2. September 2007

Pablo Neruda

Er berührt mich mit jedem Gedicht...

Pablo Neruda (1904-1973)
"Ja, ich liebe sie nicht mehr, doch wie liebte ich sie, damals. Zum Wind wurd meine Stimme, um ihr Ohr zu berühren ... Ja, ich liebe sie nicht, oder liebe ich sie noch immer? So kurz dauert die Liebe und so lang das Vergessen." Me arranca el alma ...

Deine Hände
Wenn deine Hände, Liebe,
meinen entgegenkommen,
was bringen sie mir, fliegend?
Warum hielten sie plötzlich
inne auf meinem Mund?
Wie erkenne ich sie,
als hätte ich sie damals,
früher schon mal berührt,
und als wären sie früher,
ehe sie selber waren,
mir schon über die Stirne,
über die Hüfte gestreift?
Ihre Sanftheit kam her,
fliegend über die Zeit,
über das Meer, den Rauch,
über den Frühling flügelnd,
und als du deine Hände
mir auf die Brust gelegt,
erkannte ich die Flügel
der goldfiedrigen Taube,
erkannte ich die Kreide
und die Farbe von Weizen.
Mein ganzes Leben habe
ich nach ihnen gesucht.
Treppen stieg ich empor,
ging über Pflasterstraßen,
Züge trugen mich fort,
Wasser brachten mich her,
und auf der Haut der Trauben
meinte ich dich zu fühlen.
Das Holz gab unversehens
mir Berührung mit dir,
und die Mandel verhieß mir
deine heimliche Sanftheit,
bis deine Hände sich
schlossen auf meiner Brust,
um hier nun wie zwei Flügel
zu beenden die Reise.



Gedicht XV
Mir gefällt´s, wenn du schweigst, als
wärst du in der Ferne.
Du hörst mich dann, als käme mein Wort weither geflossen.
Deine Augen, so scheint es, sind heimlich fortgeflogen,
und ein Kuß hat, so scheint es, dir deinen Mund verschlossen.
Weil jedes Ding erfüllt ist vom Leben
meiner Seele,
tauchst du auf aus den Dingen, erfüllt von meinem Wesen.
Ein Falter wie aus Träumen, ähnelst du meiner Seele,
und das Bild deines Daseins läßt das Wort Schwermut lesen.
Mir gefällt´s, wenn du schweigst, als
wärst du nicht zugegen.
Du bist dann wie ein Falter, weinend, daß man dich wiege.
Und du hörst mich von weitem, kein Laut kann dich berühren:
Laß drum, daß jetzt mein Schweigen in deinem Schweigen liege.
Laß, daß ich zu dir rede mit deinem
eigenen Schweigen,
klar wie die stille Lampe, schlicht wie ein Fingerring.
Wie Nachtluft bist du, lautlos, von Lichtern überfunkelt.
Du schweigst mit Sternestille, ein fernes, kleines Ding.
Du gefällst mir im Schweigen, denn da bist
du wie ferne.
Entrückt, von Schmerz gezeichnet, als längst du schon im Grabe.
Es genügt mir ein Wort dann, ein Lächeln nur, ein kleines.
Und ich bin fröhlich, fröhlich, daß ich dich bei mir habe.


Dich so viele Tage, ach so viele Tage
so sicher und so nah zu sehn,
wie vergelte ich ´s, womit bezahle ich´s?

Der blutdürstende Frühling
der Wälder erwachte,
die Füchse kommen aus ihren Höhlen hervor,
die Schlangen trinken Tau,
und ich gehe mit dir durchs Laubwerk,
zwischen Pinien und Schweigen,
und ich frage mich, wie und wann
ich zahlen muß für dieses Glück.

Von allem, was ich sah,
dich will ich weiterhin sehn,
von allem, was ich berührte,
nur deine Haut will ich weiter berühren:
ich liebe dein Orangenlachen,
du gefällst mir im Schlaf.

Was soll ich machen, Liebe, Geliebte,
ich weiß nicht, wie die übrigen lieben,
ich weiß nicht, wie man sich früher liebte,
ich lebe, indem ich dich sehe, dich liebe,
ganz einfach verliebt.
Du gefällst mir jeden Abend mehr.

Wo magst du sein? werde ich fragen,
wenn deine Augen verschwinden.
Wie lange säumt sie! denk ich und kränke mich.
Ich fühle mich armselig, traurig und dumm,
und kommst du, bist du ein Windstoß,
der her von den Pfirsichen weht.

Darum liebe ich dich und auch nicht darum,
wegen so vieler Dinge und so weniger,
und so soll die Liebe sein
halb abgeschlossen und allgemein,
eigen und schrecklich,
mit fliegendem Banner und in Trauer,
blühend wie die Sterne
und maßlos wie ein Kuß.



Wenn du mich vergißt
Ich möcht, daß du
eines weißt.
Du weißt ja, wie das ist:
Betrachte ich
den kristallenen Mond, den roten Zweig
des säumigen Herbstes an meinem Fenster,
berühre ich
beim Feuer
die ungreifbare Asche
oder die runzligen Körper des Holzes,
bringt mich das alles zu dir,
als wäre alles, was da ist,
Düfte, Licht, Metalle,
nichts andres als ein Schwarm kleiner Schiffe,
hinsegelnd zu deinen Inseln, die mich erwarten.
Nun aber,
wenn du allmählich aufhörst, mich zu lieben,
werde ich aufhören, dich zu lieben, allmählich.
Wenn du auf einmal
mich vergißt,
suche nicht nach mir,
denn ich werde dich schon vergessen haben.
Scheint er dir lang und irre lodernd,
der Fahnenwind,
der mein Leben durchweht,
und entscheidest du dich,
mich auszusetzen am Rand
des Herzens, in dem ich verwurzelt bin,
so bedenke,
daß am selben Tag,
zur selben Stunde,
ich die Arme erhebe
und meine Wurzeln sich aufmachen,
einen anderen Boden zu suchen.
Doch wenn du
jeden Tag,
jede Stunde
empfindest, daß du für mich bestimmt bist,
mit unverrückbarer Süße,
wenn jeden Tag
eine Blüte aufsprießt zu deinen Lippen, um mich zu suchen,
ach, meine Liebe, ach, Meine,
so wiederholt sich in mir all dies Feuer,
und nichts erlischt in mir, nichts wird vergessen,
meine Liebe nährt sich von deiner Liebe, Geliebte,
und solange du lebst, wird sie in deinen Armen sein,
ohne die meinen zu verlassen.

7 Kommentare:

chiqa hat gesagt…

Hey, ich suche seit WOCHEN das Gedicht aus der Folge von How I met your mother. Im Internet stand das es "And because love battles" ist. Aber der Text stimmt nicht mit dem aus der Folge überein. Ich dachte schon es wurde im Deutschen einfach anders übersetzt, aber wieso suchen Amerikaner auch nach diesem Gedicht. Hier der der Text aus der Serie:
Just knowing you're out there thining about me,
caring about me makes me feel safe.
So all my fears, all my yesterdays, wash away
& only hope remains in the promise of your embrace.

You make me thank God for every mistake I ever made
Because each one led me down the path that brought me to you.

And when we finally come together I want you to hold me all night.
Stroke my hair, tell me I'm a woman & show me you're a man.
Until there was only now, you & I, and now.

I do not ask of the night explanations, I wait for it, & it envelops me.
And so you and bread, and light, and shadow are.

I'll be back when the wind & fates & chance bring me back.

Ich hab nun schon überall gesucht. Bücher gewältzt und bin einfach ratlos. Bitte helft mir!!!

Anonym hat gesagt…

stimmt, der ganze text ist auch nicht von neruda aber teile daraus halt und die teile sind aus "and because love battles". den ganzen, in der serie vorkommenden text, wirst du in keinem gedicht so finden.

Anonym hat gesagt…

Google mal: "Ode und frisches Keimen" ..da findest du alles!

Unknown hat gesagt…

hallo leute da ich ebenfalls lange auf der suche war nach einer Übersetzung von "and bacause love Battles" oder einer vollständigen version von "Ode und frisches Keimen" habe ich mir nun selbst die mühe gemacht und eine Übersetzung/Freie Interpretation geschrieben, vielleicht gefällt es ja jemandem...

Ode und frisches Keimen
(Und weil Liebe Kämpft)

Pablo Neruda


Und weil Liebe kämpft, nicht nur
auf eigenem brennendem Feld,
sondern in Mündern auch von Männern und Frauen
darum will ich denen entgegentreten,
die zwischen meine Brust und deinen Duft
ihre finsteren Gedanken sähen.

Über mich, nichts Schlechteres,
gibt es zu erzählen, meine Liebe,
als das, was ich dir gesagt.

ich lebte im Ödland
bevor ich dich traf
Ich wartete gar nicht auf Liebe, doch
lag ich da in Erwartung und sprang auf das Ross.

Was kann ich noch sagen?
Bin weder gut noch schlecht, sondern Mensch,
und ich brachte mein leben in eine Gefahr, die du kennst
und mit Leidenschaft du teilst.

Und gut, diese Gefahr
ist die Gefahr der Liebe, der vollkommenen Liebe
für ein Leben,
für alle Leben,
und wenn diese Liebe uns
den Tod und die Haft bringt,
bin ich sicher, dass deine großen Augen,
als bald ich sie küsse
mit Stolz sich verschließen,
zum Doppel Stolz, Liebe,
mit deinem Stolz und meinem (Stolz).

Aber an mein Ohr werden sie kommen
um den Turm zu untergraben
der süßen und schweren Liebe die uns verbindet,
sie werden sagen: "Die eine
die du liebst,
sie ist nicht die Frau für dich,
warum liebst du sie? Ich denk
du findest eine viel schönere,
viel ernstere, viel tiefere,
ganz andere, du verstehst, sieh doch wie sanft sie ist
und was sie im Kopf hat,
und wie sie sich kleidet,
und so weiter und weiter".

Und mit diesen Zeilen sage ich:
So wie es ist will ich dich, meine liebe,
meine liebe, wie es ist liebe ich dich,
wie du dich Kleidest
und wie dein Haar sich türmt
wie deine Lippen lächeln
leicht wie das Wasser
des Frühlings auf reinem Fells
Wie es ist liebe ich dich, Liebling.

Ich frage nicht das Brot mich zu lehren
aber nur um nichts vom Alltag zu versäumen.
Ich weiß nichts über das Licht, von wo
es kommt und wohin es geht,
Ich will nur dass das Licht erstrahlt,
ich erbitte nicht dass die Nacht sich mir erschliesst
ich warte nur und sie empfängt mich,
und so bist du und Brot und Licht
und Schatten da.

Du bist in mein Leben gekommen
mit allem was du brachtest,
gemacht
aus Licht und Brot und Schatten so erwartete ich dich,
und so brauche
und so liebe ich dich,
und alle, die vom morgen hören wollen
was ich nicht vermag zu sagen, last sie es lesen hier,
und lasst sie zurückkehren ins jetzt, denn es ist zu früh
für Diskussionen dieser Art.

Morgen geben wir ihnen nur
ein Blatt des Baumes unserer Liebe, ein Blatt
fallend zur Erde,
wie von unseren Lippen erschaffen
gleich einem Kuss, fallend
aus unseren unerreichbaren Höhen
zum Zeichen des Feuers und der Zärtlichkeit einer
wahren Liebe.


(Übersetzung Marcel Hofmann 05.08.2013)

Anonym hat gesagt…

Sprachlos. Überweltigt .

Lina

Anonym hat gesagt…

Die deutsche Übersetzung des Zitates aus der Serie lautet:

Du machst, dass ich Gott für jeden Fehler danke, den ich je beging, denn Sie führten mich auf den Weg, der mich zu dir gebracht hat!
Und wenn wir uns dann gegenüber stehen, will ich dass du mich einfach nur fest hälst und zwar die ganze Nacht lang.
Streichele mein Haar, zeige mir dass ich eine Frau bin & du ein Mann, sodass nur noch das Jetzt existiert;
Du & Ich & das Jetzt!
Ich erbitte nicht, dass die Nacht sich mir erklärt, ich warte nur und Sie empfängt mich.
Und so sind Du & Brot & Licht & Schatten da!

Unknown hat gesagt…

Ich suche den Text des Gedichtes von Neruda "ti manderó un bacio con il vento".