
Sarah Kirsch

"Alte Wörter"

Ich reich dir vom Fuß bis an den Scheitel
Langgestreckt meine Taille; was ich sage
Vermessen: "immer" und "nie" und "niemals".
Die abgedroschenen süßen Sätze!
Von denen ich nach Nimmermehr schau. 

Ein Tag in...

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