31. Dezember 2013

Shabbat shalom oder Happy New

Augenblick 

Dich berühren mit dem Blick, 
Wenn die Augen schlafen. 
Rot im Wein beschmutzt dein Mund
Schmeckt nach Leben saftig. 

31. Dezember 2013
 

Als dieses Blog vor 7 Jahren öffentlich gemacht wurde, war es Neujahr und ich wünschte damals meinen Freunden, Lesern und jedem etwas Schönes mit den Briefen von Robert und Clara Schumann, wie auch mit ihrer Musik. Ich denke, ich setze diese Tradition in diesem Jahr wieder fort. Zumal zum Neujahr wünscht man den Anderen von ganzem Herzen ehrlich etwas.

Doch zunächst möchte ich all diejenigen, die es nicht betrifft, um Verzeihung für die nachfolgenden drei Absätze bitten. Da man aber zu ehrlichen Wünschen von ganzem Herzen verpflichtet sei, muss ich in den kommenden drei Absätzen zur Abwechslung endlich all den Personen zunächst gratulieren, dank deren Bemühungen meine letzten Jahre besonders besonders ausfielen. Meine Sprache darin entspricht überhaupt nicht meiner Art, aber ich muss, da einige von ihnen dieses Blog leider immer noch lesen und ich es nicht wünsche. Für alle Anderen geht es nach diesen drei Punkten weiter.

(1. Für den erniedrigenden Psychoterror an meinem ehemaligen Arbeitsplatz in Saarbrücken vor einem Jahr und besonders die Folgen, die ich physisch und in meinem Inneren davon trug, möchte ich vor allem den drei Kolleginnen, eingeschlossen meine Vorgesetzte, mit denen ich das Zimmer teilte, wünschen, dass jede von ihnen vom Leben das bekommt, was sie verdient. Vielleicht sogar einen Stalin oder einen Putin dazu. Auch paar anderen Kollegen aus jenem Unternehmen würde es nicht schaden.

2. Meinen nächsten ehemaligen Arbeitgebern - dem Ehepaar aus einer wunderschönen Designagentur in Darmstadt, das mit mir nach meinen Erlebnissen in Saarbrücken wie mit einem Spielzeug gespielt und mich in den innerlichen und finanziellen Ruin in diesem Jahr getrieben hatte, wünsche ich nicht weniger als Insolvenz und Scheidung. Ich wünschte, dass die Ehefrau, die mich gekonnt verbal herabsetzte, endlich erfährt, was ihr Mann direkt vor ihrer Nase hinter ihrem Rücken treibt. Dank euch weiß ich immerhin, wie hohl die Menschen sind, die Werbung gestalten, und wie viel wert ihre Worte sind. Man klopft an die äußere Schale derjenigen und hört nur das sinnentleerte Nichts hallen. So viel ist auch die Werbung wert.

3. Letztlich möchte ich den Männern, unter ihnen auch paar liberal-libertären, die mir nichts als Schmerz und furchtbare Einsamkeit brachten, die man nicht mal mit den Gedichten beschreiben kann, wünschen, dass sie ihr ... nie wieder hochkriegen oder es ihnen abfällt. Danke, dass ich so desillusioniert bin und auch wenn verbrannt, unglaublich zart und stärker, als je zuvor.
Lasst mich und dieses Blog für immer in Ruhe.)


All meinen anderen Lesern, einfach Menschen kann ich an dieser Stelle endlich ein wunderschönes, gesundes und emotionales neues Jahr 2014 wünschen, voller guter Begegnungen, Wunder und Einfälle. Trinken wir darauf, dass niemand uns je kleinkriegen und erniedrigen kann! Die Stärke und die Schönheit der einfühlsamen Seele sind größer!

Graffiti an einer Buchhandlung in Menden im Sauerland
Bild von Mbdortmund (Eigenes Werk) [GFDL 1.2], via Wikimedia Commons

Dieses Jahr hatte mich mit drei Ereignissen besonders getroffen. Der Tod von Marcel Reich-Ranicki, der genauso alt wie mein Vater ist, brachte mich zu Tränen und tat weh, da ich den Gleichdenkenden verlor, den Gleichfühlenden, was deutsche Literatur und Heimat in Worten angeht, einen Menschen, der niemand Anderer war als ein einfacher Jude, der mir sehr nah war. Ich habe meinen Kritiker verloren, von dem ich leider nie gelesen werde und von dem ich erhoffte, aufgefordert zu sein, mich noch mehr im Schreiben zu üben, denn so viel Unglück würde ihn unwohl stimmen. Unter anderem über ihn schrieb außerordentlich präzise Maxim Biller in seinem für mich überraschend ehrlichen und selbstironischen Buch, das ich jedem empfehlen würde, "Der gebrauchte Jude" (danke an Fabian W.  für folgendes Zitat, das ich damals zufällig sah und welches mich zum überaus bereichernden Buch brachte, was die Gegenwart des Judentums in Deutschland angeht):
"In einem Moment seltener Verlangsamung von Zeit und Gedanken bemerkte ich plötzlich die Bücher. Marcel Reich-Ranicki frage mich, ob ich leben könnte von dem, was ich tue, und ich sagte Ja und guckte erstaunt über seine Schulter zum Regal, wo sie in acht, neun langen, überfüllten Reihen standen. Er allein hatte diese Bücher in den letzten fünf Jahrzehnten geschrieben - seit er wieder in Deutschland war, seit er das machen konnte, wovon er im Zug nach Polen 1938 geträumt hatte, wenn er nicht gerade Balzacs "Frau von dreißig Jahren" las, das einzige Buch, das er außer ein paar Kleidern und seinen wertlosen Judenpapieren mitnehmen durfte. Seine letzte Arbeit, die Kassetten mit den besten deutschen Romanen, Essays und Theaterstücken, wie er meinte, lagen quer in den Regalen, und auf jeder Kassette war ein Foto von ihm.[...] Aber ich dachte immer nur an die Bücher in den Regalen hinter ihm. Sie waren die Antwort, die ich von ihm brauchte, jetzt wurde es mir klar. Er, noch gottloser als mein Vater, der zumindest einmal im Jahr in die Synagoge ging, um die Lieder zu hören, die bei ihm zu Hause in Moskau im stibl heimlich gesungen wurden, er, dem Israel nicht näher war als New York oder Warschau, er, der nicht auf einem jüdischen Friedhof liegen wollte - er war der jüdischte Jude, den ich je treffen werde. Er hatte nur Worte, harte, schmetterlingszarte, spinozahafte klare Worte, mehr nicht, und keine Treppe zum Himmel, kein offenes Israelticket bei El Al. So schrieb er sich - Jude ist Jude - um sein Leben ins Leben hinein, nicht umgekehrt." (Maxim Biller, "Der Gebrauchte Jude")
Das zweite große Ereignis, das mich unbeschreiblich glücklich machte, war die Freilassung von Chodorkowski. Die verlorenen und die ihm gestohlenen Jahre wird man natürlich nicht mehr zurückerhalten, aber ich wünsche ihm nur das Beste, was ein freier Mensch erleben darf, soll und muss! Willkommen endlich in der Freiheit, lieber Michail Borissowitsch! Als das russische Fernsehen die sogar zu intimen Momente seiner ersten Begegnung mit seiner Mutter in Berlin zeigte, rührte es mich zutiefst.

Michail Chodorkowski, 2001
By PressCenter of M. Khodorkovsky and Pl. Lebedev [CC-BY-3.0], 
via Wikimedia Commons

Vor einigen Tagen am Freitag feierte ich zum ersten Mal in meinem Leben einen richtigen Schabbat im Kerzenschein zu Hause. Zu zweit. Zunächst musste aber Bonn erkundet werden. Seit so vielen Jahren Leben hier erfuhr auch ich endlich selbst viel über seine über 2.000-jährige Geschichte, konnte einen Guide spielen und nicht nur von Anekdoten bezüglich Beethoven, sondern davon berichten, dass dank Napoleon, der zwar 20 Prozent Bonner Bevölkerung bei seiner Eroberung tötete, die Juden und Protestanten hier nach geltendem französischem Recht die gleichen Rechte erhielten. Oder die ehemalige Residenz des Kurfürsten - die heutige Universität - nach Zerstörungen drei Mal aufgebaut werden sollte. Damit zum Beispiel auch solche wie ich sie später absolvieren durften. Das Wetter konnte nicht frühlinghafter sein, außer als es um den Spaziergang zum Langen Eugen ging - ein Muss an jenem Tag. Der Wind hatte uns dahin fast fliegen lassen.

Ein schöner Bonn-Spaziergang im Winter, ausgerechnet zur Musik von Tum Balalajka, findet sich in diesem Video...


Schabbat... Dass ich es feierte, war das Ergebnis des oben erwähnten Buches von Maxim Biller. Nie hätte ich gedacht, dass ein feierlich begangener Freitagabend mich im Nachhinein auch noch derart erhellen wird. Endlich durfte dich die Heimat umarmen und nicht das ferne, reizende Hong Kong. Wir zündeten die Kerzen an, du lasest das Gebet, wir tranken aus dem selben Glas den Wein, die Challa schnittest du auf, das unkoschere Essen wärmten wir auf, das ich in Aufregung fast gänzlich auf dem Teller da liess, wir tranken sogar auf die Freiheit von Chodorkowski, die russischen Süßigkeiten und dein "r" im Klang deiner ersten Sprache, die du als Kind verlassen musstest, dein süßer Akzent, der mich immer lächeln lasst... Manchmal ist die Heimat doch sehr nah, nur fünf Millimeter entfernt...

Wir hörten uns hebräische Lieder an, die Psalmen, modern vertont mit Akon, und begrüßten dadurch Schabbat ("Lecha Dodi"). Am schönsten fand ich aber das Lied der Lieder - "Das Hohelied Salomos". Nie dachte ich, dass man bereits im Tanach so zärtlich sinnlich sein konnte... 

Benyamin Brody, Diwon & Dugans "Shir HaShirim", Yehi Razton (final prayer) (Danke an Esther für diese Musik)


Die Übersetzung findet man zum Beispiel bei dem Philosophen Martin Buber: "Das Lied der Lieder".

Ich wünsche Euch eine überwältigende Inspiration und ein glückliches Jahr! Ein spanischer Filmregisseur Alvaro de la Herran ließ sich von einem Buch inspirieren, das bis jetzt alle Ladentheken bereits bedeckt hatte, mich jedoch nicht interessierte. Das Video für die spanische Ausgabe des Männermagazins "GQ" fand ich dagegen alles Andere als nicht hinreißend...

"Mine"


Wir hören uns im Neuen Jahr. Bestimmt.
Gut Rosch also!

A.

16. November 2013

Der Himmel wurde angezündet

Der Himmel wurde angezündet.
Weißt du, wie Sommer darin riecht?
Nach frischem, nassem Haar von dir,
Nach grüner Sonne aus den Feldern.
Gewälzt in den Gerüchen einer Weide,
Suchst du die Nähe meiner Brüste,
Trägst du die Sinne wie das Brandmal.
Du fühlst sie, atmest, bist in mir.


27. Juli - 29. Oktober 2013



So fing ein warmer Abend an, der erste literarische Salon in Essen wurde am 10. November '13 eröffnet, liebevoll eingeleitet von der Gastgeberin Renate Jacobs. Dichterlesung im eigenen Wohnzimmer, als solche wurde es in der WAZ angekündigt (darüber lesen). Wir lasen Gedichte, ja, nach Auschwitz kann es sie geben, trotz Adorno, philosophierten. Der großartige Michael Starcke, dessen Weisheit und solche Leichtigkeit der Worte mich immer sprachlos neben ihm lassen, und ich, begleitet von einer zarten Gitarre unter den Fingern von Peter-Rainer Überbacher. Das größte Erlebnis für mich, die ihre Erfahrungen in den Auftritten erst sammelt, war, dass ich diesmal die Welt um mich vergessen und lassen konnte und mit der Lyrik buchstäblich zerschmolz. Ich gab mich hin. Das Schönste dabei war, dass die Zuhörer diese Hingabe fühlen konnten und es mich auch spüren liessen, unter ihnen auch zwei Dichterinnen. Seit diesem Augenblick verstand ich, dass mein Leben unzertrennlich mit der Poesie sein wird und sie mein Halt ist. Ich danke all diesen Menschen, die kamen, um uns, um mich zu hören, zu sehen, unendlich.

Als meine Dichterfreundin Elina mich nach der Lesung zum Bahnhof brachte, sagte sie mir zum Abschied eine Phrase des berühmten russischen Dichters und Liedermachers Wladimir Wysockij: "Поэты ходят пятками по лезвию ножа и режут в кровь свои босые души". "Die Poeten betreten barfuß des Messers Schneide und schneiden blutig ihre bloßfüßigen Seelen".  

(Bilder zum Vergrößern bitte anklicken) 



Gitarrist Peter-Rainer Überbacher, die wunderbaren Gastgeber Renate und Jörn Jacobs, Eure treue Lyrikerin und der bewundernswerte Dichter Michael Starcke. 



Lyrikerin in ihrem Element...
Die eine Hälfte der Gäste lauscht schon, die andere findet noch den Platz, um sich in den Worten zu verlieren.



Michael Starcke widmet sein Gedicht den Gastgebern des ersten Essener literarischen Salons.

Der Himmel wurde angezündet und das trockene Blatt Herbst verschwand in einem nie da gewesenen Luftzug hinter einem brennenden Papierflugzeug. Mein Kopf ist woanders...
 



Danke an meine Muse für vieles, was du für mich bist... 

19. Oktober 2013

Poetry is a verdict, not an occupation

"Poetry is a verdict, not an occupation...Once the fire celebrated Light, the dirt Humility, the blood Sacrifice... Once, for a while, he seemed to serve something other than himself. Those were the only poems he ever wrote. They were for Shell. He wanted to give her back her body." (Roman "The Favourite Game", Leonard Cohen, Quelle)
Was für ein unerwarteter, unglaublicher Fund sah mich heute - die schwarz-weißen Filmaufnahmen des 30-jährigen Leonard Cohen. Er trägt Gedichte vor, lacht, lässt sich ganz intim im Bad filmen, heult, spricht über die Liebe, Frauen, Sexualität, alles...

"Ladies and Gentlemen... Mr. Leonard Cohen"
(von Donald Brittain und Don Owen, 1965)


"This informal black-and-white portrait of Leonard Cohen shows him at age 30 on a visit to his hometown of Montreal, where the poet, novelist and songwriter comes "to renew his neurotic affiliations." He reads his poetry to an enthusiastic crowd, strolls the streets of the city, relaxes in this three-dollar-a-night hotel room and even takes a bath."
"A lot of Donald's work was salvage jobs for other people, and that's how he came to do this film. Don Owen shot the tour of the four poets, couldn't get it to work and Brittain came in and saw that the only thing that worked was the Leonard Cohen segments.

The most interesting thing is the exploration of documentary truth, where Cohen writes in the bathtub, caveat emptor, and then the two of them sit in the theatre and Don questions him about that scene. It's an interesting exchange. The whole film is basically the two of them saying, "Don't believe everything you see just because it's documentary."

They stayed friends all their life. Cohen was at Don's funeral in tears. They recognized each other as authentic human beings. They lived the lives they wanted to lead. - by Adam Symansky" Quelle

Mein nächstes Buch zum zarten Verschlingen wird das bereits erwähnte "Das Lieblingsspiel" - sein Erstlingswerk über die großen Gefühle zum Mädchen namens Shell sein:
“I must go now."
"Stay up the night with me! We'll go to the fish market. There are great noble monsters packed in ice. There are turtles, live ones, for famous restaurants. We'll rescue one and write messages on his shell and put him in the sea, Shell, seashell. Or we'll go to the vegetable market. They've got red-net bags full of onions that look like huge pearls. Or we'll go down to Forty-second Street and see the movies and buy a mimeographed bulletin of jobs we can get in Pakistan --"
"I work tomorrow."
"Which has nothing to do with it."
"But I'd better go now."
"I know this is unheard in America, but I'll walk you home."
"I live on Twenty-third Street."
"Exactly what I'd hoped. It's over a hundred blocks.” 

Kein Beruf, auch keine Beschäftigung ist nicht nur die Poesie, auch mit der Liebe verhält es sich gleich, sie ist und bleibt ein Verdikt, denke ich... Die wahre Liebe... 

Im Film trug er dieses Gedicht vor:






As the mist leaves no scar
On the dark green hill
So my body leaves no scar
On you and never will

Through windows in the dark
The children come, the children go
Like arrows with no targets
Like shackles made of snow

True love leaves no traces
If you and I are one
It's lost in our embraces
Like stars against the sun

As a falling leaf may rest
A moment on the air
So your head upon my breast
So my hand upon your hair

And many nights endure
Without a moon or star
So we will endure
When one is gone and far

True love leaves no traces
If you and I are one
It's lost in our embraces
Like stars against the sun 




Zur Poesie und dem Sinn des Schreibens:

20. September 2013

Am liebsten

Einem

Am liebsten würde ich mein Hab und Gut einpacken,
Am schönsten auch den Katzentiger mit dazu -
Und dir verschicken, alle meine Bücher, alle Lieder,
Auch all, was noch geschrieben wird, dazu.
Ich winde mich im Bett bis früh am Morgen ohne Träume,
Im fernen Osten gehen Lichter gar nicht aus,
Wenn ich das Päckchen in Gedanken für dich wende,
Es berühre, die Ecken wären deine Finger, Ohren, Zehen,
Die dunkle Wärme unter deinen Lidern,
Der Bart nach einem Tag, die tiefe Stimme,
Paar kleine Falten an dem Hemd, dein leiser Gang.
Ich kann nicht schlafen, schon seit Wochen wache,
Ruf mich zum Tanzen in Gedichten grölend laut
Zu der Musik, die du mir erst noch zeigen möchtest…
Ich höre sie, spüre Bewegungen und Stimmen.
Wenn du gerade glücklich bist, bin ich es auch.

20. September 2013, 19 Uhr



Fleetwood Mac "Brown eyes"

10. September 2013

Sweet drugs

Georg Jahn, Verlorenes Paradies 1906, Privatbesitz, via wikipedia


Wenn man Rosenstacheln unter die Haut einer Handfläche einpflanzen würde und sie mir bei jeder fremden Berührung schmerzhaft spürbar sein werden, würde das Verlangen nur halb so fürchterlich sein?

Mein Drogenhändler hat mich warten lassen,
Gar nicht erschienen, war nicht da.
Ich stehe hier unter den Sternen und verfluche
Die Dunkelheit der Augen von ihm, der Nacht.

Im kurzen Kleid sind Augustes Wolken frische,
Die Beine zittern, frieren oberhalb der Knie.
Mein Dealer haucht mir den Sommer ein,
Er küsst mit seiner warmen Nässe eines Wirren.

Umarmt von seinen Armen, bin ein Rosenstrauch,
Der scharfe Stacheln auf den Feind abschüttelt,
Wenn seine Hand nach meinem Körper langt.
Er findet meine Schwäche zärtlich sorgsam -
Ich bin auf Droge, süchtig, bin entbrannt.

09. August 2013





Flucht

Aus Paradies bin ich geflohen
Und unter Sterbliche entwischt.
Verticke mich in hellen Sorgen,
Entkomme allen Punkten und den Kommas,
Wenn meine Heimat mich vergisst.


Wenn meine Freuden deine treffen,
Bin unter Sterbliche entlassen.
Erkenne mich in deinem Lachen,
Ich fürchte mich  vor deinem Lachen.
Erkläre mich zu deiner Sklavin
Aus deinem Frohsinn, deinem Schatten.

Vom Mund zum Mund,
Ich bin erschaffen.

10. September 2013



Westbam feat. Richard Butler "You need the drugs"


Danke..

5. September 2013

Nur fünf Millimeter, nur schwarz-weiß

Ich schenke dir Flügel –
Flügel aus Sehnsucht.
Wagst du sie ausbreiten
Und fliegst zu dem Licht?

Deine brennenden Augen,
Deine Arme und Schenkel.
Von deiner zu meiner
Hand langsam gemessen
Sind fünf Millimeter.

Das Weinglas am Boden,
Neben Teppich die Schuhe.
Deine Lippen verrutschen.

Nichts bleibt uns unmöglich.
Unter heutigem Mond
Gibt es heilendes Licht.

06.-07. Juni 2013.

  












Bilder: Ann, Sommer'13


Das neue Jahr sollte doch mit Honig anfangen, auch sagen wir mal irgendwo in China oder im weiten Hong Kong.

Gestern schrieb sich:

Dieses Neujahrsfest ist daher vorzuziehen, weil es warm ist und angenehm nach einer sommerlichen Nachtfeuchtigkeit vom Blumenbeet riecht. Weil goldene Schwänze von Flugzeugen gerade den Himmel verunstalten, oder verschönern. Der Abendhimmel lässt das Gefühl aufkommen, dahinten, ganz hinter ihm, wenn man nur aufstehen und es berühren würde, sich eine andere Welt auftun würde. Ob im neuen Jahr, ob noch später, eine hoffentlich bessere, hoffentlich glückliche, ja süße. Schana Tova!


Robert Pattinson. Dabei war ich nie sein Fan. Er macht es in der neuesten Werbung von "Dior Homme" aber so, dass ...
Musik: Led Zeppelin.



Bald mehr... 


9. August 2013

Jewtuschenko

Der große russische Dichter Jewgeni Jewtuschenko, der Autor des Gedichtes "Babij Jar", war 1991 zu Gast in der ukrainischen Zeitung "Kijewskaja Prawda". Ich übersetze ihn kurz aus seinem Interview: "Es war meine Pflicht vor dem Gedächtnis der Ermordeten... Ich hoffe, dass solange die Erinnerung an Babij Jar in unsere Herzen schlägt, es unmöglich sein wird, uns in dem Leben bis hin zu dem Gefühl der Überlegenheit einer Nation über die andere zu sinken... Ich betrachte den Antisemitismus als eine Art des Antipatriotismus, als Erniedrigung des Ansehens seiner eigenen Nation." 
[Danke an meinen Papa für diesen wunderbaren Hinweis.]

Ich musste tief schlucken, als ich mir die Rezitation von "Babij Jar" von Jewtuschenko selbst auf Russisch anhörte. Als er das Gedicht 1961 geschrieben hatte, brach er damit das lange Schweigen über die ganze Tragödie... und den Antisemitismus an sich. Und wer schwieg. Alle... Seine russische Seele hat es nicht ausgehalten und hat ein unvergessliches Stück Literatur erschaffen...

Hier liest er sein Gedicht auf Englisch (mit russischen Sequenzen):


Für Russischsprachige ist im nachfolgenden Video seine unglaubliche Lesung in der Originalsprache Russisch zu finden:


Zum Nachlesen ist die englische Übersetzung auch hier.
Große Sammlung seiner Gedichte und Prosa auf Russisch findet sich hier.

8. August 2013

Vater

Aufgewühlt. Ziemlich aufgewühlt bin ich. Kürzlich ist das Buch „Lebenswege und Jahrhundertgeschichten: Erinnerungen jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion in Nordrhein-Westfalen“ erschienen (in zwei Sprachen: Russisch und Deutsch). Ich halte es gerade auf meinen Knien. Eine der vierzig Geschichten in diesem großen und ergreifenden Bildband ist die Geschichte meines Vaters. (Jedem der Erzählenden sind 12 Seiten gewidmet.) Diejenige von meinem Vater endet mit seinen Worten zum Endpunkt der sowjetischen Repressionen: „1956 wurde ich aus dem Lager entlassen, aber erst 1987 rehabilitiert. Ich kam einmal nach Hause und wusste schon, dass ein Schreiben vom Militärkollegium des Obersten Gerichts eintreffen muss. Ich öffnete den Umschlag und las es schnell durch, unten sah ich „rehabilitiert“. Ich begann laut aufzuheulen. Und meine achtjährige Tochter fragte leise: „Papa, warum weinst du?“ Ich sagte: „Tochter, 36 Jahre und zwei Monate. Mir wurden 36 Lebensjahre gestohlen.“


"Seit Beginn der 1990er Jahre haben über 200.000 Menschen jüdischer Herkunft die frühere Sowjetunion verlassen, um nach Deutschland einzuwandern. Zehntausende kamen nach Nordrhein-Westfalen und haben dort die jüdischen Gemeinden auf unverhoffte Weise belebt. Vor allem die älteren jüdischen Zuwanderer brachten vielfältige Erinnerungen und historische Erfahrungen mit nach Deutschland. Sie waren im sowjetischen Regime aufgewachsen, haben unter dem Stalinismus gelitten – und den Krieg und nationalsozialistischen Völkermord mit Glück überlebt. Im vorliegenden Buch erzählen 40 dieser Menschen aus ihrem Leben, von den Zeiten nach der Russischen Revolution bis zu den Erfahrungen in Deutschland heute. Ihre Lebensgeschichten stellen einen wichtigen Beitrag dar, nicht nur zur jüdischen Geschichte, sondern zur Geschichte eines ganzen Jahrhunderts." (Aus der Buchbeschreibung)

Vor einem Jahr schrieb ich, was Anfang August für meinen Vater und folglich auch für mich bedeutet, welche tragische und gleichzeitig lebenstragende Rolle dabei eine so still und heimatlich auf mich wirkende Sonnenblume spielt. Ich suchte nach Heimat (hier).

1. August 2013

Lilith - II

Paradies 

Manchmal stelle ich mir vor,
Als lebten keine andren Menschen. 
Im Paradies… 
Gäbe es nur zwei 
Nur dich und mich. 

Bedeckt von Pflanzen und der Wärme.
Du wärest Reiseleiter weiser, 
Der mich des Biblischen belehrt. 
Ich wäre jung und unerfahren, 
Mit feuchtem Haar 
Dir Wangen glühend zuwendet. 
Dein Körper gleicht einem von wilden Tieren. 

Mein Land ist heilig. 
Dies Land kennst du besser als ich. 

06.-07. Juni 2013 




Das Heilige in mir 

Unter der Haut, 
Mit deiner Hand unter ganz deinen Rippen 
Berührtest du 
Das Heilige in mir. 
An jener Stelle war die Eva, deine Frau, 
Dir entschnitten. 
Fühle mein Herz, mein Schreiborgan, 
Das dir dabei entglitten. 
Es hat den Beat, 
Den eigenartigsten von allen. 
Es hat den Schmerz 
Zur Melodie der Lebenszeit erklärt. 

30. Juli 2013, zwischen 08:45 und 08:55 




Zähne 

Ich bin ganz dein, beschmückt mit Kränzen frischer Zähne, 
Die du nie jagen gingst, von Löwen – gelb und grün. 
Ich trage diese Blumen stolz um meine Haare. 
Deine Blumen. 
Gib mir nicht Rosen, auch gar keine Schwüre. 
Deine Wärme. 
Sei morgens da, wenn meine Lippen suchen. 
Halte meine Füße. 
Vergiss Vernunft und andere Parolen, 
Die Frauen, geschart um dich. 
Ich bin ganz dein, beschmückt mit Kränzen deiner Worte. 
Sei morgens da, doch wenigstens im Brief. 

30. Juli 2013, zwischen 08:45 und 08:55 



Hast du gestern keine Kirschen im Bett entdeckt? Ich war neben dir, du bist im Gras bei unserem letzten Ausflug einfach eingeschlafen. Wir beide barfuß. Ich ließ einen nassen Pfirsich deine Brust nach unten gleiten. Ganz vorsichtig. Du schliefst so friedlich weiter… Und ich nahm einen Grashalm und streichelte deine Wange damit, doch träumtest du so fest, deine Lippen waren klein wenig offen. Du hättest nur meinen Geruch bemerkt und ließt deine Augen trotzdem noch zu…. Nach Blumen strömte es. Weil ich einen Blumenkranz geflochten hatte, aus Löwenzahn, und du ihn gar auf deinen Haaren trugst. Ich wollte dich wecken. Ich hatte ein Buch, ein leichtes Kleid, und wir hatten sogar einen alten Schallplattenspieler, den man mitnehmen kann und von Hand aufdrehen muss. Was wir hörten, kann ich nicht mehr sagen. Vielleicht weißt du es? Kannst du dich noch daran erinnern? Ich wollte dich wecken, mit einer kalten, dunkelgereiften Kirsche durch dein Gesicht führen, deinen ersten Blick sehen und deine Hand, die mich wie einen Geist wegstoßen wird, weil unerwartet für dich. Ich hätte deine Hand leicht gebissen… Deine verschlafenen, ungläubigen Augen hätte ich gern gesehen.


Solche Musik, die dir keine Möglichkeit gibt, ihr zu entkommen, ist tückisch... Es gleicht einem Gefühl, das man doch endlich, endlich zur Erlösung kommen möchte, aber sie hält dich weiterhin im Zustand der Erregung fest und steigert ihn nur von Minute zu Minute.  Nimm die Kopfhörer nicht ab...

Gramatik "Epic Destiny"


Lilith... Vor anderthalb Monaten sah ich sie flüchtig und konnte seit dann nicht mehr vergessen. Wie verführerisch sie aussah, magisch war ihr Körper, ihre geschlossenen Augen verbargen Geheimnisse, die ich vorher gar nicht kannte... In einem Bildband. Das Buch hatte ich jemandem geschenkt, während ich selbst in meinem roten Kleid, das alles von mir preisgab und gleichzeitig bedeckte, die Augen Kölns einen Tag lang stehlen durfte... "Femme fatale: Faszinierende Frauen" (hier kann man in das Buch reinschauen).

Bild: John Collier, Lilith, 1887, via wikipedia

Danach las ich die Geschichte erster Frau Adams, die Lilith hieß. Es folgt nur der Anfang davon, ich empfehle wirklich dem Link zu folgen und den Midrasch zu Ende zu lesen. Nie hätte ich gedacht, eine derart starke Erzählung um die Rechte einer Frau im Religiösen zu finden:
"Ein jüdisch-feministischer Midrasch zu den Jamim Noraim:
Für eine Versöhnung mit Lilith
von Marianne Wallach-Faller

Jüdische Feministinnen verwenden gern die alte Form des Midrasch, um ihre Anliegen zu formulieren. Besonders um die Gestalt Liliths, der ersten Frau Adams (nach einer Interpretation des ersten Schöpfungsberichts), kreisen solche neuen Midraschim gern. Der folgende Midrasch übernimmt Elemente der alten Erzählungen um Lilith. Er schreibt aber auch den bekanntesten feministischen Midrasch weiter, Judith Plaskows "Das Kommen Liliths". 

Am Anfang schuf Gott Adam und Lilith aus dem Staub der Erde und blies ihnen den Lebensatem ein. Da sie beide gleich erschaffen worden waren, waren sie einander in jeder Hinsicht gleichgestellt. Adam, als Mann, passte dies nicht, und er verlangte von Lilith, dass sie sich ihm unterordne. Lilith weigerte sich, rief Gottes heiligen Namen an und flog weg. Sofort beklagte sich Adam darüber bei Gott. Gott schickte drei Boten zu Lilith, um sie zur Rückkehr zu Adam aufzufordern. Sonst werde sie bestraft. Lilith aber wollte nicht mit einem Mann zusammenleben, der sie nicht als Gleichgestellte behandelte, und sie beschloss, dort zu bleiben, wo sie war. 
Als Ersatz für Lilith „baute" (banah, 1. Mose 2. 22) Gott für Adam eine zweite Frau aus Adams Seite: Eva, die nun nicht mehr gleich wie Adam „erschaffen" (jazar, 1. Mose 2. 7), sondern als „eine Hilfe ihm gegenüber" „gebaut" wurde. Während des Schöpfungsprozesses wurde so, entgegen Gottes ursprünglichem Schöpfungsplan, die Frau verkleinert – so wie dies auch beim Mond gegenüber der Sonne geschehen war (Chullin 60 b)." auf hagalil weiter lesen

Jüdische Frauen haben auch ein unabhängiges, feministisches und freidenkendes Magazin gegründet, das "Lilith" heißt.  

29. Juli 2013

Sunburned Eve - I

Bild: Sunburned Eve I - ein Hauch Ann, 27.07.13


Was für schöne, bläulich-graue, von Leichtigkeit, wie man sie nur in der Kindheit kennt, aufgeplusterte Watte sehe ich gerade vor mir. Grüne Köpfe berühren sie und wilde Vögel fliegen Löcher durch, welche sich wieder zu schließen scheinen. Der Himmel am Abend wird von den Bäumen durchstochen wie eine Bluse mit einer weißen Stickerei. Ich ziehe sie an und gehe auf den Balkon träumen. Ein Stückchen Boheme am Horizont berühren. Ich ziehe den Himmel an.

Und vermisse dich.
  
Die einsamen Abende tun nicht immer gut. Wer hat gesagt, dass man sich selbst keine Blumen schenken könnte? Je öfter, desto fröhlicher tut es dem Zimmer, der Wohnung. Derjenigen, die sie belebt. 

von Cynthia Cruz

In the rooms of a rundown palace
You said, Ruined. You said, Princess.

You said nothing to me
For three long weeks.

The color of that room
Is eel-black.

When I was a girl and still
German, I stood alone

At the end of the sea.
You may have loved me then

I sent a message through the cages
Of a great whale's teeth.

For three weeks, I did not sleep.
I set jars of sweet milk and baskets 

Of bright berries and red 
Marmalade outside your door

In the dream
Where you come to me

I kiss your mouth
Tasting the secret 

Letters of your history.
I swear

Somewhere in Siberia
A godly ocean of bison

Still roam free.
You, kneeling before me,

In this,
The last and final room.



Jene Wände, in welchen ich den Sommer und alles seit meiner Rückkehr nach Hause verbringen darf, sind nicht mehr zu erkennen. Den Abschied nahm alles aus der Vergangenheit. Abgekratzt wurde es, zerrissen, zerlegt, und ich schmückte meine Bleibe mit Lachen, mit Neuem, dem warmen Licht einer Stehlampe, die ich selbst basteln durfte, mit neuen weißen Regalen zum Befüllen mit den Schallplatten, dem dunkel-gemütlichen Sofa und einem schwungvollen Sessel, der die Ferien mit einem Buch genießen lässt, vielleicht von Sandor Marai. Vielleicht etwas Aktuelleres über Navalnyj, oder ein wunderbarer Artikel  "Pride and Poetry" aus "New Republic" (wunderbarste Zeitschrift) mit einer Rezension über das Buch "Joseph Brodsky: A Literary Life" wartet heute Nacht auf mich. Ein kleiner Ausschnitt über den interkulturellen Gruppensex:
"... but I cannot resist an anekdot that she cites to describe the nature of the Polish connection to Russians who were cut off behind the Iron Curtain. “Question: What’s the difference between Swedes, Poles, and Russians with regard to group sex? Answer: Group sex in Sweden is when a Swede has sex with several people at once. In Poland it’s when a Pole tells his friends how he saw a group of people having sex in Sweden. In Russia it’s when a Russian describes listening to a Pole talking about the group sex he saw in Sweden.” weiter lesen
Diese Zeit meines Lebens werde ich nie vergessen, da die Uhr überdimensional ist... Worte hängen an den Wänden. Das Ende der Veränderungen ist noch gar nicht absehbar. Hoffnungsvoll, natürlich, zart, manchmal grob, poetisch, auch wenn sich eine melancholische Note hin und wieder erspüren lässt. Derer schäme ich mich nicht. Wie denn sonst kann man ein wenig Paris, Moskau, Japan, sogar Jerusalem und Berlin auf einem einzigen Stück Erde auf einmal verbinden. In meinem Kopf und in diesen Räumen. Was mir dabei half, war natürlich die Liebe zu den Filmen und der schönen Literatur. 











Diesen Sommer fand ich Gefallen an bohemian Kleidung. Solche Unbeschwertheit gestickter Muster und weißer Kleider verzauberte mich. Mein weiteres Glück versuchte ich im Lebensmittelladen und holte mir frische Kräuter im Topf. Jetzt in Zeiten der abwechselnden Hitze und des Strömens riecht die Küche nach Basilikum, frischen Dillzweigen und unmöglich verschiedenem Gemüse. Einfach unabdingbar. Es riecht nach Sommer. Oder nach Erdbeeren...

Ich wusste gar nicht, dass die kleine Schwester von Charlotte Gainsbourg auch singt. Diese Musik erinnert mich irgendwie an Serge Gainsbourg. So fühlt sich aber auch Jane Birkin wunderbar weiter.

Lou Doillon "ICU"
...
dreaming and wishing
to somehow run into you

And of course I wonder
does it happen to you ?
Does my ghost ever come looking for you ?

and I see you....
Der heutige Abend bereitet zudem eine schöne Abwechslung mit einem dänischen Film bzw. dem Liebesdrama "The Reconstruction" von Christoffer Boe (ZDF, 30. Juli, 00:05). Da es auch für mich ein nicht gesehenes ist, kann ich noch nichts dazu sagen, es scheint aber hervorragend zu sein.

"Reconstruction" (Filmtrailer)

"Recon­stru­cion ist ein Kopffilm. Einer, der von Anfang an darauf beharrt, ein bloßes Konstrukt zu sein. Erdacht und in Kino­bilder übersetzt, um – ja, wozu eigent­lich. Diese Frage wird man schnell in die Warte­schleife abschieben, denn schon die ersten Film­bilder haben etwas ungreifbar Magisches. Sie überreden ab dem Vorspann zu einer jazzigen Grund­stim­mung, in der man sich gehen lassen und die kryp­ti­schen Pfade der Figuren wie auf einer beschla­genen Scheibe nach­zeichnen kann, nur um sie nach kurzer Zeit schon wieder aus den Augen zu verlieren."  Filmkritik lesen

Nach vielen Jahren des Nichttragens nahm ich wieder meine silbernen Ohrstecker und schaute, wie es sein würde. Sind die Löcher zugewachsen? Eins war es in der Tat. Was tat ich? Ich übte mehr Druck, nahm den Schmerz in Kauf und stach das Loch am anderen Ende der Öffnung durch... Mit viel Parfum als Desinfektion. Wenn ich zu müde bin und sie vor dem Schlafen nicht mehr ausziehe, wache ich manchmal nachts auf und spüre den stillen Druck eines leisen Schmerzes.

Und vermisse dich. 


Fortsetzung folgt...

[Mehr oder weniger gelungene Bilder sind von Ann. Die Kamera ist nicht gut, daher verzeiht...]

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Auch dieses Blog musste restauriert werden. Aufgrund eines technischen Mangels verschwanden alle Bilder, die älter als ein Jahr waren. Ich nahm mir vor, alles wiederherzustellen, dabei las ich 6 Jahre meines Lebens am Stück. Sogar mich selbst überraschte es, dass so viel schon veröffentlicht wurde, und was vor allem... Dabei verbesserte ich paar Fehler im Geschriebenen, schaute mit Abstand auf vieles und viele. Das tat mir gut.

Manche Beiträge bekamen nachträglich einige schöne Poetenbilder nachgereicht, wie Anna Achmatova, Marina Cvetaeva, Thomas Brasch oder Sarah Kirsch.