27. Juni 2009

Bejart

"Le sacre du printemps" (Musik: Igor Stravinsky; Choreographie: Maurice Bejart)


[Das Musikstück kann man hier komplett anhören]

"Bolero"
(Musik: Maurice Ravel, Choreographie: Maurice Bejart)



- Leben

Chicago Poetry Tour


Sehr interessante Tour durch Chicago bietet die Poetry Foundation:
"Gwendolyn Brooks’s neighborhood library. Union Stock Yards, where Chicago became Carl Sandburg’s “Hog Butcher for the World.” The Green Mill, home of slam poetry. Maxwell Street and Chess Records, inspirations for bluesy poets. Haymarket Square, memorial to the labor movement.
The Chicago Poetry Tour, produced by the Poetry Foundation, is a chance to explore the history of the city through poetry. The online version of the tour features archival and contemporary recordings of poets and scholars, local music, and historic photographs. You can take the tour in numbered order, starting downtown, or jump around from neighborhood to neighborhood.(...)" weiter lesen

Auf der Webseite dieses Rundganges gibt es auch die Möglichkeit, kulturelle Chicago-Spaziergänge auf Mp3-Player runterzuladen und damit durch die Stadt zu wandern.
Hier fängt die virtuelle Tour an.

19. Juni 2009

Meine Dichter, ihre Liebe

Briefe der Dichterin Mascha Kaleko gesucht
"Der Deutsche Taschenbuch Verlag sucht Briefe von und an die Dichterin Mascha Kaléko (1907-1975). Die Zeugnisse sollen in einer ersten kommentierten Edition sämtlicher Werke gesammelt werden, wie der Verlag am Dienstag in München mitteilte. Die Edition mit allen auffindbaren Briefen ist für 2011 geplant. Bei der Suche seien bereits unter anderem die Bestände von Monacensia München, dem Deutschen Exilarchiv Frankfurt, der Akademie der Künste Berlin sowie dem Leo Baeck Institute New York berücksichtigt worden."
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Mascha Kaleko "Das Ende vom Lied"
Ich säh dich gern noch einmal, wie vor Jahren
Zum erstenmal. - Jetzt kann ich es nicht mehr.
Ich säh dich gern noch einmal wie vorher,
Als wir uns herrlich fremd und sonst nichts waren.

Ich hört dich gern noch einmal wieder fragen,
Wie jung ich sei ... was ich des Abends tu -
Und später dann im kaumgebornen «Du»
Mir jene tausend Worte Liebe sagen.

Ich würde mich so gerne wieder sehnen,
Dich lange ansehn stumm und so verliebt -
Und wieder weinen, wenn du mich betrübt,
Die vielzuoft geweinten dummen Tränen.

- Das alles ist vorbei ... Es ist zum Lachen!
Bist du ein andrer oder liegts an mir?
Vielleicht kann keiner von uns zwein dafür.
Man glaubt oft nicht, was ein paar Jahre machen.

Ich möchte wieder deine Briefe lesen,
Die Worte, die man liebend nur versteht.
Jedoch mir scheint, heut ist es schon zu spät.
Wie unbarmherzig ist das Wort: «Gewesen!»

[ Aus "Das lyrische Stenogrammheft", 1933]


Ingeborg Bachmann
"Hätten wir das Wort, hätten wir die Sprachen, wir bräuchten die Waffen nicht..." (Ingeborg Bachmann)
Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt vom 24. bis 28.06.2009 mit Verleihung des Ingeborg-Bachmann-Preises "Besser streiten, lästern und loben lässt sich über kein anderes Lesefest. Nirgendwo sonst sind Kritiker und Publikum näher dran, wenn es gilt, neue Talente zu entdecken oder Texte zu verreißen als in Klagenfurt." Weitere Informationen unter http://www.3sat.de/bachmann und http://bachmannpreis.eu

Ingeborg Bachmann "An die Sonne"

Schöner als der beachtliche Mond und sein geadeltes Licht,
Schöner als die Sterne, die berühmten Orden der Nacht,
Viel schöner als der feurige Auftritt eines Kometen
Und zu weit Schönrem berufen als jedes andre Gestirn,
Weil dein und mein Leben jeden Tag an ihr hängt, ist die
Sonne.

Schöne Sonne, die aufgeht, ihr Werk nicht vergessen hat
Und beendet, am schönsten im Sommer; wenn ein Tag
An den Küsten verdampft und ohne Kraft gespiegelt die
Segel
Über dein Aug ziehn, bis du müde wirst und das letzte
verkürzt.

Ohne die Sonne nimmt auch die Kunst wieder den Schleier,
Du erscheinst mir nicht mehr, und die See und der Sand,
Von Schatten gepeitscht, fliehen unter mein Lid.

Schönes Licht, das uns warm hält, bewahrt und wunderbar
sorgt,
Daß ich wieder sehe und daß ich dich wiederseh!

Nichts Schönres unter der Sonne als unter der Sonne zu
sein...

Nichts Schönres als den Stab im Wasser zu sehn und den
Vogel oben,
Der seinen Flug überlegt, und unten die Fische im Schwarm,

Gefärbt, geformt, in die Welt gekommen mit einer Sendung
von Licht,
Und den Umkreis zu sehn, das Geviert eines Felds, das
Tausendeck meines Lands

Und das Kleid, das du angetan hast. Und dein Kleid,
glockig und blau!

Schönes Blau, in dem die Pfauen spazieren und sich
verneigen,
Blau der Fernen, der Zonen des Glücks mit den Wettern für
mein Gefühl,
Blauer Zufall am Horizont! Und meine begeisterten Augen
Weiten sich wieder und blinken und brennen sich wund.

Schöne Sonne, der vom Staub noch die größte Bewundrung
gebührt,
Drum werde ich nicht wegen dem Mond und den Sternen
und nicht,
Weil die Nacht mit Kometen prahlt und in mir einen Narren
sucht,
Sondern deinetwegen und bald endlos und wie um nichts
sonst
Klage führen über den unabwendbaren Verlust meiner
Augen.


Tucholsky und Liebe

"Der "kleine dicke Berliner", man muss es sagen, machte es den Frauen nicht leicht. Und es gab einige in Kurt Tucholskys Leben, oft gleichzeitig." weiter lesen
und
"Das Schloss Rheinsberg ist Sitz des Kurt Tocholsky Literaturmuseums, einem der zwanzig kulturellen Gedächtnisorte von nationaler Bedeutung in Ostdeutschland."weiter lesen

Kurt Tucholsky "Die arme Frau"

Mein Mann? mein dicker Mann, der Dichter?
Du lieber Gott, da seid mir still!
Ein Don Juan? Ein braver, schlichter
Bourgeois – wie Gott ihn haben will.

Da steht in seinen schmalen Büchern,
wieviele Frauen er geküßt;
von seidenen Haaren, seidenen Tüchern,
Begehren, Kitzel, Brunst, Gelüst ...

Liebwerte Schwestern, laßt die Briefe,
den anonymen Veilchenstrauß!
Es könnt ihn stören, wenn er schliefe.
Denn meist ruht sich der Dicke aus.

Und faul und fett und so gefräßig
ist er und immer indigniert.
Und dabei gluckert er unmäßig
vom Rotwein, den er temperiert.

Ich sah euch wilder und erpichter
von Tag zu Tag – ach! laßt das sein!
Mein Mann? mein dicker Mann, der Dichter?
In Büchern: ja.
Im Leben: nein.

  1. Mascha Kaleko 100 Jahre und Zur Heimat erkor ich mir die Liebe
  2. Ekstase der Unmöglichkeit und Nous deux encore: Wo dein Puls den Gegentakt wagte und Schreib ihr ein Meer und nenne es mit zärtlichem Namen
  3. Unruhe und Die Anderen und Sie schläft

11. Juni 2009

Tonight I Can Write The Saddest Lines

Die Schauspielerin Glenn Close liest sehr gefühlvoll Pablo Neruda. (anhören)
"I Like For You To Be Still"

I like for you to be still
It is as though you are absent
And you hear me from far away
And my voice does not touch you
It seems as though your eyes had flown away
And it seems that a kiss had sealed your mouth
As all things are filled with my soul
You emerge from the things
Filled with my soul
You are like my soul
A butterfly of dream
And you are like the word: Melancholy

I like for you to be still
And you seem far away
It sounds as though you are lamenting
A butterfly cooing like a dove
And you hear me from far away
And my voice does not reach you
Let me come to be still in your silence
And let me talk to you with your silence
That is bright as a lamp
Simple, as a ring
You are like the night
With its stillness and constellations
Your silence is that of a star
As remote and candid

I like for you to be still
It is as though you are absent
Distant and full of sorrow
So you would've died
One word then, One smile is enough
And I'm happy;
Happy that it's not true

Das Gedicht Nr. 20 aus "
Zwanzig Liebesgedichte und ein Lied der Verzweiflung" von Pablo Neruda im Ausschnitt aus dem Film "Der Postmann" über den Schriftsteller (mit Massimo Troisi und Philippe Noiret):

(Übersetzt von W. S. Merwin)

Tonight I can write the saddest lines.

Write for example, 'The night is shattered
and the blue stars shiver in the distance.'

The night wind revolves in the sky and sings.

Tonight I can write the saddest lines.
I loved her, and sometimes she loved me too.

Through nights like this one I held her in my arms.
I kissed her again and again under the endless sky.

She loved me, sometimes I loved her too.
How could one not have loved her great still eyes.

Tonight I can write the saddest lines.
To think that I do not have her. To feel that I have lost her.

To hear immense night, still more immense without her.
And the verse falls to the soul like dew to a pasture.

What does it matter that my love could not keep her.
The night is shattered and she is not with me.

This is all. In the distance someone is singing. In the distance.
My soul is not satisfied that it has lost her.

My sight searches for her as though to go to her.
My heart looks for her, and she is not with me.

The same night whitening the same trees.
We, of that time, are no longer the same.

I no longer love her, that's certain, but how I loved her.
My voice tried to find the wind to touch her hearing.

Another's. She will be another's. Like my kisses before.
Her voice. Her bright body. Her infinite eyes.

I no longer love her, that's certain, but maybe I love her.
Love is short, forgetting is so long.

Because through nights like this one I held her in my arms
my soul is not satisfied that it has lost her.

Though this be the last pain that she makes me suffer
and these the last verses that I write for her.

Vladimir Vertlib

Vladimir Vertlib wurde 1966 in Leningrad geboren.

Eine Rezension zum Buch von Vladimir Vertlib "Spiegel im fremden Wort. Die Erfindung des Lebens als Literatur". [Das Buch auf amazon]


"(...) Während er seine Beziehung zum Russischen als „eine unerwiderte oder nur zum Teil erwiderte Liebesbeziehung“ beschreibt, betrachtet er seinen Umgang mit der deutschen Literatursprache als „Ehe, die aus pragmatischen Gründen geschlossen wurde“.
Aber sind diese Voraussetzungen bereits die Grundlage für das Schreiben oder gar eine eigene Poetologie? Bei Vladimir Vertlib läuft alles darauf hinaus. Anders als etwa Vladimir Nabokov oder Joseph Brodsky konnte sich Vertlib die neue Sprache nicht aussuchen, in die er emigrierte; sie hat etwas Selbstverständliches für ihn. „Die Tatsache“, schreibt er an einer Stelle in der zweiten Vorlesung, „dass ich mir meiner Sprache nie sicher sein kann, dass ich Worte und Formulierungen hinterfrage, die andere mit intuitiver Selbstverständlichkeit handhaben, sehe ich als Vorteil an.“ Auf diese Weise werde, so Vertlib, fast automatisch die Distanz hergestellt, die ein Schriftsteller so dringend nötig hat. „Ich glaube“, sagt Vertlib, „dass die Fähigkeit zur Distanz ein Signifikum von Literatur überhaupt ist.“ Mit der neuen Sprache erschreibt sich Vertlib auch die eigene, fast verschüttete jüdische Identität. Und die Stoffe hierfür zieht er vielfach aus den Geschichten seiner Familie.(...)„Gute Literatur ist, wie ich meine, engagierte Literatur“ – solche Aussagen wirken dann nicht wie ein Gemeinplatz, wenn sie einer wie der Chamisso-Preisträger Vladimir Vertlib äußert. In seiner vierten Vorlesung, die nach einem Essay „Der subversive Mut zur Naivität“ betitelt ist, spricht der Autor uns allen aus der Seele, wenn er sagt, man müsse, bevor man anfängt zu schreiben, klären, wo man steht, und sich auch eingestehen, stets involviert zu sein. Es gibt viele, zum Teil sehr kluge und schlichte Einlassungen zu diesem Thema. „Man muss sich bemühen, den eigenen Ansprüchen und Gefühlen, dem eigenen Wahn, nicht auf den Leim zu gehen, und muss sich ihnen doch gleichzeitig immer wieder aussetzen, um nicht Opfer des kühlen Hauchs der Vernunft zu werden.“ An Vertlibs Prosa und Essays läßt sich studieren, wie man mit sich selbst soweit uneins sein muß, um Literatur produzieren, und soweit eins sein sollte, um darüber gewissenhaft Auskunft geben zu können. " weiter lesen

2006 erschien sein interessanter Roman "Letzter Wunsch". [amazon]

"Gabriel Salzinger versucht den letzten Willen seines verstorbenen Vaters zu erfüllen: ein Grab auf dem jüdischen Friedhof der deutschen Kleinstadt Gigricht, neben seiner Frau. Doch das Begräbnis wird unterbrochen: eine Mitarbeiterin der Israelitischen Kultusgemeinde hat herausgefunden, dass Gabriels Vater nach orthodox jüdischem Verständnis kein Jude gewesen ist - die Großmutter mütterlicherseits war Christin - und demnach auf dem jüdischen Friedhof nicht begraben werden darf ..."Quelle

"(...) "Im Niemandsland des Übergangs leben Vertlibs Figuren in einem traurigen Glück", schreibt Jandl und zitiert aus dem Roman: "Der christliche Europäer würde nicht existieren, gäbe es den Juden nicht, und der Jude wäre kein Jude ohne den Goi. Ich selbst trage beide in mir, den Juden und den Goi. Wie in einem Labyrinth bin ich zwischen den Spiegeln gefangen. Egal in welche Richtung ich mich wende, stoße ich gegen Glas."(...)"weiter lesen

Am 27. Juli 2009 ist es wieder soweit für sein neues Buch "Am Morgen des zwölften Tages"[amazon]:

"Astrid Heisenberg und ihr Großvater haben auf sehr unterschiedliche Weise eine enge Beziehung zum Orient. Astrid hat eine Schwäche für orientalische Männer. Doch der Vater ihrer mittlerweile 19-jährigen Tochter, Khaled aus dem Irak, hat sich noch vor der Geburt des Mädchens aus dem Staub gemacht. Und auch ihre aktuelle Affäre steuert auf eine Katastrophe zu. Um sich abzulenken, beginnt Astrid, die Lebenserinnerungen ihres Großvaters aufzuschreiben. Sebastian Heisenberg war ein bekannter deutscher Orientalist. Im Zweiten Weltkrieg war er für das Reichspropagandaministerium und die deutsche Abwehr tätig und verfasste ein Buch, in dem er eine "faschistische Perspektive für die Welt des Islam" zeichnete. Vladimir Vertlib widmet sich in seinem neuen Roman den großen Themen der Gegenwart: dem Gegensatz zwischen Orient und Okzident in Religion und Kultur - und dennoch dem Verbindenden zwischen den Menschen."Quelle

7. Juni 2009

"Give me that slow knowing smile"

Das neue Album von Lisa Ekdahl "Give me that slow knowing smile" erschien am 01. Mai dieses Jahres [auf amazon] und verzauberte mich restlos.
"Mit ihrem Engelsgesicht und der hohen Kinderstimme wirkt die 38-jährige Schwedin wie die gute Fee von Jazz und Bossa Nova. Doch in der Kindheit galt Lisas Interesse mehr dem Fußball als der Musik, für Jazz begann sie sich als Teenager zu begeistern. Das Rüstzeug fürs Metier holte sie sich bei Bühnenauftritten, eigene Titel auf Schwedisch komponierte sie erst später." Quelle 

Lisa Ekdahl "Give me that slow knowing smile"



Sehr schöne Rezension zum neuen Album findet man auf aviva.