27. August 2008

August

* * *
Du wünschtest, dass ich dich austrinke.
Von deiner Seele sprachest du.
Dem wollte ich schleunigst nachgehen
Und suchte sie. Wo war sie nur?

In deinem Zimmer wohl vergessen
Hast du sie zufällig hinterm Klavier?
Nein, war sie da noch nie gewesen.
Auch nicht im Flur beim schwachen Licht.

Ich suchte weiter in Regalen,
Die Bücher, Kleider warf ich um.
Wieso hast du sie tief verborgen.
Wo stapelst du sie denn so stumm.

Und dann verstand ich meine Suche.
Nicht um die Seele ging es dir,
Die in dir noch bis heute fehlte.
Ich gab dir nach und kniete hin.


* * *

Als du mich erstes Mal betrogest,
War ich noch schwanger. Nicht mit Kind.
Ich trug Gefühle und die Liebe,
Die du mir gabst und dich auch mit.

So quälte ich mich, warf mich nieder.
Und wollte dich nicht mehr verstehn.
Wie kannst du nur mein Herz besingen,
Gebete wechselnd mittendrin.

Wie sinnlos waren deine Worte
Von Ewigkeit, von Gottes Hand.
Die Treue zu dir selbst belogst du, Liebster.
Das fand in fremden Betten statt.

Als du mich letztes Mal betrogest.
Lief ich nun fort, kehrte dann um.
Suche dich selbst, nicht mich.
Wo ließest du nur deine Seele.
Du machst dich leer und alt.
Bin nicht mehr da,
Bin fort von dir.

August 2008

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ist das dein Gedicht? Wundervoll, mir sind 10000 Volt durch den Körper gefahren als ich es gelesen habe.

Ann hat gesagt…

Ja, das sind meine. Diejenige "Stromspannung" war in mir..., die Schmerzensgrenze wahrscheinlich längst überschritten. Und so gebar ich solche Worte. Und es freut mich um so mehr, dass es mir gelang, es weiter zu tragen und zu übertragen.
A.

la. hat gesagt…

...
Na dann werde ich mich vielleicht doch noch länger mit Hanno Buddenbrook begnügen - der kann mir nichts Böses antun.

Ja, ein schönes Gedicht. Und wie Diderot sagte: "Il n'y a que les grandes passions qui puissent élever l'âme aux grandes choses."

Ann hat gesagt…

Vielen Dank!
Die Buddenbrooks warten noch zum Lesen auf mich. Dann viel Vergnügen damit.

Ja, Diderot hatte mehr, als Recht...